Die Stadt liegt nahe der äußersten Spitze Nordwestböhmens, im tschechischen Teil des Elstergebirges. Die Ortslage erstreckt sich im oberen Tal des Ašský potok bis zur Wasserscheide mit dem Račí potok/Selbbach. Östlich erhebt sich der Skřivánčí vrch (Lerchenpöhl), im Südosten der Ascher Berg, südlich der Große und der Kleine Kegelberg, im Westen der Selbský vrch (Selber Berg) und der Kaplanberg sowie nordöstlich der Háj (Hainberg, 758 m n.m.). Aš ist Zentrum des Ascher Ländchens (tschechischAšsko), auch böhmischesVogtland genannt. Im Hinblick auf die geografische Lage und die Form der Grenzziehung gibt es auch die Bezeichnung Ascher Zipfel, denn sowohl im Westen und Nordwesten als auch im Osten grenzt das Stadtgebiet von Aš an Deutschland und ragt wie ein Finger in das deutsche Staatsgebiet hinein. Verwaltungsmäßig gehört die ehemalige Bezirksstadt zum Okres Cheb.
Stadtgliederung
Die Stadt Aš besteht aus den Ortsteilen[3] Aš (Asch), Dolní Paseky (Niederreuth), Doubrava (Grün), Horní Paseky (Oberreuth), Kopaniny (Krugsreuth), Mokřiny (Nassengrub), Nebesa (Himmelreich, früher auch Egrisch Reuth), Nový Žďár (Neuenbrand) und Vernéřov (Wernersreuth), die zugleich auch Katastralbezirke bilden.[4] Grundsiedlungseinheiten sind Aš-u stadionu, Blata, Dolní Paseky, Doubrava, Hlavní-Okružní, Horní Paseky, Kopaniny, Mokřiny, Na výsluní, Nebesa, Nový Žďár, Pod Hájem, Pod Skřivánčím vrchem, Průmyslový obvod, Selbský vrch, U rozhledny, U zastávky, Vernéřov und Za nádražím.[5]
Die Besiedlung des Ascher Ländchens begann etwa im 11. Jahrhundert durch bairische Kolonisten aus dem Nordgau (Bayern). Die Mundart in der Stadt Asch war – wie im südlich angrenzenden Egerland – nordbairisch. Auch im nördlich angrenzenden Vogtland wird diese Mundart in den Ortschaften nahe der tschechischen Grenze in Adorf, Markneukirchen und deren Umgebung gesprochen, noch ausgeprägter in der Umgebung von Bad Brambach. Hier wird sie als Südvogtländisch bezeichnet.
Erste nachweisbare Lehensherren des Gebietes um Asch waren die Vögte von Weida, daher wird es auch als böhmisches Vogtland oder Ascher Ländchen bezeichnet. 1281 übergab der Kaiser des Deutschen Reiches den Vögten von Weida das Gebiet als Reichslehen, das 1331 an Johann von Böhmen verkauft wurde. Weitere Lehensträger folgten. 1394 starb Konrad von Neuberg ohne männliche Nachkommen. Durch die Heirat seiner Tochter Hedwig von Neuberg mit Konrad von Zedtwitz kam die Herrschaft Asch, die Asch und vierzehn Dörfer umfasste, 1400 in den Besitz der Herren von Zedtwitz.
Auf dem Schlossberg von Asch (inmitten einer Parkanlage) befinden sich noch heute geringe Reste der abgegangenen Burg Asch (Siehe auch Stadtmuseum Aš).
1557 wurde das Gebiet um Asch durch Dekret Ferdinands I. ein reichsunmittelbaresLehen des Königreichs Böhmen. Das Gebiet war wie das südlich angrenzende Egerland mit der Stadt Eger in drei Generationen von 1555 bis etwa 1630 evangelisch-lutherisch. Mit der Rekatholisierung in Böhmen während des Dreißigjährigen Krieges um 1631 wurden Eger und das Egerland wieder römisch-katholisch.
Nach dem Westfälischen Frieden von 1648 blieb Asch evangelisch-lutherisch und Anhänger der Reformation. Nach den vergeblichen Versuchen von 1736 und 1746 wurde die Herrschaft Asch am 16. Dezember 1774 von Kaiserin Maria Theresia von Österreich nach langem Widerstand der Herren von Zedtwitz mediatisiert. Dadurch verlor das Ascher Ländchen seine Unabhängigkeit und wurde 1806 in das Königreich Böhmen eingegliedert.
Anstelle des abgerissenen Schlosses der Grafen Zedtwitz (Straße: Mikulášská 3) neben der Kirche St. Nikolaus befindet sich heute eine Fabrikantenvilla, die das Stadtmuseum Asch beherbergt.
