Ab 1907 war Holtmeyer in der Kunstdenkmälerinventarisation des Regierungsbezirks Kassel tätig, wobei er für das 1901 durch Ludwig Bickell begründete Inventar der „Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel“ die beiden Werke zu Kreis Cassel-Land (1910) und Kreis Cassel-Stadt (1923) verfasste. Nach zwischenzeitlicher Tätigkeit als Hochbaudezernent in Magdeburg von 1911 bis 1913 wurde Alois Holtmeyer 1913 als Nachfolger Alhard von Drachs zum Bezirkskonservator in Kassel bestellt, wo er 1915 als Reaktion auf die zahlreichen Verluste historischer Bausubstanz das Kasseler „Ortstatuts gegen Verunstaltung“ initiierte.[4] Seine wissenschaftliche Tätigkeit in dieser Zeit galt der Erforschung der nordhessischen Barockarchitektur, namentlich dem Werk von Giovanni Francesco Guerniero.
Sein Grab befindet sich auf dem Kölner Südfriedhof (Flur 49).
Würdigung
„Wie viele Architekten seiner Generation stand Holtmeyer künstlerisch zwischen zwei Zeiten. Einerseits verstand er sich als erklärter Gegner historistischer Architektur, etwa indem er den neugotischen Entwurf des Kasseler Architekten J. Strehl von 1922 für eine Gedächtniskapelle in Witzenhausen überarbeitete und dabei aller Maßwerkformen entkleidete, während andererseits sein Fortgang aus Kassel gerade mit dem Unbehagen an den in dieser Zeit entstehenden Bauten des Internationalen Stils in Kassel erklärt wurde. Auch als Denkmalpfleger finden sich bei Holtmeyer zwei unterschiedliche methodische Ansätze, indem er sein berufliches Engagement der gerade aktuellen städtebaulichen und ländlichen Ortsbildpflege und Umraumerhaltung zuwandte, während ein zweiter denkmalpflegerischer Schwerpunkt entsprechend seinem kunsthistorischen Forschungsinteresse der Restaurierung kirchlicher Großbauten galt, was ihn schließlich auch zur Annahme seiner Kölner Stelle veranlasst haben mochte.“[5]
Kleinere Eisenbahnempfangsgebäude im Eisenbahndirektionsbezirk Kassel. In: Zentralblatt der Bauverwaltung. Band 28, 1908, S. 630–633 und Band 35, 1915, S. 27–31 und S. 38–42.
Beamtenwohnhäuser im Eisenbahndirektionsbezirk Kassel. Heft 1. Verlag Ernst und Sohn, Berlin 1910 (2. Auflage 1911), Heft 2. Verlag Ernst und Sohn, Berlin 1916.
Erholungsheim für Eisenbahner in Karlshafen. In: Zentralblatt der Bauverwaltung. 31, 1911, S. 473–476.
Die Eisenbahnempfangsgebäude in Marburg und Treysa. In: Zentralblatt der Bauverwaltung. 32, 1912, S. 453–456.
Das Justizgebäude in Greiz. In: Architektonische Rundschau. 30, 1914, Heft 11, S. 8f., Tafel 194f.
Neuere Beamtenwohnhäuser im Direktionsbezirk Kassel. In: Zentralblatt der Bauverwaltung. 29, 1919, S. 589–592.
Kleinere Eisenbahnempfangsgebäude. Verlag Wilhelm Ernst, Berlin 1915. Nachdruck: Verlag Chemie, Weinheim 1983.
Zur Kunstgeschichte und Denkmalpflege
Beiträge zur Baugeschichte der Paulinzeller Klosterkirche. In: Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte und Altertumskunde. Band 23, 1904/5, S. 71–242. (Digitalisat)
Cisterzienserkirchen Thüringens. Ein Beitrag zur Kenntnis der Ordensbauweise. Jena 1906. (Digitalisat)
Breitenau und Paulinzella. In: Hessenkunst. 2, 1907, S. 1–2.
Giovanni Francesco Guerniero. In: Zeitschrift für Geschichte der Architektur. 3, 1909/10, S. 249–257. (Digitalisat)
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel. Bd. 4: Kreis Cassel-Land. Marburg 1910; Bd. 6: Kreis Cassel-Stadt. Marburg 1923.
Gegen die Verunstaltung des Stadtbildes. Schmalkalden 1911.
Hessische Rathäuser. Ihre Erhaltung und Entstellung. (= Alt-Hessen. Beiträge zur Kunstgeschichtlichen Heimatkunde. Heft 1). Marburg 1912. (Digitalisat)
Alt Cassel. (= Alt-Hessen. Beiträge zur Kunstgeschichtlichen Heimatkunde. Heft 2). Marburg 1913.
Die Löwenburg zu Wilhelmshöhe. In: Zeitschrift für Geschichte der Architektur. Band 8, 1928, S. 137–141.
Literatur
Johann Josef Böker: Alois Holtmeyer (1872–1931), Architekt und Denkmalpfleger. In: Zeitschrift des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde. Band 89, Nr. 3, 1982, S. 213–217.
↑Alois Holtmeyer: Kleinere Eisenbahnempfangsgebäude im Eisenbahndirektionsbezirk Kassel. In: Zentralblatt der Bauverwaltung. 28. Jahrgang 1908, S. 631.
↑Alois Holtmeyer: Erholungsheim für Eisenbahner in Karlshafen. In: Zentralblatt der Bauverwaltung. 31. Jahrgang 1911, S. 473.
↑Christian Presche: Bauen im historischen Bestand. Neubauten der 20er und 30er Jahre im Gebiet der Kasseler Innenstadt. (online als PDF auf www.presche-chr.de)
↑Johann Josef Böker: Alois Holtmeyer (1872–1931), Architekt und Denkmalpfleger. In: Zeitschrift des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde. 89, 1982, Nr. 3, S. 217.