Koerners Interesse galt früh der Genealogie. Nach dem Studium der Rechte und der Promotion zum Dr. jur. beschäftigte er sich noch vor seinem Eintritt 1903 in das königlich-preußische Heroldsamt mit genealogischen Studien. Schon 1896 trat er in das Redaktionskomitee des 1889 gegründeten Genealogischen Handbuchs bürgerlicher Familien ein und wurde 1898 dessen Herausgeber. Dieses Amt übte er bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges ununterbrochen aus. Schon im Genealogischen Handbuch von 1901 veröffentlichte er im Vorwort eine lange Liste „geadelter Judenfamilien“, was er mit der Notwendigkeit begründete, den „jüdischen Adel“ von dem der „arischen Abstammung“ vorsorglich zu unterscheiden. Er war es auch, der für das Genealogische Handbuch bürgerlicher Familien den Grundsatz einführte, dass nur „Arier“ aufgenommen wurden; eventuelle Juden unter deren Vorfahren wurden markiert.[1]
Von 1903 bis 1918 war er für das königlich-preußische Heroldsamt tätig. 1904 war er Gründer der Ortsgruppe Berlin des familienkundlichen Vereins „Roland“ zu Dresden. Da dieser Verein nicht gewillt war, ein „arisches Blutsbekenntnis“ zur Voraussetzung für eine Mitgliedschaft zu machen, spaltete Koerner 1913 die genealogische Gemeinschaft „Deutscher Roland“ als „Verein für deutsch-völkische Sippenkunde zu Berlin“ von dem Dresdener Verein ab.[2]
Am Ersten Weltkrieg nahm Koerner aktiv teil, wurde aber 1918 wegen Krankheit aus der kämpfenden Truppe entlassen. Das Ende des Ersten Weltkriegs bezeichnete er schon Weihnachten 1918 als das „Ende der Fürsten-, Beginn der Judenherrschaft“ und machte sich die Parole „Arier aller Länder vereinigt Euch!“ zu eigen.[3] Auch forderte er schon 1919, „nur geistig und leiblich wohlgeartete Menschen sollten das Recht zur Zeugung besitzen“. Im selben Jahr ließ er sich vom Germanenorden zum „Sippenwahrer“ wählen.[4]
Seit 1920 nutzte er die Vorworte der einzelnen Bände des Deutschen Geschlechterbuchs regelmäßig, um völkische, antisemitische und rassistische Überzeugungen auszudrücken; so schrieb er zum Beispiel im Vorwort des Hessischen Geschlechterbuchs:
„Unter [sic] den Männern, die in klarer Erkenntnis der kommenden Dinge schon vor Jahren zu bestimmten Fragen Stellung genommen haben, gehört der verstorbene Begründer und Führer des DeutschbundesFriedrich Lange. […] Solange jüdische Gewalthaber […] Deutschland tyrannisieren konnten, war an ein Auf-sich-Besinnen der Weißen Rasse nicht zu denken. Viele von ihnen sympatisieren [sic] mit den jüdischen Massenschlächtern europäischen Blutes in Rußland […]. Wir haben Behörden über Behörden bekommen […], es fehlt aber ein Reichs-Sippenamt.“[5]
Nach dem Zweiten Weltkrieg, in dessen Verlauf sein Haus in Berlin zerstört wurde, fand er nach jahrelangem Umherirren eine Zuflucht in Wiedensahl, einem Flecken im Schaumburger Land, seiner letzten Heimat.
Alexandra Gerstner: Koerner, Bernhard. In: Wolfgang Benz, Werner Bergmann, Brigitte Mihok (Hrsg.): Handbuch des Antisemitismus. Bd. 2: Personen. Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart. De Gruyter, Berlin 2009, ISBN 978-3-598-44159-2, S.433–434.
Alexandra Gerstner: Neuer Adel. Aristokratische Elitekonzeptionen zwischen Jahrhundertwende und Nationalsozialismus. WBG, Darmstadt 2008, ISBN 978-3-534-21444-0, 69–77 und 376–420.
Joist Grolle: Deutsches Geschlechterbuch. Ahnenkult und Rassenwahn. In: Peter Freimark, Alice Jankowski, Ina Susanne Lorenz (Hrsg.): Juden in Deutschland. Emanzipation, Integration, Verfolgung und Vernichtung. H. Christians Verlag, Hamburg 1991, ISBN 3-7672-1128-9, S.207–228.
↑Joist Grolle: Deutsches Geschlechterbuch. Ahnenkult und Rassenwahn. In: Peter Freimark, Alice Jankowski, Ina S. Lorenz (Hrsg.): Juden in Deutschland. Emanzipation, Integration, Verfolgung und Vernichtung . Christians, Hamburg 1991, ISBN 3-7672-1128-9, S.207–228, 215-216.
↑Alexandra Gerstner: Deutscher Roland. In: Wolfgang Benz (Hrsg.): Handbuch des Antisemitismus. Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart. Bd. 5: Organisationen, Institutionen, Bewegungen. De Gruyter Saur, Berlin 2012, ISBN 978-3-11-027878-1, S.181–182 (google.de [abgerufen am 21. Mai 2022]).
↑Deutsches Geschlechterbuch, Band 31 (= Ostfriesisches Geschlechterbuch, Zweiter Band), 1922, Vorwort, S. X Digitalisat
↑Gregor Hufenreuter: Germanenorden. In: Wolfgang Benz (Hrsg.): Handbuch des Antisemitismus. Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart. Bd. 5: Organisationen, Institutionen, Bewegungen. De Gruyter Saur, Berlin 2012, ISBN 978-3-11-027878-1, S.280–282 (google.de [abgerufen am 30. Mai 2022]).
↑Deutsches Geschlechterbuch, Band 33 (= Obersächsisches Geschlechterbuch, Erster Band), 1920, Vorwort, S. VII, IX
↑Deutsches Geschlechterbuch, Band 32 (= Hessisches Geschlechterbuch, Erster Band), 1920
↑Uwe Lohalm: Völkischer Radikalismus. Die Geschichte des Deutschvölkischen Schutz- und Trutz-Bundes. 1919–1923. Leibniz, Hamburg 1970, ISBN 3-87473-000-X, S. 258f.