Im Jahre 817 schenkte Ludwig der Fromme dem Kloster Fulda die bei Echzell gelegene kleine Burg Bingenheim. Echzell und die Burg bildeten vermutlich eine kleine Mark; die Zahl der dazugehörigen Güter ist mit ungefähr 187 angegeben.[4] Um diese Keimzelle herum schuf sich die Abtei im Laufe der folgenden Jahrhunderte die sogenannte Fuldische Mark. Die Burg Bingenheim blieb fuldischer Eigenbesitz, die Vogtei über die Fuldische Mark dagegen wurde als Lehen an weltliche Herren gegeben. Anfangs war die Vogtei möglicherweise in der Hand der Grafen von Nürings, kam aber um die Mitte des 11. Jahrhunderts an Volkold I. von Malsburg, der damit zum Begründer des Geschlechts der Grafen von Nidda wurde.
Die älteste erhaltene Erwähnung von Bingenheim stammt aus der Zeit zwischen 1015 und etwa 1025 und findet sich im Codex Eberhardi.[5]
1357 erhielt der Fuldaer Abt Heinrich von Kranlucken von Kaiser Karl IV. die Erlaubnis, vor seiner Burg Bingenheim eine Stadt zu gründen, sie zu befestigen und dort einmal wöchentlich einen Markt abzuhalten; später erscheint Bingenheim jedoch wieder als Dorf.[4] Es war Sitz des gleichnamigen Amtes Bingenheim.
Neuzeit
In der frühen Neuzeit fanden Hexenprozesse statt.[6] Eins der ersten Opfer war 1652 Hans Rau aus Berstadt, der diesem Hexenwahn zum Opfer fiel. Gerichtsakten dazu liegen noch heute im Staatsarchiv Darmstadt. Ein Roman von Georg Schäfer aus dem Jahr 1898 greift dieses Thema unter Benutzung dieser vorhandenen Originalakten auf.[7] Zu der 1200-Jahr-Feier der Gemeinde Echzell 1982 wurde das Stück „Die Hexe von Bingenheim“ unter der Leitung von Gitta von Zittwitz und Ursula Koch mit sehr großen Erfolg uraufgeführt.
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[1]; Zensus 2011[11], 2022[2]
Im ehemaligen Schloss aus dem 17. Jahrhundert ist seit 1950 die Lebensgemeinschaft Bingenheim, eine anthroposophische Einrichtung mit Schule für Behinderte, untergebracht. Im Jahre 1991 wurde ein Bürgerzentrum errichtet.
Die Bingenheimer Saatgut AG, 2001 gegründet, ist eine der größten europäischen Produzenten für samenfestes Saatgut.
Im Ort gibt es sowohl eine evangelische wie auch eine neuapostolische Kirche. Für die jungen Einwohner stehen zwei Kindergärten mit je zwei Gruppen zur Verfügung, nämlich der gemeindliche Kindergarten Lilliput und der Waldorf-Kindergarten.
Im Jahr 1877 begann man in Bingenheim mit dem industriellen Abbau von Basalt. Noch heute wird im südlichen Bereich in einem Steinbruch Basalt abgebaut. Alte Abbauwände in den nahe gelegenen Wäldern deuten aber darauf hin, dass bereits zur Zeit der römischen Besiedlung Basaltgestein primitiv gewonnen wurde.
↑Daniel Meisner, Eberhard Kieser: Thesaurus Philopoliticus oder Politisches Schatzkästlein Bd. 2. Faksimile-Neudruck der Ausgabe Frankfurt am Main 1625-1626 u. 1627-1631, Nördlingen 1992, Buch 5, Nr. 7.
↑ abJohann Ernst Christian Schmidt: Geschichte des Großherzogthums Hessen. Heyer, 1819, S. 112–113. eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
↑Heinrich Meyer zu Ermgassen: Codex Eberhardi. Marburg 1995-2007, Bd. 2, Nr. 35, S. 260.
↑Georg Schäfer: Die Hexe von Bingenheim: oberhessischer Volksroman aus den Zeiten der Hexenprozesse; mit Benutzung der vorhandenen Originalakten (1652–1660) bearbeitet. H. May Nachf., Lauterbach, Oberhessen 1898.
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Die Eintheilung des Landes in Landraths- und Landgerichtsbezirke betreffend vom 14. Juli 1821. In: Großherzoglich Hessisches Ministerium des Inneren und der Justiz. (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1821 Nr.33, S.403ff. (Online bei der Bayerischen Staatsbibliothek).