Billmerich

Billmerich
Stadt Unna
Wappen der ehem. Gemeinde Billmerich
Koordinaten: 51° 30′ N, 7° 40′ OKoordinaten: 51° 30′ 14″ N, 7° 40′ 23″ O
Fläche: 6,42 km²
Einwohner: 2060 (31. Dez. 2013)
Bevölkerungsdichte: 321 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1968
Postleitzahl: 59427
Vorwahl: 02303

Billmerich ist ein Stadtteil der westfälischen Stadt Unna im gleichnamigen Kreis mit fast 2100 Einwohnern.

Geographie

Geologie

Geologisch gesehen gehört die Billmericher Flur zu den interessantesten im Ruhrgebiet. Die zahlreichen Steinbrüche erlauben eine eindeutige Deutung des geologischen Aufbaus des Bodens. In der oberen Steinkohlezeit (vor ca. 320 Millionen Jahre) bis in die Kreidezeit (vor ca. 90 Millionen Jahre) liegt hier die Grenze zwischen Meer und Festland. Es stoßen zwei Landschaften aneinander: (1) im Süden das Rheinische Schiefergebirge und (2) im Norden die Westfälische Tieflandbucht. Die Gegend war geprägt durch Moore und Sumpfwälder (daher die Kohleablagerung), sowie Sandsteine (Ablagerung des Küstensandes) und fossiler Meerestier (sog. Kalkmergelsteine). Mit der Klimaänderung (vor ca. 9 Millionen bis 150.000 Jahren) kamen Eiszeiten, die von Warmwetterzeiten unterbrochen waren. Mit der letzten Saale-Eiszeit kam skandinavisches Inlandeis bis an den Haarstrang, von dem auch der runde Findling in der Bauernkuhle stammte.

In Billmericher Steinbrüchen sind die verschiedenen Gesteinsschichten deutlich zu erkennen. Die Kreide aus den Kalkmergelsteinbänken, der an fast allen höher gelegenen Stellen in Billmerich vorkommt, wurde auf den Feldern zum Düngen verwendet. In den 7 größeren und in einigen kleineren Steinbrüchen wurde ein Sandstein gebrochen und zum Bau von Straßen, Mauern und Bauwerken verwendet. Das Fundament z. B. der ev. Kirche in Billmerich (erbaut 1934) und auch viele der heute noch vorhandenen Mauern, als Straßenbegrenzungen, bestehen aus den Billmericher Bruchsteinen. Noch vor dem Zweiten Weltkrieg wurden die Steinbrüche aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr betrieben.

Neben den Steinbrüchen gab es auch kurzfristig einen Eisensteinbergbau auf einem Acker des Bauern Dieckmann.[1]

Lage

Billmerich liegt etwa 4 km im Süden der Stadt Unna. Billmerich unterteilt sich in 6 Bereiche: Ortsmitte (dem alten Ortskern mit Kirche und Gemeindehaus), Hillering (nördlich vom Ostenberg, Richtung Südstadt von Unna), Auf der Höhe (ehemals Tonhausen, nördlich von alter Ortsmitte in Richtung Unna), Ringebrauck (Auf der Kluse, Richtung Altendorf / Dellwig), Dorfkamp (Neubaugebiet östlich von Schule und Kindergarten) und Am Busch (in Richtung Holzwickede).

Nachbargemeinden

Billmerich grenzte im Jahr 1967 im Uhrzeigersinn im Norden beginnend an die Stadt Unna und an die Gemeinden Strickherdicke, Langschede, Altendorf, Opherdicke und Massen (alle im Kreis Unna).

Geschichte

Grundlegendes

Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes Billmerich, als Bilimerki, datiert aus dem Jahre 890 und war im Besitz des Klosters Werden. Das Kloster besaß auch den heute nicht mehr lokalisierbaren Ortsteil „Ostbilimerki“. 1330 wird ein Ortsteil „Hillering“ urkundlich in der Lehnung an den Edelherrn Lambert van der Rure genannt: „... eyner halven Hove Holtes in der Belemerke, dey behoren in dat Gut to Hildernich ...“.[2]

Billmerich gehörte im Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit in eigener Bauerschaft (Beelmarcke) im Amt Unna zur Grafschaft Mark. Laut dem Schatzbuch der Grafschaft Mark von 1486 hatten die 10 Steuerpflichtigen in der Bauerschaft zwischen 1 und 6 Goldgulden an Abgabe zu leisten.[3] Im Jahr 1705 waren in der vergrößerten Bauerschaft (Baurschaft Belmericke) 21 Steuerpflichtige mit Abgaben an die Rentei Wetter im Kataster verzeichnet.[4]

Im 19. Jahrhundert gehörte die Landgemeinde Billmerich bei der Errichtung der Ämter in der preußischen Provinz Westfalen zum Amt Unna, dann zum Amt Unna-Kamen im Kreis Hamm. Im Jahr 1885 gab es in der Landgemeinde Billmerich auf 660 ha Fläche, davon 446 ha Ackerland, 16 ha Wiesen, 51 ha Holzungen, 12 Wohnplätze, 114 Wohnhäuser mit 158 Haushaltungen und 890 Einwohner.[5]

Anlässlich der Auskreisung der Stadt Hamm am 1. April 1901 wurde aus dem Kreis der Landkreis Hamm. Nach einer Gebietserweiterung im Jahr 1929 wurde dieser im Oktober 1930 in Kreis Unna umbenannt.[6] Am 1. Januar 1968 wurden die bisherigen Gemeinden Afferde, Billmerich, Hemmerde, Kessebüren, Lünern, Massen, Mühlhausen, Siddinghausen, Stockum, Uelzen und Westhemmerde mit der Stadt Unna zusammengeschlossen.[7]

Bauerngeschichte

Um 890 hat die Abtei Werder, im Gebiet der heutigen Stadt Essen, Besitz in Billmerich (bilmeriki) und Ostbillmerich (ostbilmeriki).[8] Im ältesten Werdener Urbar (Einkünfteverzeichnis) werden Lehnsgüter erstmals erwähnt. Wie das Kloster Werder an die bäuerlichen Besitzungen gelangt war, ist heute nicht mehr erklärbar. Nach 877 wurde das Kloster dem Reich übertragen und danach wurden die Grundbesitze systematisch erfasst.

Zu Anfang des 13. Jahrhunderts war der Zehnte zu Billmerich Eigentum des Kölner Erzbischofs, der den Grafen Otto von Tecklenburg damit belehnt hatte. Um 1220 werden im Werdener Urbar 2 Bauernhöfe aus Billmerich mit Abgaben verzeichnet: Tieze vom Hof in „Bilemerc“ und Betto in „Bilemerke“. 1232 verzichtete der Graf von Tecklenburg gegenüber dem Erzbischof zugunsten des Klosters Fröndenberg auf den Zehnten in „Belemerke“. 1233 verzichtete auch die Witwe Gertrud von Bilemerke auf ihre Ansprüche, worauf Erzbischof Heinrich von Köln den Zehnten dem Kloster Fröndenberg übertrug. Um 1294 verkaufen die Adligen Arnold und Johann von Hövel dem Kloster Fröndenberg ihre Eigentumsrechte an einem Hof in „Luttiken Bilemeriken“. Um 1330 erhielt der Edelherr Lambert van der Rure ein Lehnen „in der Belemerke, dey behorden in dat Gud to Hilderinch“ (Billmericher Ortsteil Hillering).