Der evangelisch-lutherischen Region Asch im römisch-katholischen Böhmen sicherte Kaiserin Maria Theresia Glaubensfreiheit zu, die durch die Toleranzpatente ihres Sohnes Joseph II. bestätigt wurde.
Im Jahr 1854 wurde in Asch nach der Bauernbefreiung und dem Ende der Erbuntertänigkeit im Jahr 1848 ein Kreisgericht eingerichtet, das dem Gerichtsbezirk Asch vorstand. Die Rechte der von Zedtwitz aus der Feudalzeit, die fast 500 Jahre das Gebiet beherrscht hatten, wurden aufgehoben. Die ihnen verbliebene Kirchenhoheit mussten sie schließlich 1869 aufgeben, als die evangelisch-lutherischen Gemeinden des Ascher Ländchens als Superintendentur Asch direkt der Evangelischen Kirche A. B. in Österreich unterstellt wurden. Am 1. November 1865 wurde der Bahnhof Asch zusammen mit der Bahnstrecke Eger–Oberkotzau und 1885 die später nach Adorf weitergeführte Lokalbahn nach Roßbach eröffnet. Durch die florierende Textilindustrie wuchs die Bevölkerung des Ortes. Am 1. Mai 1871 wurde in der Steinstraße 107 auf dem Werksgelände des Textil-Fabrikanten Georg Kraus eine Abend-Fachschule für Weben, Wirken und Zeichnen eröffnet.[6] Asch wurde 1872 zur Stadt erhoben.
Seit dem 20. Jahrhundert
Nach dem Untergang der Monarchie Österreich-Ungarn am Ende des Ersten Weltkriegs 1918 hatte ein Soldatenrat der neu gegründeten Tschechoslowakei die politische Macht in Asch inne und lehnte Forderungen der deutschen Partei aus Eger auf Anschluss an Bayern in Erinnerung an die Zugehörigkeit des Gebietes zum Nordgau ab. Die Inflation im Jahr 1923 und eine Weltwirtschaftskrise in den Jahren 1929 und 1930 setzten der Textilwirtschaft in Asch schwer zu. Im Vorfeld der Sudetenkrise besetzte ein sudetendeutsches Freikorps im März 1938 die Stadt. Im Mai 1938 erhielt die Sudetendeutsche Partei von Konrad Henlein, der längere Zeit in Asch als Lehrer tätig war, die Mehrheit der abgegebenen Stimmen.
Nach dem Münchner Abkommen gehörte die Stadt von 1938 bis 1945 zum Landkreis Asch im Reichsgau Sudetenland, Regierungsbezirk Eger, des Deutschen Reichs. Am 3. Oktober 1938 zogen in Asch reichsdeutsche Truppen ein. Der Diktator Hitler selbst kam über den Grenzübergang Selb-Asch in die Stadt. Die meisten der tschechischen Bewohner (1930: 113/0,5 %) verließen die Stadt Asch, die 1939 etwa 23.000 Einwohner hatte.
Zu Ende des Zweiten Weltkriegs am 20. April 1945 wurde Asch durch US-amerikanische Truppen auf dem Vormarsch nach Westböhmen besetzt. Im November 1945 kam Asch nach der Übergabe an sowjetische Besatzungstruppen unter sowjetische Militärverwaltung. Tschechische Personengruppen begannen im Juni 1945, die deutschen Haus- und Grundeigentümer sowie Unternehmer zu enteignen und deren Besitz zu übernehmen. Infolge der Vertreibung der Deutschböhmen verringerte sich die Zahl der Bewohner von Aš nach Kriegsende um etwa die Hälfte. In den 1950er Jahren zur Zeit des Sozialismus in der Tschechoslowakei flüchteten viele Einwohner von Aš, vor allem bedingt durch die desolate Wirtschaftslage und erleichtert durch die Grenzlage mit ihren Fluchtmöglichkeiten. Die Einwohnerzahl sank nochmals und viele Werkstätten und Fabriken wurden betriebsunfähig. Durch den Zuzug von Tschechen aus dem Landesinneren, Repatrianten, Angehörigen der Volksgruppen der Roma, der Slowaken und Vietnamesen nahm die Anzahl der Bewohner in den 1970er Jahren wieder zu.
Bevölkerung
Bis 1945 war Asch überwiegend von Deutschböhmen besiedelt, die vertrieben wurden.
davon 113 (0,58 %) Tschechen (11.930 Evangelische)[12][13]
1939
23.123
davon 12.502 Evangelische, 10.023 Katholiken, 15 sonstige Christen und ein Jude[12]
Bevölkerungsentwicklung nach Ende des Zweiten Weltkriegs[14]
(Stand: 31.12. des jeweiligen Jahres)
Jahr
Einwohner
1947
11.399
1950
10.784
1960
11.086
1970
11.546
1980
13.936 1
Jahr
Einwohner
1990
13.167
2000
12.260
2010
13.413
2020
13.105
2022
12.804
1
Aš mit Dolní Paseky, Doubrava, Horní Paseky, Kopaniny, Mokřiny, Nebesa, Nový Žďár und Vernéřov
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Museen
Das Stadtmuseum Aš (mit Textilmuseum)50.224747312.1888317 in einem Neurenaissanceschlösschen der Grafen von Zedtwitz informiert über die Geschichte des Ascher Ländchens und zeigt unter anderem eine umfangreiche Handschuhsammlung.
