Bacteroidaceae

Bacteroidaceae

Bacteroides fragilis im Grampräparat

Systematik
Klassifikation: Lebewesen
Domäne: Bakterien (Bacteria)
Abteilung: Bacteroidota
Klasse: Bacteroidia
Ordnung: Bacteroidales
Familie: Bacteroidaceae
Wissenschaftlicher Name
Bacteroidaceae
Pribram 1933

Die Bacteroidaceae sind eine Familie von Bakterien. Eine Besonderheit ist die Produktion von Sphingolipiden. Hierbei handelt es sich um Lipide, die eher selten von Bakterien gebildet werden. Sie treten hauptsächlich bei Vielzellern auf. Beim Menschen kommen sie innerhalb von Nervenzellen vor. Die Typusgattung Bacteroides ist die am häufigsten vorkommende Bakteriengruppe im menschlichen Darm.

Erscheinungsbild

Es handelt sich um gerade Stäbchen. Der Gram-Test fällt negativ aus. Sporen werden nicht gebildet. Sie sind obligat anaerob (Wachstum erfolgt nur in Abwesenheit von Sauerstoff). Die meisten Arten sind nicht begeißelt und somit nicht motil, Ausnahmen sind z. B. Bacteroides xylanolyticus (seit 2020 zu der Gattung Hungatella gestellt[1]) und Bacteroides polypragmatus. Als Besonderheit unter den Bakterien produzieren viele Arten der Bacteroides Sphingolipide, spezielle Membranlipide, die eigentlich für die Vielzeller typisch sind.[2] Sphingolipide werden nur von wenigen Bakterien produziert, z. B. Arten von den zu den Proteobacteria zählenden Sphingomonadaceae und von den Sphingobacteriaceae der Bacteroidetes.[3]

Stoffwechsel

Der Stoffwechselweg ist die Fermentation. Sie nutzen unter anderem verschiedene Zucker und Proteine zur Gärung. Endprodukte sind in u. a. Acetat und Wasserstoff (H2). Die Acetatbildung ist bei einigen Gattungen als Bestandteil ihres Namens vermerkt. Produkte von Bacteroides sind unter anderem Bernsteinsäure und Acetat. Die Gattung Anaerorhabdus produziert Acetat und Lactat.

Vorkommen

Die Gattung Bacteroides ist mit 1011 Exemplaren pro Gramm Stuhl die dominierende Bakteriengruppe im menschlichen Verdauungstrakt.[4] Sie kommt auch im weiblichen Genitaltrakt vor. Andere Vertreter wie Acetomicrobium kommen im Abwasserschlamm vor.

Systematik

Die zuerst zu den Bacteroidaceae gestellte Gattung Anaerophaga wird nun unter den Marinilabiliaceae geführt. Die ebenfalls zuerst hier geführte Gattung Megamonas wird nun nach mehreren Umstellungen unter der Familie Selenomonadaceae der Firmicutes gestellt.[5] Die Gattung Acetomicrobium Soutschek et al. 1985 wurde zu dem Phylum "Synergistetes" transferiert.

Es folgt eine Liste einiger Gattungen die zu Bacteroidaceae gestellt werden (Stand Mai 2021)[6]:

Einzelnachweise

  1. Marina García-López et al.: Analysis of 1,000 Type-Strain Genomes Improves Taxonomic Classification of Bacteroidetes. In: Frontiers in Microbioly (2019). Ausgabe 10, S. 2083. doi:10.3389/fmicb.2019.02083
  2. Haroun N.Shaha, Ingar Olsen, Kathy Bernard, Sydney M. Finegold, Saheer Gharbiah und Radhey S. Guptai: Approaches to the study of the systematics of anaerobic, Gram-negative, non-sporeforming rods: Current status and perspectives In: Anaerobe, Band 15, Ausgabe 5, October 2009, S. 179–194
  3. Hyun-Ju Um, Woo-Ri Shin, Simranjeet Singh Sekhon, Sung Min Woo, Young-Chang Kim, Ji-Young Ahn & Yang-Hoon Kim: Heterologous expression of a novel serine palmitoyltransferase from Sphingobium chungbukense In: Toxicology and Environmental Health Sciences Band 13, S. 183–192 (2021) doi:10.1007/s13530-021-00092-8
  4. Katharina Munk: Taschenlehrbuch Biologie: Mikrobiologie. Thieme, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-13-144861-3, S. 75
  5. Jean P. Euzéby, Aidan C. Parte: Megamonas. In: List of Prokaryotic names with Standing in Nomenclature (LPSN). Abgerufen am 7. Oktober 2018.
  6. Jean P. Euzéby, Aidan C. Parte: Bacteroidaceae. In: List of Prokaryotic names with Standing in Nomenclature (LPSN). Abgerufen am 5. Mai 2021.

Literatur

  • Noel R. Krieg u. a. (Hrsg.): Bergey’s Manual of Systematic Bacteriology. 2. Auflage, Band 4: The Bacteroidetes, Spirochaetes, Tenericutes (Mollicutes), Acidobacteria, Fibrobacteres, Fusobacteria, Dictyoglomi, Gemmatimonadetes, Lentisphaerae, Verrucomicrobia, Chlamydiae, and Planctomycetes. Springer, 2010, ISBN 978-0-387-68572-4, S. 106–314.
  • Michael T. Madigan, John M. Martinko, Jack Parker: Brock – Mikrobiologie. 11. Auflage. Pearson Studium, München 2009, ISBN 978-3-8273-7358-8, S. 454.

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