Arthur Kampf war Sohn des Aachener Malers und kaiserlichen HoffotografenAugust Kampf und dessen Ehefrau Maria, geborene Westendorp (1837–1890), sowie Neffe des Hildener Fabrikanten und Politikers Johann Wilhelm Kampf. Nach erster künstlerischer Ausbildung bei Nikolaus Salm in Aachen[2] studierte er ab 1879 an der Düsseldorfer Kunstakademie, hauptsächlich bei Peter Janssen dem Älteren, dessen Meisterschüler er ab 1883 war. Weitere dortige Lehrer waren Andreas Müller, Eduard von Gebhardt, Carl Ernst Forberg und Julius Roeting. Nach Abschluss seiner Ausbildung wurde er 1887 Hilfslehrer und 1893 Professor an der Düsseldorfer Kunstakademie. Auf einer Parisreise, die er 1885 mit dem Landschaftsmaler Helmuth Liesegang durchführte, kam er mit der Malerei von Jean-François Millet und Jules Bastien-Lepage in Berührung. Dadurch beeinflusst schuf er 1886 das Gemälde Die letzte Aussage, 1888 die Aufbahrung der Leiche Kaiser Wilhelms I.[3] Mit diesen Frühwerken gelang ihm der künstlerische Durchbruch. Für den Entwurf Gebet nach der Schlacht bei Leuthen zu einem Fresko, das er bis 1888 im Privathaus des Dürener Fabrikanten Leopold Peill (1846–1925) fertig stellte, gewann er 1886 eine Konkurrenz der Freiherr von Bielschen Stiftung für Fresko-Malerei.
Nachdem Kampf weitere Studienreisen unternommen hatte, so 1897 eine Spanienreise, die ihn dazu brachten, bevorzugt Menschen aus dem Volk, Arbeiter und Tänzerinnen darzustellen und viele Bildnisse zu schaffen, erhielt er 1898 eine Berufung als Atelierleiter der Kunstakademie in Berlin. 1901 wurde er dort ordentliches Mitglied der Königlichen Akademie der Künste. Von 1907 bis 1912 leitete er sie als Präsident. Als solcher genoss er hohe gesellschaftliche Anerkennung und prägte das kulturelle Leben der Reichshauptstadt mit. 1902 erhielt er auf der Großen Berliner Kunstausstellung eine große Goldmedaille. Um 1905 hatte Kampf maßgeblichen Anteil an der farblichen Gestaltung des Gesamtraumes des sogenannten „Magdeburger Saales“ im Kulturhistorischen Museum Magdeburg, der für die Unterbringung der mittelalterlichen Exponate zur Geschichte der Stadt Magdeburg vorgesehen war, sowie der Decken, der angrenzenden Nebenräume und der Kapelle des Hauses.
1944, in der Endphase des Zweiten Weltkriegs, wurde Kampf von Hitler persönlich als einer von nur vier Malern in die Sonderliste der sogenannten Gottbegnadeten-Liste aufgenommen.[3] Ab 1945 lebte er in Angermund bei Düsseldorf und in Castrop-Rauxel. Nach dem Zweiten Weltkrieg geriet er allmählich in Vergessenheit, auch weil ein Großteil seiner Werke im Krieg vernichtet worden war oder verschollen ist. Zu seinem Tode im Jahr 1950 veröffentlichte der Museumsverein Aachen Kampfs Erinnerungen unter dem Titel Aus meinem Leben.
Arthur Kampf war seit 1889 verheiratet mit Mathilde (1869–1950), der jüngsten Schwester des Malers Willy Spatz. Das Paar hatte vier Söhne, darunter Herbert Kampf, der Maler und Grafiker wurde. Kampfs Schwägerin, Lydia Spatz, war seit 1887 mit dem Maler und zeitweiligen Kunstprofessor in Aachen Alexander Frenz verheiratet.[7]Eugen Kampf (1861–1933), sein Bruder, war ebenfalls Maler sowie Professor an der Kunstakademie Düsseldorf.[8] Maler wurde auch dessen Sohn Ari Walter Kampf (1894–1955).
