Das Augustusmausoleum (italienischMausoleo di Augusto) auf dem Campus Martius in Rom (heute Stadtteil Campo Marzio) ist eine 29 v. Chr. von Kaiser Augustus für sich selbst errichtete Grabstätte, in der später auch einige seiner Nachfolger, weitere Angehörige der iulisch-claudischen Familie und andere bedeutende römische Persönlichkeiten beigesetzt wurden.
Das Mausoleum befindet sich auf der Piazza Augusto Imperatore, westlich des oberen Teils der Via del Corso. Es bestand aus zwei mächtigen, übereinander stehenden, zylindrischen Blöcken, die mit römischem Travertin und Marmor verkleidet waren. Die beiden Gebäudeteile der etwa 87 Meter breiten und fast 40 Meter hohen Grabstätte waren durch einen schrägen Erdwall, der mit Bäumen bepflanzt war, getrennt. Der untere Teil des Bauwerks diente als eigentliches Grab, während der obere, kleinere Teil als Begräbnistempel fungierte. Diese Struktur mit übereinander liegenden Ebenen stammt aus der hellenistischen Grabarchitektur.[1]
Um den Hügel herum waren fünf konzentrische Mauerringe errichtet; auf dem Gipfel stand eine metallene Statue des Kaisers. Der im Süden liegende Eingang des Grabmals wurde von Bronzetafeln flankiert, die den Rechenschaftsbericht des Kaisers, die Res gestae divi Augusti, enthielten, daneben standen zwei Obelisken.
Die Statue des Kaisers ging ebenso verloren wie die Bronzetafeln. Von den Res Gestae gibt es allerdings steinerne Kopien, da der Sohn des Augustus, angewiesen durch den Senat, dafür sorgte, dass dieser Bericht im Reich verbreitet war – einer ist zum Beispiel im Monumentum Ancyranum in Ankara (Türkei) erhalten geblieben.
Vom Mausoleum selbst sind nur die unteren Teile des Kerns und Reste der Mauerringe erhalten geblieben, die im Mittelalter zu einem Kastell der römischen Adelsfamilie Colonna umgebaut worden waren.
Restaurierungsgeschichte
20. Jahrhundert
1907 war der Haupteingang des Mausoleums wiederentdeckt worden. Später begingen und untersuchten die renommierten Archäologen Antonio Maria Colini und Giulio Quirino Giglioli es. Sie veröffentlichten 1926 einen Bericht im Bulletlino della Commissione archeologica del Governatorato di Roma.[2] 1926 wurde mit Ausgrabungen am Augustusmausoleum begonnen. Im Zusammenhang mit dem aufwendig zelebrierten zweitausendsten Geburtstag des unter Mussolini wieder stärker in den Mittelpunkt gerückten ersten römischen Kaisers wurde 1936 bis 1938 das Denkmal freigelegt und rundherum nach Plänen des Architekten Vittorio Ballio Morpurgo in den Jahren 1937/40 ein rechteckiger Platz im faschistisch-rationalistischen Stil angelegt. Mussolini soll es sich selbst als seine Grabstätte auserkoren haben.
21. Jahrhundert
Das Mausoleum war über 80 Jahre geschlossen und wurde vor den Restaurierungsarbeiten lediglich im Jahr 2000 kurz geöffnet. 2007 begannen Archäologen ihre Arbeit im Grabmal, zudem begann eine umfangreiche Restaurierung der Anlage mit Unterstützung durch die italienische Telefongesellschaft TIM.[3] Im März 2021 wurde das Mausoleum wieder für den Besucherverkehr geöffnet.[4] Die Restaurierungsarbeiten sollen voraussichtlich bis 2023 abgeschlossen sein.[veraltet][5]
Henner von Hesberg, Silvio Panciera: Das Mausoleum des Augustus. Der Bau und seine Inschriften. (= Bayerische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse. Abhandlungen. NF 108). Verlag der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, München 1994, ISBN 3-7696-0103-3.
Ernst Künzl: Monumente für die Ewigkeit. Herrschergräber der Antike. Schnell + Steiner, Regensburg 2011, ISBN 978-3-7954-2536-4, S. 59–74.
Chrystina Häuber: Augustus and the Campus Martius in Rome – The Emperorʹs Rôle as Pharaoh of Egypt and Julius Caesarʹs Calendar Reform. The Montecitorio Obelisk, the Meridian Line, the Ara Pacis, and the Mausoleum Augusti in Honour of Eugenio La Rocca on the Occasion of His 70th Birthday. Hochschule München, München 2017, ISBN 978-3-943872-13-2, S. 478–505, S. 550–563.
Henner von Hesberg: Das Augustus-Mausoleum in Rom und die Verehrung der römischen Herrscher. In: Dietrich Boschung, Alfred Schäfer, Marcus Trier (Hrsg.): Erinnerte Macht. Antike Herrschergräber in transkultureller Perspektive. Wilhelm Fink, Paderborn 2021, ISBN 978-3-7705-6624-2, S. 137–174.
↑Susan L. Fugate: Political Propaganda and Archaeology: The Mausoleum of Augustus in the Fascist Era. In: International Journal of Humanities and Social Sciences. (ISSN 2221-0989), Vol. 3 No. 16 [Special Issue – August 2013], S. 126 (online. PDF, 11 Seiten)