Älteste Aufstellung von 1486 der Bauernhöfe in Beelmarcke (Billmerich) stammte aus dem Schatzbuch der Grafschaft Mark: - Schult van Westhaven (Hof Westhoff) - Haigedorne - Hermann Laerman - Hans Laittengaen - Jan in den Dyck (Hof Dieckmann) - Henrik und Derick Bosehaver - Derich Beymer - Burgemeister (Hof Mester) - Henrick Latengaen In früheren Zeiten sind die Namen an den Hof gebunden, nicht aber an die Familien, so dass damit das Alter des Hofes bewiesen wird, aber nicht die der Familien. In dieser Auflistung werden nur die 10 besteuerten Höfe genannt.

Neben der Abtei Werden waren das Kloster Fröndenberg und Kloster Scheda die ältesten und bedeutendsten Grundherren in Billmerich. Bereits 1253 besaß das Kloster Scheda dort einen Hof. 1283 schenkte der Edle Hermann van Witten dem Kloster Fröndenberg „area in Belemerke“, 1296 übertrug der Edelmann Wilhelm von Ardey dem Kloster das „Ghevehardincgut zu Belemerke“. Weitere Höfe werden nach Aussterben des Adelsgeschlechts von Billmerich an die beiden Klöster gelangt sein.

Lehnsherr Kloster Fröndenberg

Nach Fröndenberg gehörte der Hof Boese (heute Espeloer). 1613 wird der Hofe Böse im Gewinnbuch des Stiftes Fröndenberg urkundlich erstmals genannt. Im Pachtvertrag von 1719 steht, dass der Melchior Quabeck, genannt Böse, den Hof vom Bauer Budde übernimmt. 1851 entrichtete Thomas Böse die letzte Jahrespacht von 6 Hühnern, je 12 Scheffel Roggen, Gerste und Hafer. Danach befreite er durch Zahlung einer Ablösesumme von 886 Taler, 4 Silbergroschen und 6 Pfennig den Hof von dieser Last. Heute (2024) gehört der Hof der Fam. Espeloer und wird landwirtschaftlich als Nebenerwerbsbetrieb genutzt.

Der Hof Budde (Lategahn) den 1553 Heinrich Budde, 1666 Peter Budde bewirtschaftete, war zu einer jährlichen Pachtzahlung von je 20 Scheffel Roggen, Gerste und Hafer sowie einer „Binnenpacht“ von 1 Schwein und 4 Hühnern an das Stift Fröndenberg veranlagt. Die Ablösung, die Diedrich Friedrich Budde hierfür 1842 zahlte, betrug 1000 Taler. Das jetzige Hauptgebäude wurde 1837 erstellt. Heute (2024) gehört der Hof der Fam. Eckehard Lategahn und wird landwirtschaftlich als Nebenerwerbsbetrieb genutzt.

Der Hof Burgemeister (Mester), 1486 schon im märkischen Schatzbuch genannt, war auch nach Fröndenberg hörig und musste eine Pacht von 4 Gulden errichten. Als Hofpächter werden genannt 1549 Dirick Bormester, 1666 Albert Burmeister. Ihre Pachtleistung betrug jährlich je 4 Scheffel Roggen, Gerste und Hafer, 4 Hühner und 1 Geld 1 Silbergroschen 8 Pfennige. Die Ablösung dieser Verpflichtung erfolgte 1852 mit 395 Taller und 24 Silberstücke. Fa, Schmiemann erwarb zwischenzeitlich den Hof und verkaufte ihn an Wilhelm Mester. Der Hof Mester besteht bis heute und wird als Pferdehof von Fr. Weidekat betrieben.

Die Jahrespacht 1666 von Hof Ellerickmann (Ellerkmann) an das Kloster Fröndenberg war auf je 8 Scheffel Roggen, Gerste und Hafer, sowie 4 Hühner festgesetzt. Der Hof existiert heute nicht mehr, er brannte 1945 ab. Von dem 200 Morgen großen Hof ist das meiste Land verkauft worden. Den Hof und den Rest des Landes kaufte Franz Korte. Ebenfalls nach Fröndenberg abgabepflichtig war der Hof Lategahn,. Der Name Lategahn taucht schon im 15. Jahrhundert auf. Das Schatzbuch der Grafschaft Mark von 1486 verzeichnet einen Hans Laittengaen und Hendrick Latengaen, 1666 wird ein Bewirtschafter Johann Lategahn genannt. In der Zeit um 1950 war der Pächter Heinemann. Heute lebt dort eine Familie Kötter.

Der sechste Billmericher Hof, der nach Fröndenberg hörig war, war der Kotten Möller, heute Klusenwirth. 1666 besaß ihn Merten Möller, 1984 pachteten ihn die Eheleute Johann Schock und Elßken Schmidt, 1725 Wessel Gothard Middendorp aus dem Amt Hamm und seine Frau Ursula Pielken.

Lehnsherr Kloster Scheda

Der Hof Frygge, sonst auch Hof Schriver oder Hof Wedebrock genannt, gehörte als Lehngut der Abtei Werden dem Kloster Scheda. 1522 belehnte der Abt von Werden den Probst zu Scheda mit dem „Schryvers Hove zu Belemarke“. 1547 / 1563 werden Pacht an Kloster Werden entrichtet. 1666 saß auf dem Hof Johann Frieg, 1853 Kaspar Diederich Frieg, der die Pachtverpflichtung des Hofes gegenüber dem Kloster Scheda mit 982 Talern und 24 Silberstücke ablöste.

Der „Osthof tho Bylemarke“ (Albers) ist urkundlich seit 1397 bekannt. 1666 bewirtschaftete Johnann Schult Osthoff den Hof, und 1763 pachteten ihn Caspar Osthoff und seine Frau Catharina Margarethe gegen eine jährliche Abgabe von 10 Malter Roggen, 10 Malter Hafer und zwei Schweinen. Diese Last löste Franz Osthoff 1852 mit 21800 Talern ab. Als Sohn dieses letztgenannten Franz wurde am 18. April 1847 hier auf dem Hofe der spätere Professor Dr. Hermann Osthoff geboren, den man als einen „den bedeutendsten Vertreter der vergleichenden Sprachwissenschaft seiner Zeit“ rühmte. Im Jahr 1917 übernimmt die Familie Josef Albers den Osthof. Heute (2024) betreibt die Fam. Bernhard Albers Land- und Viehwirtschaft und gehört zu den 3 größten, verbliebenen Betrieben in Billmerich.

