Die ehemalige Barmer Ruhmeshalle (zeitgenössisch offiziell Kaiser Wilhelm- und Friedrich-Ruhmeshalle benannt) ist ein historisches Gebäude im Wuppertaler Stadtteil Barmen und trägt nach dem Wiederaufbau den Namen Haus der Jugend. Das Gebäude beherbergt heute außerdem die Kunsthalle Barmen, den Live Club Barmen (LCB) und eine Stadtteilbibliothek der Stadtbibliothek Wuppertal.[1]
Hinter der Vorhalle lag die eigentliche Ruhmeshalle mit den drei Kaiser-Statuen, die von den Bildhauern Karl Begas, Johannes Boese und Emil Cauer d. J. geschaffen wurden. Die seitlichen Räume wurden unterschiedlich genutzt, allein die sieben Räume im ersten Obergeschoss waren dem Museumsverein vorbehalten.
Geschichte
Historisches Foto der Barmer Ruhmeshalle, zur EinweihungHistorische Ansichtskarte der Barmer Ruhmeshalle, um 1900
Der Barmer Kunstverein, der im Jahr 1866 gegründet wurde, bemühte sich von Anfang an um Ausstellungsräume. Zunächst konnten die Werke des Vereins im Gesellschaftshaus der „Concordia“ am Werth ausgestellt werden. Als diese in einen Neubau umzog, wurde die Idee des Baues einer Kunsthalle geboren und 1886 wurde für die Finanzierung dazu ein Fonds eingerichtet. Im Dreikaiserjahr (1888) beschloss die Barmer Stadtverwaltung den Bau einer Ruhmeshalle zu Ehren Kaiser Wilhelms I. und Kaiser Friedrichs III. und stellte dazu das Grundstück zur Verfügung. Die Finanzierung erfolgte dann durch die Barmer Bürgerschaft. 1895 wurde ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben, den der Barmer Architekt Erdmann Hartig gewann. Der Direktor der Barmer Kunstgewerbeschule konnte sich gegen 57 andere eingereichte Entwürfe durchsetzen. Nach einer dreijährigen Bauzeit wurde der Bau mit dem damaligen offiziellen Namen „Kaiser-Wilhelm-und-Friedrich-Ruhmeshalle“ am 24. Oktober 1900 von Kaiser Wilhelm II. unter großer Anteilnahme der Bevölkerung eingeweiht.
Mit der Vereinigung der Städte Barmen und Elberfeld zu Doppelstadt Elberfeld-Barmen 1929 (ab 1931 offiziell Wuppertal) blieb die Ruhmeshalle selbständig.
Am 31. Dezember 1939 ereignete sich ein spektakulärer Unfall, als eine Turbine des Heizkraftwerks Barmen im laufenden Betrieb auseinanderbrach und Trümmer in die mehrere hundert Meter entfernte Ruhmeshalle einschlugen. Es wurde dabei die Glaskuppel beschädigt, Verletzte gab es jedoch nicht.
Im Zweiten Weltkrieg wurden mit dem Luftangriff auf Barmen in der Nacht vom 29. zum 30. Januar 1943 der Kuppelbau und die Sammlung nahezu völlig zerstört; das Gebäude brannte aus. Die Betreuung übernahm das Städtische Museum, während sich der Kunstverein am 21. April 1946 mit dem Elberfelder Museumsverein, der das Von der Heydt-Museum betrieb, zum Kunst- und Museumsverein (KMV) zusammenschloss. Die Kunstwerke wurden während des Krieges 1943 ausgelagert, trotzdem waren die Verluste durch Brand, Diebstahl und Beschlagnahme sehr groß. Die verbliebenen Reste beider Sammlungen wurden im Elberfelder Von-der-Heydt-Museum zusammengefasst.
Die in den 1950er Jahren wieder hergerichtete Ruhmeshalle im Spätherbst 2012
In den 1950er Jahren wurde die Ruhmeshalle, nachdem sie über zehn Jahre als Ruine leergestanden hatte, wieder aufgebaut. Am 21. Juni 1958 wurde sie unter dem Namen Haus der Jugend wiedereröffnet, wobei die innere Struktur neu gestaltet wurde. Auf eine Rekonstruktion der Kuppel verzichtete man ebenso wie auf die großen Steinadler auf dem Dach. Auch die Kaiser-Standbilder sind heute nicht mehr erhalten, da sie in der Nachkriegszeit zerstört wurden. Ein Anbau für die Bibliothek entstand im Jahr 1965. Trotz der umfangreichen Veränderungen im Innern und im Dachbereich steht das Gebäude seit 1985 unter Denkmalschutz.
2001 drohte die Stadt die Kunsthalle aus finanziellen Gründen zu schließen, denn 200.000 Besucher im Jahr seien nicht genug, um rentabel zu arbeiten.[3]
Die an der B7 gelegene Seite nach dem Rückbau des Anbaus, 2011
Noch bis ins Jahr 2011 mussten Brandschutzmängel beseitigt werden, deren Finanzierung sich aber als kompliziert herausstellte. Beantragte Fördergelder in Höhe von 5,2 Millionen Euro zur Finanzierung des notwendigen Umbaus und weiterer Modernisierungen wurden vom Land Nordrhein-Westfalen erst spät bewilligt. Zuvor wurde schon 2006 die Priorität der Modernisierung zur Regionale 2006 zurückgestuft.[4] Lediglich 1,1 Millionen Euro standen im Haushalt der Stadt bereit, mit denen aber nur die Brandschutzmängel beseitigt werden können. Die Verbesserung der provisorischen Raumaufteilung konnte dabei nicht berücksichtigt werden. Der Anbau, in dem Teile der Bibliothek untergebracht war, wurde bis 2011 zurückgebaut. Im April wurde das Haus der Jugend wiedereröffnet.[5]
Heutige Nutzung
Heute befinden sich am Geschwister-Scholl-Platz das Haus der Jugend mit Einrichtungen für die Jugend, die Ausstellungsräume der Kunsthalle Barmen und, wie auch früher schon, die Barmer Stadtteilbibliothek. Die Funktion einer Ruhmeshalle übt das Gebäude nicht mehr aus.
Ab Oktober 2024 wird die Kunsthalle Barmen von der Bergischen Universität Wuppertal in Kooperation mit der Stadt für drei Jahre reaktiviert. Die Leitung auf Seiten der Universität mit ihrer Kernaufgabe der Vermittlung übernimmt Katja Pfeiffer, künstlerische Leiterin wird Isabelle Meiffert. Katharina Maderthaner und AnneMarie Neser sowie die künstlerischen Mitarbeiter Sebastian Bartel und Christoph Westermeier verstärken das Team. Die Auftaktausstellung „Shared Spaces“ eröffnet am 18. Oktober 2024 und schließt den Vorplatz mit ein.[6]
Ein Fokus der Kunsthalle Barmen liegt auf innovativen und umfangreichen Vermittlungsansätzen durch die Universität. Im „Kunsthalle Barmen LAB“, einem Labor für kulturelle Bildung, werden Stadtbevölkerung, Anwohner und Studierende der Universität in unterschiedlichen Formaten und Programmen zusammengeführt. Mit der Wiedereröffnung der Kunsthalle sollen regelmäßig Veranstaltungen angeboten werden, die Familien, Anwohner, Gäste und Passanten einladen, die Kunsthalle kennenzulernen.[7]
Literatur
Lutz Engelskirchen: Die Barmer Ruhmeshalle. Von Bürgertum und Bürgergeist in Barmen. Cuvillier, Göttingen 1996, ISBN 3-89588-405-7.