Die Benediktinerabtei Michaelbeuern (S. Michaelis Archangelis apud Beurn) ist ein im 8. Jahrhundert gegründetes Kloster in Michaelbeuern, dem Hauptort der Gemeinde Dorfbeuern im Salzburger Land in Österreich, etwa 30 Kilometer nördlich der Stadt Salzburg.
Bereits zur Zeit des Salzburger AbtbischofsFlobrigis existierte hier wohl schon um 736 eine Mönchszelle, die 817 im Aachener Klosterverzeichnis als „Buria“ bezeichnet wird.[1] Der Michaelbeurer Prior Michael Filz hat im 19. Jahrhundert wegen Besitzungen, die zunächst dem Kloster Otting gehörten und dann in der Hand von Michaelbeuern waren, die Theorie aufgestellt, das von Bischof Virgilius von Salzburg im Jahre 749 geweihte Kloster Otting sei um 785 nach Michaelbeuern verlegt worden.[1][2]
Nach der Unterbrechung des klösterlichen Lebens und Wirkens durch die Ungarnkriege begann jedenfalls 977 mit der Güterschenkung durch Kaiser Otto II. der Wiederaufbau. Unter PfalzgrafHartwig I. kam es zur Neustiftung der Abtei, deren Erneuerung im hohen Mittelalter die bedeutendsten Familien des Landes betrieben.[2]
Nach der glanzvollen Neuweihe der romanischen Pfeilerbasilika am 18. Juli 1072 durch den PatriarchenSighard von Aquileia und Erzbischof Gebhard von Salzburg war Michaelbeuern ein adeliges Doppelkloster, das jedoch bald wieder erlosch. Werigand ist der erste namentlich bekannte Abt des Klosters. Seine Regierungszeit wird von 1072 bis 1100 datiert. Unter Abt Walther (1161–1190) erlebte Michaelbeuern eine Blüte; er erwarb die nach ihm benannte Riesenbibel, die um 1140 geschrieben wurde.[3] Zunehmend übernahmen nun die Mönche den Seelsorgsdienst in den umliegenden Gemeinden, wie auch in Seewalchen am Attersee, in Obersulz und im 18. Wiener Gemeindebezirk, wo noch heute der Bezirksteil Michelbeuern (heute im 9. Bezirk Alsergrund) am Gürtel nach dem Kloster benannt ist. Schon im 13. Jahrhundert lässt sich eine Konventschule quellenmäßig nachweisen, die später auch Sängerknaben ausbildete.
Krisenzeiten, verursacht durch Elementarkatastrophen wie den Brand im Jahr 1364, durch Misswirtschaft in der Pfründenvergabe und durch die Auswirkung der Reformation, als der Konvent nur mehr drei Mönche umfasste, wurden nur kurzfristig durch Phasen des Aufschwungs unterbrochen, wie sie auf die Durchführung der Melker Klosterreform unter Abt Georg (1440–1472) folgten.[2]
Erst mit dem 17. Jahrhundert begann eine langfristige Konsolidierung Michaelbeuerns, die sich in Spiritualität, weitreichenden Seelsorgs- und Bildungsaufgaben und in umfangreichen Bautätigkeiten niederschlug. An die fünfundzwanzig Mönche dozierten an der Benediktineruniversität Salzburg.
Während der Zeit des Nationalsozialismus waren Schule und Kirche geschlossen, die Mönche vertrieben. Bald nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das klösterliche Leben neu begonnen, 1950 konnte die reromanisierte Stiftskirche neu geweiht werden.
Unter dem gegenwärtigen Abt Johannes Perkmann setzt sich die zeitgemäße Erneuerung des Klosters fort. Sichtbarer Ausdruck dafür ist u. a. die Renovierung und Revitalisierung des gesamten ehemaligen Ökonomietrakts des Klosters als Schul- und Bildungszentrum und die Restaurierung der Stiftskirche mit der Errichtung der Eisenbarth-Orgel.[4]
Gegenwärtige Aufgaben
Die Mönche von Michaelbeuern – aktuell sind es 12 (Stand Jänner 2021)[5] – versuchen durch die Führung einer Schule und eines Internates, jungen Menschen Hilfe bei einer ganzheitlichen Persönlichkeitsentwicklung zu geben. Das Exerzitien- und Bildungshaus will Menschen, die Stille, Besinnung und religiöse Vertiefung suchen, in Exerzitien, Einkehrtagen, Kloster auf Zeit und in Weiterbildung von pfarrlichen Mitarbeitern benediktinische Spiritualität vermitteln.
Als Kulturerhalter bemüht sich die Abtei, die ihr seit Jahrhunderten anvertrauten Kirchenkulturgüter nicht nur in einem musealen Rahmen zugänglich zu machen, sondern sie eingebunden in ihre sakrale Umgebung und lebendige Funktion erlebbar zu machen.
Wie jedem Benediktinerkloster sind Michaelbeuern Wirtschaftsbetriebe angeschlossen. Das Kloster betreibt eine Landwirtschaft, eine Biogasanlage und ein Fernheizwerk, das das Kloster und einige Haushalte des Dorfs versorgt. Ebenso hat das Kloster seit dem 19. Jahrhundert einen 50-Prozent-Anteil am Augustiner Bräu Kloster Mülln. Gegenüber der Abtei befindet sich die Stiftskellnerei, ein Lokal, das in einem ehemaligen Wirtschaftsgebäude des Klosters untergebracht ist und von diesen verpachtet wurde.
2012 wurde das Internat geschlossen, beginnend mit dem Schuljahr 2013/14 ging die Hauptschule in eine Neue Mittelschule über.[7]
Abteikirche
Wohl schon vor der Neuweihe der romanischen Pfeilerbasilika am 18. Juli 1072 durch den Patriarchen Sieghard von Aquileia und Erzbischof Gebhard von Salzburg bestand ein älterer Kirchenbau in Michaelbeuern. Bedeutende Künstler bei der im 17. Jahrhundert erfolgten Barockisierung der Abteikirche waren u. a. der Bildhauer Meinrad Guggenbichler und der Maler Johann Michael Rottmayr. Sie schufen um 1691 den weitum bekannten Hochaltar. Während der nationalsozialistischen Herrschaft war die Kirche geschlossen und die Mönche vertrieben. Als bald nach dem Krieg das klösterliche Leben neu begonnen wurde, konnte 1950 auch die in Teilen reromanisierte Stiftskirche wieder geweiht werden.
Romanisches Portal
Turm der Abteikirche
Inneres der Abteikirche
Hochaltar
Altarbild von Johann Michael Rottmayr
Erzengel Gabriel von Meinrad Guggenbichler
Grabplatte des Abts Ulrich Hofbauer in der ehemaligen Äbtegruft, heute Vorraum der Kirche
↑ abcMichael Filz: Geschichte des Salzburgischen Benediktinerstiftes Michaelbeuern. 1833, S. 12 ff.
↑Roswitha Juffinger, Peter Wind: Die Waltherbibel aus Michaelbeuern. Eine Bestandsaufnahme. In: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde. Jahrgang 123, 1983, S. 131–142 (zobodat.at [PDF]).
↑Abtei Michaelbeuern: Konvent. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 21. Januar 2021; abgerufen am 3. Januar 2021.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.abtei-michaelbeuern.at