Der Schulze-Westhoff (Gut Westhoff der Fam. Lange bzw. heute Fam. Rehpenning) gehörte ebenfalls zum Kloster Scheda. Alt erster Besitzer ist Urkundlich aus dem Jahr 1217 eine Familie Thidericus de Billemerke genannt. Um 1450 war das Gut der größte Hof in der Umgebung. Im Schatzbuch von 1486 wird dieser Hof „Schult van Westhaven“ genannt. 1666 bewirtschaftet Jobst Plater Schulte den Westhoff. Zu diesem Hof gehörten die beiden Kotten Berg und Bittmann. 1917 kaufte Fritz Lange den Hof. Im Jahr 1927 wurde das alte Hauptgebäude durch einen Brand zerstört. Danach wurden die heutigen Gebäude errichtet. Hans-Georg Lange verkauft 1974 den Westhof an den Landwirt Klaus Rehpenning / Hagen. Sein Sohn Klaus-Ulrich Rehpenning bewirtet bis heute den Hof.

Sadelhof zu Altendorf

Einem geistlichen Grundherrn unterstand der Hof Sedler, früher Stockebrands Gut (seit 1900 Hof Spielfeld), der ein Behandigungsgut des zur Abtei Werden gehörigen Sadelhofs Altendorf war. 1666 war Johann Sadler, 1797 waren die Eheleute Heinrich Willhelm Sadler und Katharina Elisabeth Hohenschwerdt damit behandigt. Die jährlichen Abgaben an Altendorf waren auf 10 Scheffel Hafer, ein halbes Schwein und 21 Groschen 8 Pfennige an Geld festgesetzt. 1853 zahlte Johann Heinrich Wilhelm Sadler die Ablösesumme von 288 Talern. 1892 war die Fam. Settler Gründungsmitglied des Landwirtschaftsvereins. Der Hof Settler kam durch Heirat an den Bauern Gustav Spielfeld, der den Hof mit einer Gesamtfläche von 21 ha betrieben hat. In 2006 wurden die Hofgebäude abgerissen und die gesamte Hoffläche neu bebaut.

Lehnsherr Stadt Unna

Als Grundherr in Billmerich trat auch die Stadt Unna auf. Ihr waren die Höfe Brunschede, Bösehove und Dickmann (im Schatzbuch von 1486 „in den Dyck“ genannt) hörig. Hof Bösehove (ab 1900 Hof Kornrumpf) wird 1486 im Schatzbuch der Mark Henrik und Derik Bösehaver (Bösehove) erwähnt und waren bekannt als Gemeindeschulzen. 1627 Hermann Bösehove (im Dreißigjährigen Krieg), konnte seine Pacht nicht bezahlten und der Hof wurde teilweise verpfändet. 1705 Hof Bösehove (auch genannt Bösehage) ist der 4. Größte Hof in Billmerich. Fam. Späing übernahm den Hof und durch Heirat hat die Familie Kornrumpf 1948 übernommen (die Fam. Kornrumpf hat das Wappen der Späings aufbewahrt). Der Hof wird seit 1990 nicht mehr landwirtschaftlich betrieben. Das kleine Fachwerkhaus, als Backstube verwendet, wurde durch ein Feuer in 2005 völlig zerstört.

1486 ist der Pächter des Hof Dieckman ein Jan in den Dyck. 1666 war Gort Dieckmann der Pächter. 1690 wird als Zehntland im Besitz des Hofes 24 Maltersaat, 2 ½ Scheffelsaat angegeben. Auf dem Hof befindet sich ein Stammbaum, der bis ins Jahr 1486 zurückreicht. Der Hof wurde durch ein Feuer zerstört und wurde in 1807 wieder aufgebaut (siehe Balkenaufschrift). Erich Dieckmann (geb. 1. Juni 1899) und seine Frau Luise (geb. Böckelmann, 4. Dezember 1910) waren bis Mitte 20. Jahrhundert die Besitzer.

Weitere Bauernhöfe in Billmerich

Der Hof Mertin (ab 1900 Hof Vogt) war um 1700 im Besitz der Bürgerfamilie Krane und Schultz in Unna. Sie verpachteten den Hof an Johann Mertin. 1784 Johann Hendrich Mertin und Ehefrau Anna Catrina Haggenberg errichten das Hofgebäude (1787 - Balkeninschrift). Nach dem Tode des J.-H. Mertin heiratete seine Witwe den Landwirt Gustav Vogt. 1969 wurde das alte Fachwerkhaus aus dem Jahre 1784 abgebrochen und 2002 durch das heutige Mehrfamilienhaus ersetzt.

Der Hof Bemmer (Schäfer, Steinmann, Redix) zählte im 14. Jahrhundert zu einem Hofverband des Isenguts in Altendorf, zu dem viele Höfe im Ruhrtal, am Haarstrang und am Hellweg gehörten, das später auch Bemmersgut genannt wurde. Hermann Bemmer und Sohn Dietrich übertrugen 1472 dem Hospital und Armenhaus zum Heiligengeist an der Massener Straße in Unna den Hof (der durch einen Fehler eines Werdener Schreibers jetzt meist Bremerhof genannt wird). 1548 verpachtet der Bürgermeister in Unna den Hof an Hinrich Scheper to Belemarcke und Ehefrau Else. Der Hof wurde von da an „Schäfers Hof“ genannt. Im Jahre 1647, zu Ende des Dreißigjährigen Krieges, hatte Billmerich sehr zu leiden. Der Hof „Scheffer zu Bilmercke“ wurde derart (wie viele andere), so dass der Richter Dr. Eberhard Zahn aus Unna die Besitztümer neu klargestellt werden mussten. 1652 werden die Ländereien vom Osthof bewirtschaftet. 1754 reißt Johann Schaeffer sein altes Haus ab und erbaut ein neues. 1763 überträgt er im Alter von 71 Jahre seiner ältesten Tochter und dem Ehemann Johann Wilhelm Elsmann (Westwick/Kamen) den Hof (mit Genehmigung des Hospitals) – der Ehemann nahm nach altem Brauch den Namen Schäfer an. 1793 betrug die Pacht je 14 Scheffel Roggen und Gerste, 20 Scheffel Hafer, 1 Schwein und 6 Hühner. 1838 wird dem Colon Friederich Schäfer gegen eine Rentenzahlung das bäuerliche Eigentum übertragen. In 1852 zahlt er dem Hospital in Unna eine Ablösung von 600 Talern, 10 Silbergroschen und 6 Pfennig. Durch Heirat geht der Hof an die Familie Steinmann, die diesen an die Fam. Redix verkauften.

