Bernd Polster besuchte das Hermann-Billung-Gymnasium in Celle. In seiner Schulzeit lernte er durch die gemeinsame Arbeit an der Schülerzeitung biRWLE Möller kennen, mit dem er auch später weiter zusammengearbeitet hat. Die zweite Ausgabe der Zeitung wurde vom Land Niedersachsen als „beste Schülerzeitung des Jahres 1970“ ausgezeichnet, die dritte Ausgabe wurde verboten.[1]
Während seines Studiums an der Ruhr-Universität Bochum und an der Universität Bonn beschäftigte er sich mit der „Kritik der bürgerlichen Wissenschaft“. In seiner Diplomarbeit Wissen als Voraussetzung wissenschaftlichen Lernens am Beispiel eines psychologischen Seminars untersuchte er Unzulänglichkeiten der akademischen Psychologie. Parallel zu seinem Studium wandte er sich der Kunst und Fotografie zu. Es folgten Ausstellungen mit Collagen, Zeichnungen und Fotos von Punkmusikern und stillgelegten Tankstellen. Seit 1980 arbeitet er als freier Autor. In den 1990er Jahren gründete er das „büro für buchkultur“ (später „Howard Buchproduktion“, heute „büro formweh“) und entwickelte Websites wie „formguide“ und „bonnweh“.
Polsters erstes Buch, Tankstellen. Die Benzingeschichte, ist eine exemplarische Abrechnung mit dem Kapitalismus, wobei er – wie bei allen seinen späteren Büchern – auch für die Bildrecherche und -auswahl verantwortlich war. In den 1980er und 1990er Jahren reiste er als Reportagejournalist durch Europa, unter anderem auch für das Magazin GEO. Er ist Autor von Fernseh- und Rundfunk-Dokumentationen und hat hunderte von Interviews geführt. 1995 initiierte er Westwind, eine Themenwoche des WDR über die Amerikanisierung unseres Lebens. Für das Eröffnungsfeature Alltag Made in USA erhielt er den RIAS-Fernsehpreis.
In seinen Rundfunk-Dokumentationen für den WDR, den NDR, Radio Bremen und den Deutschlandfunk hat sich Bernd Polster mit Künstlerbiografien und Phänomenen der multikulturellen Gesellschaft beschäftigt, so in seinen London-Porträts Calypso im kalten Land – Nottinghill Carnival und Tanz auf dem Vulkan – Londons Ethno-Mix. Auch in Requiem für Theresienstadt − Der böhmische Künstler Peter Kien fallen beide Themen zusammen.
Von Polster erschienen Reiseführer zu Großbritannien, Südengland und der Karibik sowie zu den Städten London, Prag und Wien. Hier übernahm er auch die Fotografie. Darüber hinaus verfasste er Stadtporträts, unter anderem von Bagdad und Bradford. Schließlich schrieb er stadthistorische Essays für Bildbände über Bonn und Köln sowie – gemeinsam mit RWLE Möller – eine illustrierte Geschichte seiner Geburtsstadt Celle.
Für GEO-Saison konzipierte, recherchierte und schrieb er ab 1990 sechs Jahre lang den Kulturkalender, in dem europäische Kulturereignisse in Kurzessays vorgestellt wurden, eine von ihm später noch häufig verwendete Textform. Dieses Projekt wie auch weitere Bücher und Reiseführer realisierte er mit der Engländerin Mandy Howard, seiner heutigen Ehefrau.
Ab 2001 war er mehrere Jahre lang verantwortlich für die „Designseite“ der Financial Times Deutschland, für die er Rubriken entwickelte wie Streitobjekte, eine Gegenüberstellung gegensätzlicher Designlösungen, Entrepreneure, eine Serie von Unternehmer-Porträts und das Legendarium, eine kritische Kolumne über Designklassiker.
Die von ihm – zusammen mit Mandy Howard und dem Grafiker Olaf Meyer – entwickelte Reihe Designlexika, in der in fünf Bänden jeweils die Designkultur eines Landes vorgestellt wird (Deutschland, Großbritannien, Italien, Skandinavien und USA), ist in vier Sprachen übersetzt worden. 2009 erschien die chinesische Ausgabe.
