Bislang ging man davon aus, dass Altpersisch ausschließlich in königlichen Inschriften, sowie für religiöse Zwecke und für Hoheitszeichen benutzt wurde. Der Fund einer altpersischen Tontafel aus Persepolis, die seit 1937 in Chicago lagert, zeigte, dass die Sprache wohl auch in Ausnahmefällen in der Verwaltung benutzt wurde.
Im Unterschied zu den jüngeren Sprachstufen des Persischen hat das Altpersische eine formal vielfältigere Grammatik mit bis zu sieben Kasus, drei Genera und drei Numeri. Das Konjugationssystem ist gegenüber dem altertümlicheren Avestischen jedoch schon vereinfacht: Das Altpersische hat keine Differenzierung von Imperfekt, Aorist und Perfekt mehr, sondern kennt nur noch ein Präteritum.
Geschrieben wurde das Altpersische in einer eigenen Form der persischen Keilschrift, die mit der mesopotamischen Keilschrift nur äußerlich durch ihre Zeichenformen verwandt ist. Es handelt sich dabei um eine rechtsläufige Silbenschrift mit Silben der Form V (Vokal a, i, u) und KV (Konsonant-Vokal). Überliefert sind fast ausschließlich Monumentalinschriften auf Felsen oder Gebäuden. Meist steht neben der altpersischen Version noch eine elamische und eine babylonische.
Die ersten Zeugnisse des Altpersischen sind die achämenidischen Inschriften auf verschiedenen Materialien, meist Stein, vom 6. bis 4. Jahrhunderts v. Chr., insbesondere die von Dareios I. und dessen Sohn Xerxes verfassten. Am bedeutendsten ist die Behistun-Inschrift (Dareios) in Bisotun, gefolgt von der nach den vorzoroastrischen Gottheiten der Daeva benannten Daeva-Inschrift (Xerxes) in Persepolis.[1] (Xerxes hatte möglicherweise den Tempel der vorzoroastrischen Gottheiten, wahrscheinlich aber nicht den Marduk-Tempel oder andere Heiligtümer in Babylon,[2] zerstören lassen[3]).
Die altpersischen Inschriften sind in einer Silbenschrift geschrieben, d. h. jedes niedergeschriebenes Zeichen beinhaltet einen Vokal oder einen Konsonanten mit einem Vokal. Der Zeichensatz besteht aus 36 Zeichen (3 Vokalzeichen, 22 Konsonanten-a-Zeichen, 4 Konsonanten-i-Zeichen, 7 Konsonanten-u-Zeichen). Zusätzlich beinhaltet die Schrift 5 Ideogramme, eine Ligatur eines Ideogramms als auch Fallsuffixe, Trennzeichen und Numerale. In Wörterbüchern findet sich die folgende Sortierung: a i u k x g c j t θ ç d n p f b m y r l v s š z h.[5]
“ima xšaçam hacā Sakaibiš tayaiy para Sugdam amata yātā ā Kūšā hacā Hidauv amata yātā ā Spardā tayamaiy Auramazdā frābara haya maθišta bagānām”
„Dieses Reich (Persien) von den Skythen, die hinter Sogdien wohnen, von dort bis nach Äthiopien und von Indien bis nach Sparda gab mir Auramasda, welcher der größte unter den Göttern ist.“
Roland G. Kent: Old Persian. Grammar Texts Lexicon. American Oriental Society, 1953.
Rüdiger Schmitt: Altpersisch. In: Rüdiger Schmitt: Compendium linguarum Iranicarum. Reichert, Wiesbaden 1989, S. 56–85.
Einzelnachweise
↑Carlo G. Cereti: Die iranischen Sprachen. In: Wilfried Seipel (Hrsg.): 7000 Jahre persische Kunst. Meisterwerke aus dem Iranischen Nationalmuseum in Teheran: Eine Ausstellung des Kunsthistorischen Museums Wien und des Iranischen Nationalmuseums in Teheran (Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland GmbH, Bonn. Skira editore, Milano, Kunsthistorisches Museum Wien). Kunsthistorisches Museum, Wien 2001, S. 30–37, hier: S. 30 und 32 f.
↑Vgl. hierzu Josef Wiesehöfer: Die Geschichte Irans von den Achaimeniden bis in frühislamische Zeit. In: Wilfried Seipel (Hrsg.): 7000 Jahre persische Kunst. Meisterwerke aus dem Iranischen Nationalmuseum in Teheran: Eine Ausstellung des Kunsthistorischen Museums Wien und des Iranischen Nationalmuseums in Teheran. Kunsthistorisches Museum, Wien 2001, ISBN 3-85497-018-8, S. 55–74, hier: S. 59.
↑Erika Bleibtreu: Achaimenidische Kunst. In: Wilfried Seipel (Hrsg.): 7000 Jahre persische Kunst. Meisterwerke aus dem Iranischen Nationalmuseum in Teheran: Eine Ausstellung des Kunsthistorischen Museums Wien und des Iranischen Nationalmuseums in Teheran. Kunsthistorisches Museum, Wien 2001, ISBN 3-85497-018-8, S. 186–219, hier: S. 196 und 198–200 (zu Katalognummer 112: Daiva-Inschrift des Xerxes).
↑Inschrift (b): D(areios’s I. aus) N(aqsh-i Rustam).