Am Hillering in Richtung Unna steht der Schulzenhof zu Ringebrauck (Hof Hilleringmann), der auch heute noch landwirtschaftlich betrieben wird. In 1382 verzichten die Brüder Konrad, Dietrich und Johann Stayl zugunsten der Brüder von Herne auf das Gut Ryngebroke. In 1486 erwirbt die Stadt Unna die Eigentumsrechte. Damit erscheint der Hof nicht in der 1486er Liste im Schatzbuch der Grafschaft Mark. Als Pächter zugunsten des Marienaltars / Stadt Unna wird 1617 Berndt Schult zum Ringebroch, 1667 Diederich Turger, 1669 Franz Karthaußen und 1684 / 1714 Eberhard Dieckmann, Schultze zum Ringebroich, und Ehefrau Anne Margrete von Steinen genannt. Im Kataster der steuerpflichtigen Güter von 1705 gehört der Hof zur Bauernschaft Niedermassen. Die jährliche Pacht betrug je 15 Maltern Hartkorn Roggen und Gerste, 4 Gänse, 2 Schweine, 8 Hühner sowie 1 Mark an Geld. 1859 Landwirt Schulkze-Ringebrauck beantragt die Umgliederung von Billmerich zurück an die Stadt Unna. Dieser wird auf Einspruch von Billmerich abgelehnt. In 1990 übernimmt Heinz Hilleringmann den Hof und ist seit dem im Familienbesitz geblieben.

Im 17. Jahrhundert wird schließlich noch ein kleiner Kotten Gossmann genannt, der damals den Adelsgeschlechtern Bock in Herringen und Hecking in Kamen hörig waren, sowie der Kotten Lürmann und Kotten Laermann, der den Freiherrn von Romberg auf Haus Massen abgabepflichtig war. Das heutige Gebäude des Kotten Gossmann ist 1896 erstellt worden. Das alte Gebäude lag zur Oststr. hin orientiert. Die Vorfahren waren Zimmerleute: - Zimmermann Bernhard H. Goßmann (geb. 10.1784) verheiratet mit Clara Christina Müller (geb. 11.1787) - Sohn Diederich Goßmann (geb. 4.1816) verheiratet mit Henriette Schmerkötter (geb. 3.1823 - von Strickherdicke) - Gustav Goßmann (geb. 7.1896) verheiratet mit Klara Wernecke (geb. 3.1895 - von Siddinghausen)

Bergbau in Billmerich[9]

Steinkohle-Bergbau

Der großtechnische Bergbau in Billmerich ist an der minderen Kohlequalität gescheitert. Darum gibt es nur wenige historische Überlieferungen.

Der erste urkundlich belegter Steinkohlenbergbau des Prämonstratensklosters Scheda ist in den „Kulturdenkmälern des Kreises Unna“ erwähnt. Danach wurde ein Bergbau in Billmerich betrieben. Am 3. Dezember 1773 wurde das Stift Scheda mit der in Billmerich gelegenen Zeche „Paduan“ belehnt und ließ hier eine Zeitlang in geringem Umfang Kohle fördern. Woher stammte der Name: St. Antonius von Padua aber ist der Schutzpatron des westfälischen Bergbaues, so auch in Billmerich.

In den 1770er Jahren versuchte das Stift Scheda, ostwärts der Strickherdicker Heide auf der Zeche „Nepomuk“ nach Kohlen zu Schürfen. Billmericher und Strickherdicker Bauern werden für den Kohlentransport nach Scheda genannt. Woher stammte der Name Nepomuk: Der heilige Nepomuk gilt als Schützer gegen Wassergefahr. Das deutet darauf hin, dass die Grube wahrscheinlich eine wasserführende Querstörung (Sprung) angefahren hatte und mit beträchtlichen Wasserschwierigkeiten kämpfen musste.

Erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde wieder nach Kohle gegraben.

Der Schacht „Gut Glück“ wurde 1857 im „Kepp“ am Ringebrauck abgeteuft, der eine Tiefe von 140 Metern erreichte. Betreiber war die 1856 konstituierte Bergbau-Aktien-Gesellschafft „Hellweg“ in Unna.

Der Schacht „Frederica“ wurde von der gleichen Gesellschaft bis zu einer Tiefe von 237 m abgeteuft. Der Schacht lag etwas nördlich vom ersten und damit schon auf Unnaer Gebiet.

Auf beiden Schächten wurde Steinkohle gefördert und nach Anzeige 1859 Kohle zum Verkauf angeboten. Spätere Angaben zu Zeche „Gut Glück“ gibt es nicht mehr, während die Zeche „Frederica“ noch in Anzeigen zwischen Oktober 1866 und März 1868 Steinkohle zum Verkauf angeboten hat. 1870 wurde die Bergbau-Aktion-Gesellschaft „Hellweg“ aufgelöst und die Gebäude der Schachtanlagen verkauft. Von einstigen Industriegebäuden ist nur das Schachtgebäude der Zeche „Gut Glück“ erhalten geblieben. Es wird heute (2024) als Wohnhaus von der Fam. Baehr genutzt.

Eisenstein-Bergbau

Neben dem Steinkohlebergbau gab es auf einem Feld des Bauernhofes Dieckmann einen kurzfristigen Eisensteinbergbau. In den 1850er fand man in der Tiefe von 10 m einem Flöz Brauneisenstein, dessen Abbauwürdigkeit 1852 anerkannt wurde und ein Eisensteinfeld „Grevel“ errichtet. 1854 wurde dieses Feld mit den benachbarten Eisenerzfeldern „Aurora“ und „Johanna“ zum Gesamtfeld „Vereinigte Grevel“ vereinigt. Im Jahre 1857 konsolidierte sich daraus die „Eisenhütten-Aktion-Gesellschaft Blücher“, die die Aplerbecker Hütte mit zwei Hochöfen betrieben hat. In den Jahren 1857 bis 1859 wurden ca. 58.000 Scheffel Erz gefördert. Danach fand die Grube bald ihr Ende und die Gesellschaft ging 1860 in Konkurs.

Bergarbeiter in Billmerich

In der Mitte des 19. Jahrhunderts zogen einige Bergarbeiterfamilien nach Billmerich. 1852 lebten gerade mal 578 Personen in Billmerich. Nach Beginn des Bergbaus in 1861 stieg die Einwohnerzahl auf 717. Im Kirchenbuch der ev. Gemeinde Dellwig werden 1863 und 1866 erstmalig Bergleute namentlich aufgeführt.

Nach Schließung der Zechen in Billmerich suchten sich die in Billmerich lebenden Bergleute Arbeit auf den benachbarten Zechen in Niedermassen, Holzwickede, Sölde und Wickede. Für die Gemeinde Billmerich war dies eine große finanzielle Belastung, da die Bergleute ihren Verdienst ja in den Nachbargemeinden erhielten und keine Abgaben an Billmericher Schul- und Armenlasten machten.

Nach der Schließung der Nachbarzechen wechselten die meisten Billmericher Bergleute 1921 in das nächstgelegene Steinkohle-Bergwerk „Alter Hellweg“ in Unna. Um lange Anfahrwege der Billmericher Bergarbeiter zur Arbeit zu ersparen, wurde 1951/53 am Hillering ein Wetterschacht abgeteuft. 1958 waren von 1300 in Billmerich lebender Personen 126 Bergmänner, ein Steiger und zwei Grubenschlosser im Unnaer Bergbau tätig, das waren 10 % der gesamten Bevölkerung in Billmerich. 1961 wurde mit Schließung der Zeche „Alter Hellweg“ auch die Wetterschachtanlage Hillering beseitigt.