Seine Broschüren Schule auf Stelzen und WI’R lernen sind Porträts pädagogischer Reformprojekte. Der Band bauhaus design gilt als Standardwerk.[2] In Kann man darauf auch sitzen?, einer satirischen Designgeschichte, attackiert er die Gewissheiten der Branche.
Das Buch Walter Knoll. Möbelmarke der Moderne ist eine umfassende Firmen-, Design- und Industriegeschichte. In seiner Biografie Walter Gropius. Der Architekt seines Ruhms stellt er die Gropius- und Bauhaus-Forschung in Frage. Dies setzte er mit dem Titel Das wahre Bauhaus fort.
Werke
Schriften
Tankstellen. Die Benzingeschichte. Transit, Berlin 1982.
mit RWLE Möller: Das feste Haus. Geschichte einer Straf-Fabrik. Transit, Berlin 1984.
mit Astrid Eichstedt: Wie die Wilden. Tänze auf der Höhe ihrer Zeit. Rotbuch, Berlin 1985.
Köln. Vista Point, Köln 1986.
Bonn. Vista Point, Köln 1988.
Swing Heil. Jazz im Nationalsozialismus. Transit, Berlin 1989.
Wien. Vista Point, Köln 1990.
London. Vista Point, Köln 1991.
Südengland. Vista Point, Köln 1992.
Karibik. Kleine Antillen – Der Süden. Vista Point, Köln 1995.
Karibik. Kleine Antillen – Der Norden. Vista Point, Köln 1995.
England und Wales. HB-Atlas, Hamburg 1995.
Westwind – Die Amerikanisierung Europas. Dumont, Köln 1995.
Super oder Normal – Tankstellen. Geschichte eines modernen Mythos. Dumont, Köln 1996.
mit Phil Patton: Highway. Amerikas endloser Traum. Dumont, Köln 1996 (am. Ausgabe 1996).
Prag. Dumont, Köln 1997.
Designlexikon Skandinavien. Dumont, Köln 1999 (en., am., fr. und it. Ausgabe 2000, chin. Ausgabe 2009).
Designlexikon Italien. (Hrsg.) Dumont, Köln 1999 (en., am., fr. und it. Ausgabe 2000, chin. Ausgabe 2009).
Bonn. Bouvier, Bonn 1998.
Das Designbuch. München 1999 (am. Ausgabe 1999).
Designlexikon Deutschland. Dumont, Köln 2000 (en., am., fr. und it. Ausgabe 2001, chin. Ausgabe 2009).
Designlexikon Großbritannien. (Hrsg.) Dumont, Köln 2000 (en., am., fr. und it. Ausgabe 2001, chin. Ausgabe 2009).
mit Björn Springfeldt: Björm Dahlström. Formgeber. Schwedische Botschaft, Berlin 2000.
Designlexikon USA. Dumont, Köln 2002 (chin. Ausgabe 2009).
mit RWLE Möller: Celle. Das Stadtbuch. Edition Stadtbuch, Bonn 2003, ISBN 3-00-012605-8.
Handbuch Design International. Köln 2004.
Möbeldesign Deutschland. Dumont, Köln 2005.
Braun. 50 Jahre Produktinnovationen. Dumont, Köln 2005 (en. Ausgabe 2009).
Peter Maly Hamburg. Designografie. Dumont, Köln 2007.
Wohndesign Deutschland. Die Klassiker. Dumont, Köln 2008 (en. Ausgabe 2008).
mit Ulrike Jaeschke: Schule auf Stelzen. 1958–2008. Die Geschichte und Vorgeschichte der Till-Eulenspiegel-Schule. Bonn 2008.
mit Volker Fischer und Katja Simon: bauhaus design. Die Produkte der Neuen Sachlichkeit. Dumont, Köln 2009.
Peter Ghyczy – Der Evolutionär / The Evolutioner. Dumont, Köln 2010.
mit Phil Patton: Autodesign international. DuMont, Köln 2010.