Neben dem Rathaus befinden sich die Ruine der evangelischen Stadtkirche, die 1960 bei Renovierungsarbeiten abbrannte, und der Sockel des Martin-Luther-Denkmals.
Auf dem Háj (Hainberg) in unmittelbarer Umgebung der Stadt befindet sich ein Bismarckturm. Es handelt sich um einen von drei Bismarcktürmen auf dem Gebiet der Tschechischen Republik.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als mechanische Webstühle eingeführt wurden, entwickelte sich in der Stadt Asch die Textilindustrie zu einer Haupteinnahmequelle. Zunächst wurden zu Beginn des 19. Jahrhunderts auf Handwebstühlen baumwollene Kopf- und Halstücher, Musseline und Schleier, seit 1830 auch Tischtücher und Möbelstoffe, seit 1842 halb- und reinwollene Damenkleiderstoffe, Halbseidenstoffe und Flanelle hergestellt. In Hranice (Rossbach), dessen Weber schon seit 1833 auf Jacquardmaschinen arbeiteten, stellten die Betriebe zumeist Textilien für Abnehmer in Indien und in Spanisch-Amerika her, unter anderem Brochés, preiswerte Nachahmungen von Kaschmirschals. In der Zeit zwischen den Weltkriegen erlitt die Textilindustrie im Ascher Ländchen durch die wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse in der ersten tschechoslowakischen Republik große Verluste, von welchen sich die Stadt bis heute nicht erholt hat. Es haben nur einige kleine Textilbetriebe und metallverarbeitende Werkstätten als Arbeitgeber überstanden.
Die Investorengruppe BCD Holdings kaufte 2007 eine größere Fläche als Baugrund, um einen neuen Industriepark zu gründen.[17] Vorher hatte die BCD-Gruppe versucht, in den Ausbau des in der Nähe von Aš zwischen Plauen und Hof (Saale) liegenden heutigen Verkehrslandeplatzes Hof/Plauen zu investieren.[18]
In dem neu aufzubauenden Industriepark in Aš sollen bis zu 13.000 Arbeitnehmer beschäftigt werden. Es sollen ein Kasino mit Hotel, ein Einkaufszentrum, ein Kongresszentrum, eine private Poliklinik und vier 103 m hohe Wohngebäude für Angestellte errichtet werden; außerdem sind noch Hallen für High-Tech-Industrie der Computerbranche, eine Spedition, ein Vergnügungspark, ein Bürogebäude und weitere drei Wohnhäuser geplant.[19] Die Umsetzung der Pläne verzögerte sich; die Finanzierung des Projektes ist unsicher. Nur eine Umgehungsstraße in Richtung Cheb und Hof (Saale) wurde fertiggestellt.[19]
Die Tonfolge A-Es-C-H wurde von Robert Schumann im Klavierzyklus Carnaval verarbeitet. Schumanns Jugendliebe Ernestine von Fricken stammte aus Asch.
Literatur
Karl Alberti: Beiträge zur Geschichte der Stadt Asch und des Ascher Bezirkes. 4 Bände. 1935 ff.
Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder. Die deutschen Territorien und reichsunmittelbaren Geschlechter vom Mittelalter bis zur Gegenwart. 6., vollständig überarbeitete Auflage. C.H. Beck, München 1999, ISBN 3-406-44333-8, S. 24: Asch.
Magdalena Šmrhová: Asch und Umgebung in alten Ansichten. Hosivice 2011, ISBN 978-80-86914-34-3.
Asch im Spiegel der Zeit. 2005.
Weblinks
Commons: Asch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
↑ zu Geipel, dem Teilhaber der Firma "Geipel und Sohn" und Philanthrop, siehe Bericht von Radio Prague International über eine Ausstellung in Aš Ein Leben für die Stadt Asch, Januar 2019
↑Anneke Hudalla: In diesem Grenzgebiet zwischen Tschechien, Sachsen und Bayern besteht die Absicht der Investoren, 700 Millionen Euro zu verbauen. In: Süddeutsche Zeitung. 16. November 2007, S. 23.
↑ abFrankenpost. 194. Jg./204, 30./31. August 2008, B2940A, Ausg. N, S. 4 „Oberfranken und Bayern“