Die Kirchengeschichte von Billmerich[10][11]

Um 1220 werden im Kloster Werdener Urbar 2 Bauernhöfe aus Billmerich mit Abgaben verzeichnet: Tieze vom Hof in „Bilemerc“ und Betto in „Bilemerke“.

Die zuständige Kirche Köln (Erzbischof Heinrich von Köln) überträgt in 1233 den Zehnten an das Stift Fröndenberg. In 1280 werden der Osthoff und Westhof in den Besitz des Stiftes Scheda übertragen. Die Adligen Arnold und Johann von Hövel verkaufen in 1294 dem Kloster Fröndenberg ihre Eigentumsrechte an einem Hof in „Luttiken Bilemeriken“.

Folgende Besitztümer hält das Kloster in Fröndenberg: (1) Gevhardincgut 1296 durch Zueignung erworben, Vorbesitzer war Wilhelm von Ardey. (2) Hovelick-Hof 1310 ebenfalls durch Zueignung vom gleichen Vorbesitzer erworben. (3) Reding-Gut 1347 von Engelbert Bitte von Kamen durch Kauf erworben. (4) Stocking-Hufe 1358 vom Vorbesitzer Dietrich von Werminghausen durch Memorie erworben.

Die erste Kapelle ist urkundlich zwischen 1377 und 1397 belegbar und war dem heiligen Antonius gewidmet. Rudolf Hake aus Heeren überträgt dieser Kapelle am 22. Dez. 1377 seinen in Hemmerde gelegenen Kotten und am 24. Dez. 1377 eine Jahresrente aus Ländereien aus Lünern. 1381 und 1397 Dietrich Stayel, später Stael geschrieben, wird als Rektor der Kapelle in Billmerich genannt. Seid dem wird die Kapelle in urkundlichen Überlieferungen nicht mehr erwähnt. Noch zur Mitte des 20. Jahrhunderts erinnert man sich an das Haus gegenüber des Bauernhofes Espeloer / Zum Südfeld daran, da es im Volksmund „Kapelle“ genannt wurde.

In 1665 gehört Billmerich zur Kirche zu Delwigh / Pastor Johannes Holtzwickede, wie es im Eintrag zur Spende für Orgel und Altar von Gerhard Adam von Gruter zu Aldendorff und Haußfrawe Catharinen Richmodt zu lesen ist. In 1551 erhält die Reformation in Dellwig seinen Einzug (5 Jahre nach Luthers Tod). Schon ab 1549 predigte der Vikar Busch die evangelischen Lehren.

In einem Brief zur Anstellung 1569 des Vikarius Johann Pöpinghaus wurde dieser ausdrücklich verpflichtet, sein Amt gemäß der Augsburgischen Konfession zu übernehmen.

In 1612 schließen die evangelischen Gemeinden sich zur „Märkischen Synode“ in Unna zusammen (zum Schutz in der Zeit der Glaubensstreitigkeiten) – Pfarrer Matthias und Vikar Pöpinkhuehs unterzeichnen für die Gemeinde Dellwig. Zwischen 1636 und 1805 hat die Kirche in Menden die Aufsicht über die Pfarrstellen-Besetzung in Dellwig. Lt. Kirchlichen Aufzeichnungen starb 1636 der Pastor Gottfried Lenzmann an der Pest und kurzzeitig war die Pastorstelle unbesetzt. Die Kirche in Menden schickte dann den Mönch Peter Brune als Pastor nach Dellwig. Die Zugehörigkeit ist auch belegt, da jeder Bauernhof des Kirchspiels Dellwig Kornabgaben an die Mutterkirche in Menden entrichtete.

In 1673 dringen Französische Soldaten bis nach Unna und somit auch ins Kirchspiel Dellwig vor. „Am 3. Juny brannt ein Pastorat mit Haus, Scheune und Backhaus ab.“ Mit der anschließenden Pest starben 151 Menschen u. a. auch die beiden Pfarrer Johann Holtzwickede und Heinrich Pöpinkhuehs.

1750 steht geschrieben, dass zu der Zeit auf der Höhe der Haar sich eine Kapelle befand. Es ist niedergeschrieben, dass diese zerstört wurde. Dies ist nicht vollständig geklärt, da die Feldbezeichnung „Klause“ (auf der Grenze zwischen Billmerich und Dellwig in der Nähe des Bauern Klusenwirth) auf ein von Hecken oder Buschwerk umschlossenes Feld zurückgeführt wird.

In 1919 bekommt Billmerich einen eigenen kommunalen Friedhof im südlichen Bereich von Billmerich. Bis dahin fanden Beerdigungen in Dellwig statt und der Weg von Billmerich über die Kluse nach Dellwig hieß im Volksmund „Totenweg“.

Ab 1927 fanden in Billmerich eigene Bibelstunden im zweiten Schulhaus, errichtet in 1831, statt. Eingeleitet durch die Niederlassung von Bergarbeiterfamilien und der dadurch wachsenden Einwohnerzahl entwickelte sich Billmerich zum größten Kirchspieldorf in der Gemeinde. Deshalb wird in 1932 ein eigenes, kirchliches Gemeindeleben in der evangelischen Kirchengemeinde beschlossen. Der Gottesdienst findet zunächst in einer Schulklasse, abwechselnd durch die Pfarrer aus Dellwig oder Operdicke, statt (erster Gottesdienst am 17. April 1932).

Die Gottesdienste wurden von Pastoren mit Amtssitz in Billmerich abgehandelt. Albert Schmidt (1. Oktober bis 1. Dezember 1932, Willy Edelhoff (bis 31. September 1933), Pastor Niemann (bis 1. Mai 1934), Herbert Griesing (bis 16. November 1936) und Heinz Reymann (bis Juli 1944) – wegen der Kriegswirren blieb die Stelle mehrere Monate unbesetzt.

In 1933 wird ein Kirchbauverein in Billmerich gegründet. Es soll eine Kirche gebaut werden, die fast ausschließlich auf Spenden und Eigenleistung erstellt werden sollte. Eine 1873 gegossene Bronzeglocke konnte von der Kirchengemeinde Bausenhagen erworben werden. Am 6. März 1934 konnte die ev. Kirche in Billmerich eingeweiht werden. Die Gesamtkosten beliefen sich auf nur 16 000 Reichsmark (wegen der vielen Eigenleistungen der Bevölkerung in Billmerich). Wie heißt es so schön bei Willy Timm: „Billmerich besaß nun seinen kirchlichen Mittelpunkt“. In 1946 gründet der Konservatoriumsdirektor Metzger aus Berleburg einen Kirchenchor, Kinderchor und Instrumentalkreis.

Im Zweiten Weltkrieg wurde, wie in vielen Fällen, die Glocke konfisziert und eingeschmolzen. In 1946 konnte die beschlagnahmte Glocke durch eine Bronzeglocke italienischer Herkunft ersetzt werden. 1947 wurde der Posaunenchor in Billmerich gegründet.