Neben seiner Mitgliedschaft im Verband der rheinisch-westfälischen Künstler (Ehrenmitglied), in der Gesellschaft deutscher Aquarellisten und im Verband deutscher Illustratoren war er in Berlin Mitglied im Verein Berliner Künstler (1900–1930). In Düsseldorf gehörte Kampf dem Künstlerverein Malkasten (1887–1898, Ehrenmitglied seit 1947), dem Künstlerklub St. Lucas (1892–1903), dem Verein der Düsseldorfer Künstler sowie der Freien Vereinigung Düsseldorfer Künstler an. Außerdem war er ordentliches Mitglied der Düsseldorfer FreimaurerlogeZu den drei Verbündeten und Ehrenmitglied der Freimaurerloge Zur Wahrheit und Treue in Neuwied.[9]
Künstlerisches Werk
Kampf war ein Historien-, Genre- und Porträtmaler der Düsseldorfer Schule. Auch war er Landschafts- und Industriemaler, Illustrator, Zeichner, Radierer und Lithograf. Seine Bilder zeigen neben Bildnissen und Genremotiven hauptsächlich historische Motive, etwa um die Person Friedrichs des Großen, und Auseinandersetzungen mit Kriegsereignissen, etwa aus der Zeit der Befreiungskriege und 1915 von der Westfront. In der Darstellung der männlichen Figur, insbesondere des Arbeiters und des Soldaten, pflegte er einen heroisierenden Männlichkeitskult.[10] Einige seiner Darstellungen wurden in der Propaganda beider Weltkriege genutzt. Als Historienmaler und Repräsentant der Wilhelminischen Epoche geriet er in den 1920er Jahren zunehmend ins Abseits. Nachdem er 1924 die Berliner Akademie verlassen hatte, produzierte er Auftragsarbeiten, darunter zwei Porträts von Mustafa Kemal Atatürk (1925). Die Etablierung des NS-Regimes, durch die er staatlicherseits wieder öffentliche Wertschätzung erfuhr und als Vorbild für die Kunst im Nationalsozialismus hervorgehoben wurde,[11] begrüßte Kampf in dem Gemälde Der 30. Januar 1933 (1938). Darin stellte er den Fackelzug von SA, SS und Stahlhelm von der Charlottenburger Chaussee durch das Brandenburger Tor zur Wilhelmstraße in Berlin zur Feier der Machtübernahme Hitlers dar.
1887: Gebet nach der Schlacht bei Leuthen (Der Choral von Leuthen), Fresko im Hause des Kommerzienrats Peill in Düren (zerstört)
1887/1888: Besuch Friedrichs des Großen im Schloss zu Lissa
1888: Aufbahrung der Leiche Kaiser Wilhelms I. im Berliner Dom (Wilhelm I. auf dem Katafalk), Museum für Kunst und Kulturgeschichte Dortmund (Skizze), Neue Pinakothek München (Gemälde)
1889: Der schlafende Zieten an der Tafel Friedrich des Großen
1891: Professor Henrik Steffens begeistert seine Zuhörer für den Freiheitskrieg, Breslau 1813, zuletzt Universität Breslau (verschollen)
1891: Einsegnung von Lützows Freiwilligen in der Kirche zu Rogau, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
1891–1902: Darstellungen zur Arbeit des Volkes (Ernte, Walzwerk, Kinder- und Altenfürsorge), Fresken für das Kreishaus Aachen[13]
1893: Ansprache Friedrichs des Großen an seine Generäle in Koeben
1896: Mit Mann und Roß und Wagen hat der Herr sie geschlagen (verschollen)
1897: Kalvarienberg
um 1900: Friedrich der Große als Fahnenträger, Deutsches Historisches Museum Berlin
1905/06: Szenen aus dem Leben Ottos des Großen, dreiteiliges Wandgemälde im Kaiser-Otto-Saal des Kulturhistorischen Museums Magdeburg
1907: Der Knabe in Rot, Alte Nationalgalerie Berlin (Darstellung des Sohns Otto Kampf, 1904–1989)
1907: Der Artist (Der Akrobat), Alte Nationalgalerie Berlin
1910: Hugo Reisinger, Porträt (Sitzbild)
1910: Selbstporträt
1912/1913: Königin Luise von Preußen, Porträt zur Ausstattung der Empfangshalle der Deutschen Botschaft in St. Petersburg
1913: Walzwerk, Reichspatentamt, heute Deutsches Patent- und Markenamt Berlin[14]
1913/1914: Fichtes Rede An die deutsche Nation, Wandgemälde in der Aula der Berliner Universität in der Alten Bibliothek (im Zweiten Weltkrieg zerstört)[15]
1915: Karfreitag in einer französischen Kirche (Wir treten zum Beten vor Gott den Gerechten)
Andreas Schroyen: „‚NS’ ist nur drin, wenn ‚NS’ draufsteht?“. Die Rezeption der Arbeitsdarstellungen von Arthur Kampf im 3. Reich und ihre Aufarbeitung durch die Kunstgeschichte nach 1945. In: Klaus Türk (Hrsg.): Arbeit und Industrie in der bildenden Kunst. Beiträge eines interdisziplinären Symposiums. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 1997, S. 110–118.
