Die Bücker Bü 131 Jungmann war das erste Flugzeug des Herstellers Bücker Flugzeugbau. Der Erstflug des einmotorigen Doppeldeckers fand am 27. April 1934 statt. Konstrukteur war der Schwede Anders J. Andersson. Eingesetzt wurde es an Flugschulen und in der neu entstandenen Luftwaffe, wo es eines der Standard-Schulflugzeuge wurde.
In Deutschland wurden 3000 Stück hergestellt, insgesamt (Lizenzbauten eingeschlossen) wurden etwa 5000 Maschinen produziert. Die Konstruktion der einsitzigen Bücker Bü 133 Jungmeister basierte weitgehend auf der Bü 131 Jungmann.
CASA 1.131: Spanische Lizenzversion, über 550 produziert, davon 200 mit HM 504 die übrigen mit Motoren Elizalde (ENMA) Tigre G-IV A (125 PS) bzw. G-IV B (150 PS)
Tatra T-131: Tschechoslowakische Lizenzversion von 1937. Motor Walter Minor 4-II (105 PS).
AeroC-4: Tschechoslowakische Nachkriegsversion von 1946 mit verbliebenen Hirth HM 504. 20 produziert.
Aero C-104: Tschechoslowakische Nachkriegsversion (1946–1949). 260 Exemplare mit Walter Minor 4-II (105 PS) gebaut.
Produktion
Die Bücker 131 wurde von Bücker, Aero in Prag und Sta (Namenskürzel unbekannt) in Serie gebaut.
Im RLM-Auftrag wurden 223 mit dem Motor HM 60 (A-Serie) und 1356 mit dem HM 504 (B- und D-Serie), zusammen 1579 Bü 131, geliefert. Die Produktion belief sich auf 200 Bü 131 bei Aero und 15 bei Sta, der Rest bei Bücker.
Die Schweiz flog insgesamt 84 Bü 131, davon drei Importe, also 81 Lizenzbauten von Dornier, Altenrhein.[2] CASA in Spanien baute 555 Bü 131 in Lizenz. Die japanische Produktion lag bei 1037 Ki-86A und 339 K9W1. Aero baute in der Nachkriegszeit 248 C-104. Die Produktion bei Tatra ist nicht genau zu bestimmen. 35 Flugzeuge waren bestellt worden, für elf liegen Zulassungen vor, weitere fünf erhielten keine Zulassung. Also ist eine Produktion von ca. 16 T-131 anzunehmen.[3] Somit lag die Gesamtproduktion der Bü 131 bei etwa 4200 Exemplaren.
Der Bücker-Geschäftsbericht erwähnt weitere Exporte bis 1938: Österreich 2, Niederlande 1, Jugoslawien 1, Polen 1, ČSR 1, China 1, Mandschukuo 5 und 10 Privatverkäufe im Inland.
SchweizSchweiz: Im Dienst der Schweizer Flugwaffe als A-16[10] von 1936 bis 1971 (Schweizer Lizenzbauten, von Dornier Altenrhein hergestellt).
SpanienSpanien: Über 100 Stück ab Februar 1937 geliefert.[11] Von 1938 bis 1960 produzierte CASA 555 Flugzeuge als CASA 1.131 in Lizenz, davon etwa 300 mit dem spanischen Motor ENMA Tigre G-IV.[9]
TschechoslowakeiTschechoslowakei: Ab 1937 erfolgte bei Tatra der Lizenzbau als T-131, später auch bei Aero als C-104. Während der Okkupation und Kriegszeit lief die Produktion weiter. In der Nachkriegszeit wurden ehemalige deutsche Maschinen eingesetzt, aber auch Nachbauten. Aero stellte von 1946 bis 1949 260 weitere C-104 her.[9]
Wegen der großen hergestellten Stückzahlen und ihrer weiten Verbreitung als Militär-Schulungsflugzeug ist die Jungmann heute einer der verbreitetsten Oldtimer. Da aber kaum noch Ersatzteile für den Originalmotor aufzutreiben sind, wurden einige Exemplare mit einem Lycoming-Boxermotor ausgerüstet. Dadurch konnten diese Flugzeuge zwar von der Stilllegung bewahrt werden, die durch die Umrüstung notwendig gewordene breitere Motorverkleidung (Cowling) zerstört allerdings die elegante Linie des Flugzeugs weitgehend.
Der polnische Flugzeughersteller Serwis Samolotów Historycznych in Jasienica[12] baute die Bücker Bü 131 Jungmann ab 1994 originalgetreu nach. Nach dem Tod des Firmengründers Janusz Karasiewicz bei einem Flugunfall mit einem Ultraleichtflugzeug wurde die Produktion 2006 wieder eingestellt.
Die polnische Firma Air Res Aviation in Rzeszów hat die Produktion der Jungmann wieder aufgenommen und setzt damit das Werk von Janusz Karasiewicz fort. Die erste Maschine mit einem tschechischen Motor LOM M332 AK wurde 2012 fertiggestellt.[13] Derzeit (2021) werden immer noch Nachbauten mit verschiedenen Triebwerken gefertigt.[14]
Der Hersteller B&F Technik FK Leichtflugzeuge Speyer fertigt in Zusammenarbeit mit dem tschechischen Unternehmen Podešva Air Replikas der Bücker 131 Jungmann unter der Typenbezeichnung FK131 Jungmann mit einem Triebwerk des Typs Walter Mikron III C UL, die entweder als Experimentalflugzeug oder als Ultraleichtflugzeug betrieben werden können. Der Motor dieser Replika leistet 82 PS, was nahezu der Motorisierung der Bücker 131A entspricht (80 PS), allerdings mit erheblich besseren Verbrauchswerten. Die Flugleistungen und -eigenschaften entsprechen nach Angaben des Herstellers weitgehend dem Original.[15]
Erwin König: Bücker Bü 131 „Jungmann“. Die Geschichte des legendären Schuldoppeldeckers. In: Flugzeug Profile Nr. 27. Flugzeug Publikations GmbH, Illertissen.
↑Bundesarchiv/Militärarchiv Freiburg, RL 3: Ausfuhr von Flugzeugen an befreundete und verbündete Länder 1936 bis 1942; Bundesarchiv Berlin: Bückers Flugzeugbau, Geschäftsbericht für die Jahre 1933 bis 1938.
↑ abcSiegfried Wietstruk: Bücker-Flugzeugbau. Aviatic, Oberhaching 1999, ISBN 3-925505-28-8, S. 45/46.
↑Erwin König: Bücker Bü 131 „Jungmann“. Die Geschichte des legendären Schuldoppeldeckers. In: Flugzeug Profile Nr. 27. Flugzeug Publikations GmbH, Illertissen, S. 29.