In 1948 hält der Pfarrer Wolfgang Rauch seinen ersten Gottesdienst in der ev. Kirche in Billmerich ab. 1965 wurde ein neues Pfarrhaus in der Österwiese erworben und seitdem wohnen die Billmericher Pfarrer dort. Der in 1946 gegründete Kirchenchor wird in „Praetorius Singkreis“ umbenannt.

Pfarrer Otfried Bisplinghoff übernimmt am 22. September 1974 die Pfarrstelle in Billmerich und gründet im selben Jahr den „Abendkreis der Frauen“, der bis heute bestand hat.

Die ev. Kirche zu Dellwig genehmigt einen evangelischen Kindergarten und die Grundsteinlegung in der Liedbachstraße zu Billmerich findet 1975 statt. Die offizielle Weihe erfolgt am 9. Oktober 1976.

In 1977 wird der Bau eines Gemeindezentrums beauftragt. Dieses soll gegenüber der Kirche erstellt werden, in der bisher auch Gemeindesitzungen stattgefunden haben. Dem kam zugute, dass 1974 die auf dem Gelände stehenden, zweite und dritte Schule abgerissen worden waren. Mit der Gründung eines Bauvereins wird der Lehrer Erich Rieke beauftragt. Der Bauverein sollte die Finanzierung des Gemeindezentrums ermöglichen. Spatenstich erfolgte durch den Superintendenten Heinrich Meier am 25. August 1984. Das Gemeindezentrum wurde am 22. September 1985 seiner Bestimmung übergeben. Der Bauverein löste sich auf und gleichzeitig wurde der „Förderverein zur Erhaltung der Kirche Billmerich“ gegründet.

In 1990 enden die Aufzeichnungen zur Geschichte der Billmericher Kirche. Die Billmericher Gemeinde hat es ermöglicht, dass die evangelische Kirche, der Kindergarten und das Gemeindezentrum genutzt werden kann. Es ist persönlichen Initiativen zu verdanken, dass dies möglich war und bis heute auch noch Bestand hat.

Die Geschichte der Billmericher Schulen [12][13]

1. Schulhaus in Billmerich

Um 1730 galt Jürgen Blase (geb. 1700 in Sachsen) als erster Lehrer in Billmerich. Er hat lange Zeit als 1. Knecht auf dem Gut Ringebrauck gearbeitet. Ziemlich betagt, zog er im Dorf zu Miete ein und beschäftigte sich hauptsächlich mit dem Wollspinnen. Im Winter unterrichtete er Kinder im Buchstabieren und lesen deutscher Schreib- und Druckschrift. Die Kinder kamen freiwillig zum ihm und saßen dabei um das Spinnrad herum. Aus dem Unterricht dieses ersten Lehrers Jürgen Blase ist um 1750 die erste Schule zu Billmerich entstanden, weil immer mehr Eltern den Wunsch hatten, dass ihre Kinder etwas lernen sollten. Das 1. Schulhaus zu Billmerich bestand aus der Wohnstube, 2 Schlafkammern, einer Küche, einer Deele sowie 2 Stallräume und stand an der Liedbachschule vor dem heutigen Ziegenbrunnen in der Ortsmitte.

In 1756 übertrug die Gemeinde den Schuldienst dem 1734 geborenen Diedrich Adam Blase (Sohn von Jürgen Blase). Als monatliches Schulgeld wurden ihm 1 ½ Stüber (1 Stüber = 12 Pfenning, 60 Stüber = 1 Reichstaler). Ein Schulzwang bestand noch nicht – er unterrichtete im Winter 18 Kinder. Das Wollspinnen hat ihm mehr eingebracht, als das unterrichten. Diederich Adam (auch genannt Johann Diederich) heiratet am 10. April 1770 Anna Margarete Hellmann aus Holzwickede. Diedrich Adam Blase führt den Titel „Schulmeister“ wie im Mühlenproberegister von 1777 vermerkt ist. In 1780 belief sich die Schülerzahl in den Wintermonaten auf 50, zuletzt sogar auf 70 Schüler. Es war die allgemeine Schulpflicht für Kinder zwischen 5 und 13 Jahren eingeführt worden.

Ca. 1800 setzt sich Lehrer Diedrich Adam Blase mit 68 Jahren zur Ruhe und überlässt seinem Sohn Johann Diedrich Blase den Schulunterricht (in Billmerich am 20. März 1780 geboren). Johann Diedrich besaß eine kleine Landwirtschaft und betätigte sich in der Obstbaumzucht. Um 1804 wurde Lehrerhaus um ein separates Klassenzimmer erweitert. In 1808 besuchten 59 Kinder den Schulunterricht: 30 Knaben und 23 Mädchen aus Billmerich, 2 Knaben und 1 Mädchen von der Kluse und 1 Mädchen vom Hillering. 2 Knaben vom Ringebrauck kamen noch dazu, obwohl diese eigentlich nach Massen hätten gehen müssen. Als Schulgeld wurde ein Scheffel Roggen, Berliner Maß (ca. 40 kg) für jedes Kind, dass ein ganzes Jahr zur Schule ging, entrichtet. Erst in 1820 erhielt die Schule ihre erste Buchstabentafel.

2. Schulgebäude in Billmerich

In dem 1828 erstellten Revisionsbericht wurde festgestellt, dass „die Schule zu klein, die Schullehrer-Wohnung sehr schlecht“ sei und deshalb ein neues Schulgebäude errichtet werden sollte. 1931 kaufte die finanzschwache Gemeinde ein Gebäude der früheren Märkischen Fayence-Fabrik auf der Ziegelei bei Unna um es in Billmerich als 2tes Schulhaus wieder aufzubauen. Für die neue Schule verkaufte der Bauer Caspar Diedrich Osthoff das Schulgelände. Das Schulgebäude wurde vom Billmericher Unternehmer Bernhard Goßmann errichtet. Die Schultische fertigte Schreiner Ernst Böcker. Das Schulgebäude wurde Februar 1834 vom Bauinspektor Buchholz abgenommen.

Das alte Schulhaus erwarb Lehrer Johann Diedrich Blase für 260 Taler. Dieser starb aber schon wenig später am 29. Mai 1834 im Alter von 54 Jahren.

Im Herbst 1834 übernahm der Soester Seminarist C. Herbrecht, gebürtig aus Unna, als Lehrer nach Billmerich. Seine Besoldung betrug 120 Taler. Da ihm die Einkünfte zu niedrig waren, betrieb er nebenberuflich eine Ziegelei. In 1855 stellte die Regierung Arnsberg fest, dass die nebenberufliche Tätigkeit den Schulunterricht empfindlich störte und er sollte die Ziegelei verpachten oder verkaufen. In 1856 übertrug er die Ziegelei auf seinen Bruder August Herbrecht.