Andreas Schroyen: Arthur Kampf (1864-1950). Eine deutsche Künstlerkarriere zwischen Kaiserreich und Nationalsozialismus. Phil. Diss. Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf 2022 (Digitalisat)
Jürgen Trimborn: Arno Breker: Der Künstler und die Macht. Die Biographie. Aufbau , Berlin 2011, ISBN 978-3-351-02728-5, S. 138, 165 f. (Arthur Kampf).
Adam C. Oellers: Arthur Kampf 1894–1950. In: Ines Soldwisch (Hrsg.): Das Goldene Buch. Spiegel der Aachener Stadtgeschichte 1902–1999. Schriftenreihe der AKV-Sammlung Crous, Ausgabe 14, Aachen 2021, ISBN 978-3-9817499-9-1, S. 85–93.
Biografie nach: Hans Paffrath (Hrsg.): Lexikon der Düsseldorfer Malerschule 1819–1918. Band 2: Haach–Murtfeldt. Herausgegeben vom Kunstmuseum Düsseldorf im Ehrenhof und von der Galerie Paffrath. Bruckmann, München 1998, ISBN 3-7654-3010-2, S. 212–216, im Portal arthurkampf.de
↑Andreas Schroyen: Kampf, Arthur. In: Hans Paffrath, Kunstmuseum Düsseldorf (Hrsg.): Lexikon der Düsseldorfer Malerschule. F. Bruckmann, München 1998, Band 2, S. 212–216
↑ abcdeErnst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-10-039326-5, S. 294.
↑Von Eugen Kampf ex. WWe im Surmondt-Ludwig-Museum: Flandrische Landschaft. Ölgemälde. Aus der Suermondtstiftung angekauft im Sommer 1901. M 2.500. „Inventar: Besitz-Verzeichnis des Suermondt-Museums Aachen [1882-1901].“ (Inventar 4), S. 217, Nr. 129; Niederrheinisches Dorf. Gemälde 1955 „Angek. durch den Museumsverein von Frau Wtwe. A? Walter Kampf, Düsseldorf. 1.500.- GK 1099.“ Inventar 1. S. 261, Nr. 44.
1926 wird ein S. Kampf aufgelistet: „Seestück auf Holz. H 0,35 Br. 0,55 Sign. S. Kampf 1884. Wert: 250.- GK (Gemälde Katalog Nr.) 241.“ Zugangs-Inventar des Suermondt-Museums. (Begonnen am 26. November 1901.) (Inventar 1) S. 212, Nr. 11. Archiv SLM.
↑Andreas Schroyen: „‚NS‘ ist nur drin, wenn ‚NS‘ draufsteht?“ Die Rezeption der Arbeitsdarstellungen von Arthur Kampf im 3. Reich und ihre Aufarbeitung durch die Kunstgeschichte nach 1945. In: Klaus Türk (Hrsg.): Arbeit und Industrie in der bildenden Kunst. Beiträge eines interdisziplinären Symposiums. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 1997, ISBN 3-515-07139-3, S. 110 (Google Books)
↑1915 vom Suermondt Museum für 300.- Mark erworben, „angekauft von Victor Eseiniger? … Kunsthändler in Brüssel, Avenue d’Andytum 41.“ Inventar 1, S. 173, Nr. 30 I-XXXVI.
↑Arthur Kampf, Webseite im Portal spurensuche-ausstellung.de, abgerufen am 8. März 2021
↑Abbildung in: Hans Rosenhagen, Arthur Kampf (Bielefeld und Leipzig 1922) S. 93 Abb. 91
↑Abbildung in: Die Wochenschau, Nr. 41, 10. Oktober 1914, S. 1288.
↑1916 von Herr Geh. Justizrat Springsfeld u. Gem. gestiftet. GK 237. Inventar 1, S. 181, Nr. 143
↑1950 vom Suermondt-Museum zum Wert von 1.200 Mark angekauft