Bernd-Ulrich Ludwig Hergemöller (* 22. Oktober 1950 in Münster; † 14. Oktober 2023 ebenda[1]) war ein deutscher Historiker.
Nach dem Abitur am Münsteraner Ratsgymnasium studierte Bernd-Ulrich Hergemöller an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster katholische Theologie, Philosophie und Geschichte. Im Zuge des Theologiestudiums wandte er sich vom Glauben ab. 1978 wurde er bei Heinz Stoob promoviert über die Goldene Bulle Kaiser Karls IV. von 1356. Er habilitierte sich 1984 mit einer von Stoob angeregten Arbeit über das Thema Pfaffenkriege im spätmittelalterlichen Hanseraum.[2] Danach war er Privatdozent in Münster und von 1992 bis 1996 Hochschuldozent an der Ruhr-Universität Bochum. Seit 1996 war er Inhaber eines Lehrstuhls im Bereich Mittelalter am Historischen Seminar der Universität Hamburg. Zum 1. November 2012 ging er aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand.
Hergemöller war parteiloser Ratsherr der Stadt Münster (1984–1987) und Mitglied der Historischen Kommission für Mecklenburg. Außerdem war er als Verleger tätig.
Zu seinem akademischen Umfeld zählten beispielsweise Ingeborg Braisch, Nicolai Clarus, Friedrich Bernward Fahlbusch und Marie-Luise Heckmann.
Insgesamt hat Hergemöller rund 70 Texte in einer Vielfalt literarischer Formen von der Quellenedition, einem kirchenlateinischen Glossar und einem mehrbändigen Speziallexikon über biographische Studien, philosophische Erwägungen und sprachlich ausgefeilte Essays bis hin zu Lexikonartikeln, kurzen Biogrammen und Aphorismen veröffentlicht. Zu seinen Forschungsinteressen zählten die Namenkunde, die Geschichte des Papsttums sowie die Erforschung der Ketzer, ausgesuchter Heiliger und ihrer Legenden. Als Forschungsschwerpunkte kristallisierten sich die Sozialgeschichte der Stadt unter besonderer Berücksichtigung städtischer Randgruppen, die Reichs- und Verfassungsgeschichte des späten Mittelalters mit einer klaren Akzentsetzung auf der Geschichte Böhmens sowie die Geschichte der Homosexuellen heraus. Hergemöller edierte und übersetzte nicht nur zahlreiche Quellen zur Geschichte der männlichen Homosexualität aus dem Lateinischen ins Deutsche, wozu er nicht zuletzt Beispiele aus den mittelalterlichen Städten Köln, Münster, Venedig, Augsburg und Basel heranzog; vielmehr war er auch einer der Ersten, der das literarische Ich zum Gegenstand einer historisch-hilfswissenschaftlichen Analyse erhob.
„Schon heute hat er einen Ehrenplatz in der Geschichte der Geschichtsschreibung der Homosexuellen“ (Patrick Bahners). 1998 veröffentlichte er das Lexikon Mann für Mann.