Sein Nachfolger, Lehrer Henter aus Hundswinkel bei Olpe, aus Brackel bei Dortmund gebürtig, bekam jährlich 200 Taler nebst freier Dienstwohnung. Er war nur ¾ Jahr tätig. Auch der Nachfolger Lehrer Beneke blieb nur für kurze Zeit.

Dessen Nachfolger war der Lehrer Lohmann, geb. 1836 in Bönen. Er nahm am 2. Januar 1859 seinen Dienst in Billmerich auf. In 1860 erfolgte eine Trennung der evangelischen und katholischen Schulkinder und die katholischen Schulkinder gingen nach Operdicke zur Schule. Lehrer Lohmann war somit der erste Lehrer der rein evangelischen Schule in Billmerich. Er unterrichtete 140 – 150 Kinder, obwohl das Schulzimmer nur für 80 Kinder berechnet war. In 1870 war die Schülerzahl auf 160 Kinder angestiegen und es musste eine zweite Klasse eingerichtet werden. Lehrer Holm aus Neuvorpommern wurde am 15. Oktober 1873 als Zweitlehrer eingestellt. Für die zweite Klasse wurde die Deele über dem Saal der Gaststätte des Gastwirts und Bäcker Karl Voßwinkel angemietet. 1874 verließ Lehrer Lohmann Billmerich und ging nach Unna. Sein Nachfolger war Lehrer Küstermann. Zweitlehrer Holm erteilt den ersten Turnunterricht auf einem kleinen Spielplatz oder vor der Schule. Im Winter fand dieser im Saal des Hauses Voswinkel (heute Gaststätte „Haus Buschmann“) statt.

3. Schulgebäude in Billmerich

Am 21. Februar 1881 übernimmt der Lehrer Karl Schulz die Hauptstelle. Der Schulunterricht in zwei verschiedenen Gebäuden gestaltete sich schwierig. Aus diesem Grunde beschloss 1890 die Gemeinde Billmerich den Bau der dritten Schule. Als Standort wurde der freie Platz westlich des 2. Schulgebäudes im Zentrum der Gemeinde gewählt. Der Bau des 3ten Schulgebäudes wurde vom Bauunternehmer Hoffmann aus Operdicke ausgeführt. Im Juni 1891 begann der Unterricht in den zwei neuen Räumen.

In 1893 war die Zahl der Schulkinder auf 207 Kinder angestiegen: 72 in Klasse I, 76 in Klasse II und 59 in Klasse III. Deshalb wurde ein Anbau am 3. Schulgebäude geplant, da zusätzliche Klassenräume und eine Lehrerwohnung fehlten. 1895 entstand dieser Anbau am südlichen Teil der Schule und zusätzlich zu den geforderten Räumen wurde im Kellergeschoß eine Hausmeisterwohnung eingerichtet. Schon zum 1. November 1897 wurde eine weitere, 4. Klasse hinzugefügt. In 1911 beliefen sich die Schülerzahl auf 211 Kinder. Deshalb wurde am 1. April 1912 eine 4., neue Lehrstelle genehmigt.

Am 21. April 1921 ging der Hauptlehrer Karl Schulz in den Ruhestand und blickte damit auf eine 40 jahrelange Lehrtätigkeit zurück. Ein Nachfolger wurde nicht bestellt. In 1924 wurde sogar wegen Rückgang der Schülerzahl die 4. Klasse zurückgezogen.

Erst 1927 wird Hermann Sträter aus Hattingen zum Nachfolger als Hauptlehrer an der 3. Schule in Billmerich bestellt. Nach der Übernahme der Nazis in 1933 wird Lehrer Sträter aus politischen Gründen zunächst beurlaubt und im November zum Lehrer zurückgestuft. Die Leitung der Schule übernimmt der aus der Massener Heide gebürtige Lehrer Rudolf Schüpperhaus. Wegen weiterem Rückgang der Schülerzahl von 123 auf 113 wurde am 1. August 1935 auch die 3. Lehrstelle zurückgezogen. Damit war die Schule wieder dreiklassig mit 2 Lehrern. Wegen der nächtlichen Fliegeralarme wurde ein Luftschutzraum errichtet und der Unterrichtsbeginn auf einen späteren Zeitpunkt verlegt.

Im Dezember 1944 wurde die Schule geschlossen und den Flüchtigen zur Verfügung gestellt. Zwischenzeitlich führte Lehrer Hugo Büsch den Unterricht im Gemeindesaal in der Kirch weiter fort. Die englische Militärbehörde gibt am 25. Oktober 1945 die Schule wieder für den Unterricht frei.

Auf Grund der Schülerzahl wird der Unterricht dreiklassige geführt. In 1959 führt Helmut Kleiböhmer aus Unna als neuer Hauptlehrer die Billmericher Schule. Neben ihm sind der Lehrer Erich Rieke (seit 1950) und Lehrerin Lieselotte Zebrowski (seit 1956) tätig. In 1964 wird Lehrerin Gudrun Trieschmann als vierte Lehrkraft hinzugenommen.

4. Schule in Billmerich

Im Laufe der Jahre wurde der Schulunterricht in vier Klassen weitergeführt, aber das Schulgebäude entsprach nicht mehr den Anforderungen an einen zeitgemäßen Unterricht. In 1962 berät sich die Gemeindevertretung über den Neubau eines Schulgebäudes und dessen Standort. Die Gemeindevertretung beauftragt die Amtsverwaltung Fröndenberg, ein Raumprogramm für den Baubereich der neuen Schule festzulegen. 1964 beschließt der Gemeinderat den Neubau der 4. Schule als Volksschule mit Turnhalle und mit Hausmeisterwohnung. Man entscheidet sich für die Verwirklichung des vom Architekten Friederich Reckmann aus Holzwicke vorgelegten Entwurfs. Nachdem die Finanzierung gesichert war, erfolgte die Grundsteinlegung am 8. April 1967. Nach Vorschlag vom Hauptlehrer Helmut Kleiböhmer soll die Schule „Graf-Helmut-von-Moltke-Schule“ heißen – dazu kam es aber nicht.

Durch die kommunale Neuordnung des Kreises Unna wird die Gemeinde Billmerich ab dem 1. Januar 1968 der Stand Unna eingegliedert. Am 1. August 1968 erfolgt auch die Schulreform und die Volksschule wird zur Grundschule, die 4. Schule wird als evangelische Grundschule mit dem Namen „Liedbachschule“ eingerichtet und wird als zweiklassiges System weitergeführt. Die Billmericher Hauptschüler wurden der Brockhausschule in Unna zugewiesen. Der Hauptlehrer Kleiböhmer wird an die Nicolaischule in Unna und Lehrer Erich Rieke an die Brockhausschule versetzt. Die Leitung der Liedbachschule übernahm Lehrerin Ursula Hütter von der Nicolaischule. 2 Lehrerinnen unterrichten 86 Schüler von denen 68 evangelisch und 18 katholisch waren. Die Sporthalle konnte seit Dezember 1968 bereits von Schule und vom Sportverein genutzt werden. Am 27. Juni 1969 wird die evangelische Liedbachschule in eine Gemeinschaftsgrundschule umgewandelt und wird dann erst am 30. August als die Liedbachschule offiziell eingeweiht.

