Am 1. November 1873 wurde der Streckenabschnitt von Steinach nach Rothenburg eröffnet und bescherte der ehemals freien Reichsstadt einen Eisenbahnanschluss an die bereits 1864 fertiggestellte Hauptstrecke Würzburg–Ansbach. Die Weiterführung der Stichstrecke Richtung Süden nach Dombühl, wo ein Anschluss an die 1875 eingeweihte Hauptstrecke Nürnberg–Crailsheim möglich gewesen wäre, wurde zunächst zurückgestellt. Erst 1900 wurde der Bau der Strecke von Rothenburg nach Dombühl genehmigt und schließlich war am 1. August 1905 die Gesamtstrecke befahrbar. Dieser Streckenteil wurde 1971 eingestellt und noch von Dombühl aus zum Abstellen nicht mehr benötigter offener Güterwagen benutzt.
Besonderheiten der Strecke waren der Kopfbahnhof in Schillingsfürst, die Überquerung der Europäischen WasserscheideRhein–Donau bei Schillingsfürst sowie die Brechung aller Züge in Rothenburg bis in die 1950er Jahre. Die Wirtschaftlichkeit des südlichen Abschnitts war stets unbefriedigend; bereits in den 1930er Jahren wurden zur Kosteneinsparung Triebwagen eingesetzt. In den 1950er Jahren verkehrte täglich ein Eiltriebwagen als „Reichsstädtezug“ von Rothenburg ob der Tauber über Dombühl, Dinkelsbühl, Nördlingen, Donauwörth und Augsburg nach München und zurück.
Da mittlerweile auch der Güterverkehr zurückgegangen war, wurde am 25. September 1971 der Gesamtverkehr zwischen Rothenburg und Dombühl eingestellt, nur zwischen Rothenburg und Gebsattel war noch bis zum 31. Dezember 1990 Güterverkehr möglich. Auch der Nordabschnitt verlor 1975 die Bedienung am Wochenende. Seit 1973 ist die Strecke ab Gebsattel fast vollständig zurückgebaut, Anfang der 1990er Jahre wurden auch die restlichen Gleise zwischen Rothenburg und Dombühl entfernt.
Die Strecke heute
Der Nordabschnitt von Steinach nach Rothenburg wird seit 1996 überwiegend im Stundentakt von Regionalbahn-Zügen bedient; 1997 wurde der Schienenpersonennahverkehr auf der Strecke außerdem als Linie R82 (seit 2020 RB 82) in den Verkehrsverbund Großraum Nürnberg einbezogen. Ihr Fortbestand ist durch die Ausschreibung des „Dieselnetzes Nürnberg“ gesichert, für das die damalige DB Regio Mittelfranken (heute DB Regio Franken) im März 2006 von der Bayerischen Eisenbahngesellschaft den Zuschlag erhielt.[6] Seit 14. Dezember 2008 verkehren die neuen Triebzüge der Baureihe 648 unter dem Namen „Mittelfrankenbahn“ täglich im Stundentakt. Die Strecke wird im Zugleitbetrieb betrieben, der zuständige Zugleiter sitzt in Gräfendorf.[7]
Der stillgelegte südliche Abschnitt von Rothenburg nach Dombühl wurde zum Radweg ausgebaut, wobei von den gut 25 km nur 6 km direkt auf der ehemaligen Bahntrasse verlaufen. Der restliche Teil wurde weitgehend unmittelbar neben dem Bahndamm angelegt. In Gebsattel und im Gewerbegebiet Simonhölz wurde die Bahntrasse überbaut, eine Bahnbrücke bei Diebach und ein Einschnitt bei Unteröstheim wurden verfüllt und an mehreren Stellen wurde der Bahndamm abgetragen, um Zufahrten zu Äckern zu schaffen.
Zukunft
Von Allianz pro Schiene wird die Verbindung Rothenburg-Dombühl als „zu reaktivierende Strecke“ angeführt.[8] Gemeinsam mit der zu reaktivierenden Strecke Nördlingen-Dombühl entstünde eine neue Nord-Süd-Verbindung, die auch als Ausweichstrecke zwischen Augsburg und Würzburg fungieren könnte.
Literatur
Oliver Paul: 100 Jahre Lokalbahn Rothenburg – Dombühl. Die Geschichte der Eisenbahn über die Frankenhöhe. Pro Bahn Verlag und Reisen, 2005, ISBN 3-9809568-3-0 (woernitz-franken.de [PDF; 1,3MB; abgerufen am 4. Juli 2024]).
↑Infrastrukturregister. In: geovdbn.deutschebahn.com. DB Netz AG, abgerufen am 13. Dezember 2020.
↑Eisenbahnatlas Deutschland 2009/2010. 7. Auflage. Schweers + Wall, Aachen 2009, ISBN 978-3-89494-139-0.
↑Bundesbahndirektion Nürnberg. Karte im Maßstab 1:400000. Ausgabe B. Karten- und Luftbildstelle der Deutschen Bundesbahn, Mai 1985 (blocksignal.de [abgerufen am 22. März 2022]).
↑Oliver Paul: 100 Jahre Lokalbahn Rothenburg–Dombühl – Die Geschichte der Eisenbahn über die Frankenhöhe. ProBahn Verlag und Reisen, München 2005, ISBN 3-9809568-3-0 (woernitz-franken.de [PDF; 1,3MB; abgerufen am 22. März 2022]).