In reiner Form ist Analcim durchsichtig farblos. Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterbaufehlern oder polykristalliner Ausbildung kann er aber auch weiß erscheinen und durch Fremdbeimengungen eine rötliche oder gelbliche Farbe annehmen. Seine Strichfarbe ist dagegen immer weiß.
Mit einer Mohshärte von 5 bis 5,5 gehört Analcim wie die Referenzminerale Apatit oder Mangan zu den mittelharten Mineralen, die sich mit einem Messer gerade noch bzw. mit einer Stahlfeile gut ritzen lassen.
Das Wort Analcim leitet sich aus altgriechischἀνάλκιςanálkis, deutsch ‚schwach, kraftlos‘, ab und auf die schwache elektrostatische Aufladbarkeit bei Reibung dieses Materials hindeutet.
Bereits in der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Analcim zur Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ und dort zur Abteilung der „Gerüstsilikate (Tektosilikate)“, wo er zusammen mit Leucit die „Analcim-Leucit-Gruppe“ mit der System-Nr. VIII/F.02 und den weiteren Mitgliedern Hsianghualith, Pollucit, dem 1997 diskreditierten Viséit und Wairakit bildete.
Im Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. VIII/J.27-10. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies ebenfalls der Abteilung „Gerüstsilikate“. Analcim bildet hier zusammen mit Faujasit-Ca, Faujasit-Mg, Faujasit-Na, Kirchhoffit, Paulingit-Ca, Paulingit-K, Paulingit-Na, Pollucit und Wairakit die zweite Gruppe der „Würfelzeolithe“ (VIII/J.27) innerhalb der von VIII/J.21 bis VIII/J.27 reichenden Zeolithgruppe (Stand 2018).[8]
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[9]9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Analcim in die bereits feiner unterteilte Abteilung der „Gerüstsilikate (Tektosilikate) mit zeolithischem H2O; Familie der Zeolithe“ ein. Diese ist zudem weiter unterteilt nach der Struktur der Gerüste, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „Ketten von einfach verbundenen Vierer-Ringen“ zu finden ist, wo es als Namensgeber die „Analcimgruppe“ mit der System-Nr. 9.GB.05 und den weiteren Mitgliedern Ammonioleucit, Hsianghualith, Leucit, Lithosit, Pollucit und Wairakit bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Analcim in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „Gerüstsilikate: Zeolith-Gruppe“ ein. Hier ist er zusammen mit Hsianghualith, Laumontit, Pollucit und Wairakit in der Gruppe „Analcim und verwandte Arten“ mit der System-Nr. 77.01.01 innerhalb der Unterabteilung der „Echten Zeolithe“ zu finden.
Chemismus
Die chemische Zusammensetzung von Analcim ist überwiegend stoffrein, das heißt, bisher sind nur wenige Substitutionen bekannt. Gelegentlich kann bis zu 5,5 % Natrium (Na) durch Kalium (K) ersetzt sein. Auch geringe Beimengungen an Calcium (Ca) und Magnesium (Mg) wurden beobachtet. Analcim kann bis zu 8,2 % H2O enthalten.[10]
Kristallstruktur
Analcim bildet unterschiedliche Polymorphe aus, die allerdings topologisch identisch sind und sich nur sich im Grad der Anordnung der Aluminium- und Siliciumionen[3], allerdings mit absinkender Symmetrie:
Analcim-1Q kristallisiert tetragonal in der Raumgruppe I41/acd (Nr. 142)Vorlage:Raumgruppe/142 mit den Gitterparametern a = 13,72 Å und c = 13,73 Å sowie 16 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]
Analcim-1O kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Ibca (Nr. 73)Vorlage:Raumgruppe/73 mit den Gitterparametern a = 13,73 Å; b = 13,71 Å und c = 13,74 Å sowie 16 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]
Analcim-1M kristallisiert monoklin in der Raumgruppe I2/a (Nr. 15, Stellung 7)Vorlage:Raumgruppe/15.7 mit den Gitterparametern a = 13,69 Å; b = 13,68 Å; c = 13,67 Å und β = 90,4° sowie 16 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]
Die Kristallstruktur ist dem Leucit sehr ähnlich und besteht aus [SiO4]- und [AlO4]-Tetraedern mit 6-, 8- und 12-zähligen Ringen, die parallel zu den 3-zähligen Achsen Kanäle bilden. In diesen, sich nicht überschneidenden Kanälen, befindet sich das Kristallwasser sowie die Natriumionen (Na+). Na+ kann allerdings zum Teil durch Kalium- (K+) oder Calciumionen (Ca2+) ersetzt (substituiert) sein, wobei letzteres einen Valenzausgleich von Si4+ durch Al3+ bedingt.[11]
Eigenschaften
Durch Erhitzen ist das in Analcimstruktur enthaltene Kristallwasser leicht auszutreiben, wobei die Kristalle trübe werden. In Salzsäure (HCl) lässt sich Analcim vollkommen auflösen.[10]
Erwähnenswert aufgrund außergewöhnlicher Analcimfunde ist unter anderem auch die Nidym, ein Nebenfluss der Unteren Tunguska in Russland, wo gut ausgebildete Kristalle von bis zu 30 cm Größe gefunden wurden.[12]
David Barthelmy: Analcime Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 2. März 2021 (englisch).
Analcime search results. In: rruff.info. Database of Raman spectroscopy, X-ray diffraction and chemistry of minerals (RRUFF); abgerufen am 2. März 2021 (englisch).
↑ abcdefghHugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S.702–703.
↑ abcdefg
Analcime. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org [PDF; 77kB; abgerufen am 2. März 2021]).
↑ abcdAnalcime. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 2. März 2021 (englisch).
↑René-Just Haüy: Analcime, c'est-à-dire, sans vigueur. In: Journal des Mines. Band5, 1797, S.278–279 (rruff.info [PDF; 108kB; abgerufen am 25. Dezember 2017]).
↑
Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
↑ abHans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S.615.
↑
Martin Okrusch, Siegfried Matthes: Mineralogie. Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. 7., vollständig überarbeitete und aktualisierte Auflage. Springer, Berlin [u. a.] 2005, ISBN 3-540-23812-3, S.127.
↑
Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie (= Dörfler Natur). Edition Dörfler im Nebel-Verlag, Eggolsheim 2002, ISBN 978-3-89555-076-8, S.271.