In 1974 wird das 3. Schulgebäude (erbaut 1891) im Ortszentrum abgebrochen.

Da keine vollständige Auslastung der neuen Schule gewährleistet werden konnte, mietete die Kreisstelle Unna der Landwirtschaftskammer mehrere Räume an. Weil die Landwirtschaftskammer das Gebäude in 1979 verlassen hatte, wurde die eigenständige Liedbachschule in eine zweizügige Liedbach-Grundschule umgewandelt. Bis heute geht der Einzugsbereich weit über den Ortsteil Billmerich hinaus und reicht u.a. von Unna bis nach Dellwig.

Die Schulleiter in den letzten Jahren waren: Rektor Jochen Lutz (1979 – 1984), Rektor Wilfried Berenberg (1985 – 1988), Rektor Hans Kuhn (1989 – 2014), einige kommissarische Leitung (2014 – 2016) und Rektorin Ines Anas (2016 bis heute).

Wappen

Wappen der ehemaligen Gemeinde Billmerich, Kreis Unna
Wappen der ehemaligen Gemeinde Billmerich, Kreis Unna
Blasonierung: „In Rot mit einem in drei Reihen in Silber (Weiß) und Rot geschachten Balken im Schildhaupt, gestürzte silberne (weiße) Hammer und Schlegel zwischen zwei goldenen (gelben) Ähren.“[14]
Wappenbegründung: Das Wappen wurde 1964 vom nordrhein-westfälischen Innenminister genehmigt. Der Schachbalken entstammt dem Wappen der Grafschaft Mark, frühere Landesherren über das Gemeindegebiet. Hammer und Schlegel stehen für den Steinkohle- und Eisensteinbergbau in der Gemeinde, die Ähren für die Landwirtschaft.

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner
1849[15] 0552
1910[16] 1130
1931[17] 1073
1956[18] 1329
1961[19] 1304
1967[20] 1413
1987[21] 1957
2013[22] 2060

Verkehr

Die Kreisstraße K 28 verbindet Billmerich mit Unna über den Ostenberg und Altendorf über die Kluse. Im Ortsteil Billmerich trägt die Kreisstraße den Namen „Altendorfer Straße“. In der Ortsmitte kreuzen die „Liedbachstraße“ sowie „Holzwickeder Straße“ von Westen und die „Billmericher Dorfstraße“ von Osten die Kreisstraße.

Einzelnachweise

  1. Erich Rieke: Billmerich Vergangenheit und Gegenwart der Gemeinde 890 - 1990. (= Schriftenreihe der Stadt Unna. Band 21). Unna 1990, ISBN 3-927082-21-X.
  2. Erich Rieke: Billmerich Vergangenheit und Gegenwart der Gemeinde 890 - 1990. (= Schriftenreihe der Stadt Unna. Band 21). Unna 1990, ISBN 3-927082-21-X, S. 7–9.
  3. Aloys Meister: Die Grafschaft Mark, Festschrift zum Gedächtnis der 300-jährigen Vereinigung mit Brandenburg-Preußen. 2. Band, Dortmund 1909, S. 26 – Auszug aus dem Schatzbuch der Grafschaft Mark von 1486 (Bauerschaft Billmerich).
  4. Willy Timm: Kataster der Kontribuablen Güter in der Grafschaft Mark 1705. (= Westfälisches Schatzungs- und Steuerregister. Band 6). Münster 1980, S. 57.
  5. Gemeindelexikon für die Provinz Westfalen. Berlin 1887, S. 74–75. (digitale-sammlungen.de)
  6. Stephanie Reekers: Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817–1967. Aschendorff, Münster Westfalen 1977, ISBN 3-402-05875-8, S. 196, 214, 317.
  7. Martin Bünermann: Die Gemeinden des ersten Neugliederungsprogramms in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1970, S. 65.
    Willy Timm: Unna 1968 – Die kommunale Neugliederung der Stadt Unna und ihre Vorgeschichte. Verlag Hellweg-Bücherei, Unna 1993, ISBN 3-87298-057-2.
  8. Erich Rieke: Billmerich Vergangenheit und Gegenwart der Gemeinde 890 - 1990. (= Schriftenreihe der Stadt Unna. Band 21). Unna 1990, ISBN 3-927082-21-X, S. 7ff.
  9. Willy Timm: Billmerich 890 – 1990 – von der Bauernschaft zum Ortsteil der Stadt Unna. Herausgegeben von der Interessen Gemeinschaft Billmericher Vereine, Unna 1990, ISBN 3-87298-050-5, S. 19ff.
  10. Erich Rieke: Billmerich Vergangenheit und Gegenwart der Gemeinde 890 - 1990. (= Schriftenreihe der Stadt Unna. Band 21). Unna 1990, ISBN 3-927082-21-X, S. 15ff.
  11. Willy Timm: Billmerich 890 – 1990 – von der Bauernschaft zum Ortsteil der Stadt Unna. Herausgegeben von der Interessen Gemeinschaft Billmericher Vereine, Unna 1990, ISBN 3-87298-050-5, S. 24ff.
  12. Erich Rieke: Billmerich Vergangenheit und Gegenwart der Gemeinde 890 - 1990, Schriftenreihe der Stadt Unna, Band 21, Unna 1990, ISBN 3-927082-21-X, S. 57ff.
  13. Willy Timm: Billmerich 890 – 1990 – von der Bauernschaft zum Ortsteil der Stadt Unna, Herausgegeben von der Interessen Gemeinschaft Billmericher Vereine, Unna 1990, ISBN 3-87298-050-5, S. 33ff.
  14. Wappen von Billmerich
  15. M. F. Essellen: Beschreibung und kurze Geschichte des Kreises Hamm und der einzelnen Ortschaften in demselben. Verlag Reimann, Hamm 1985, ISBN 3-923846-07-X, S. 194.
  16. www.gemeindeverzeichnis.de: Einwohnerzahlen 1910
  17. Handbuch der Ämter und Landgemeinden in der Rheinprovinz und in der Provinz Westfalen. Preußischer Landgemeindetag West, Berlin 1931.
  18. Otto Lucas: Kreis-Atlas Unna. Unna/Münster 1957.
  19. Martin Bünermann, Heinz Köstering: Die Gemeinden und Kreise nach der kommunalen Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1975, ISBN 3-555-30092-X, S. 161.
  20. Martin Bünermann, Heinz Köstering: Die Gemeinden und Kreise nach der kommunalen Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1975, ISBN 3-555-30092-X, S. 152.
  21. Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik (Hrsg.): Bevölkerung und Privathaushalte sowie Gebäude und Wohnungen. Ausgewählte Ergebnisse für Gemeindeteile. Regierungsbezirk Arnsberg. Düsseldorf 1990, S. 292.
  22. Einwohner in den Ortsteilen der Städte und Gemeinden des Kreises Unna (Memento vom 15. Mai 2016 im Internet Archive)

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