Alois Brandl studierte in Wien, Berlin und London. Nach Professuren an den Universitäten in Prag, Göttingen und Straßburg wurde er 1895 an den Lehrstuhl für Englische Philologie in Berlin berufen. Brandl gehörte neben Julius Zupitza zu den Mitbegründern des 1895 entstandenen Instituts für Anglistik und Amerikanistik der Humboldt-Universität zu Berlin. Dieses ging aus dem Romanisch-englischen Seminar der Universität hervor, welches von Zupitza 1877 zusammen mit dem Romanisten Adolf Tobler gegründet wurde. Auf Betreiben Brandls wurde die Romanistik nach dem Tod Toblers vom Seminar getrennt. Damit vollzog sich auch in Berlin der Übergang von der klassischen zur modernen Philologie.
Brandl legte, anders als Zupitza, Wert auf die frühmoderne und moderne Sprache, Literatur und Kultur Großbritanniens. Neben dem Hauptwerk, das dem Werk von William Shakespeare galt, war Brandl an der Verfertigung von Tonaufnahmen von britischen Kriegsgefangenen in Kriegsgefangenenlagern beteiligt. Die großenteils 1915 bis 1918 unter der Leitung von Wilhelm Doegen entstandenen Aufzeichnungen der Königlich Preußischen Phonographischen Kommission bildeten den Grundstock des Berliner Lautarchivs. Die Sammlung von Stimmportraits vom Beginn des 20. Jahrhunderts wird heute u. a. von britischen Sprachforschern als außerordentlich bedeutsam bewertet und hat in Großbritannien den Status eines nationalen Kulturguts erlangt.
Brandl wurde 1923 emeritiert. Sein Nachfolger war Wilhelm Dibelius (1876–1931), der Sohn des Theologen Franz Wilhelm Dibelius. Nach dessen frühem Tod übernahm Brandl noch einmal die Leitung des Seminars. 1932 wurde Walter F. Schirmer Nachfolger am Lehrstuhl.
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Brandl, Alois und O. (Hrsg.) Zippel. 1917. Mittelenglische Sprach- und Literaturproben. Ersatz für Mätzners Altenglische Srachproben. Mit etymologischen Wörterbuch zugleich für Chaucer. Berlin. Weidmannsche Buchhandlung.
Brandl Alois (Hg.) 1897. Shakespeares. Dramatische Werke in 10 Bänden. Uebersetzt von August Wilhelm von Schlegel und Ludwig Tieck. Leipzig. Bibliographisches Institut.
Brandl, Alois. 1936. Zwischen Inn und Themse. Lebensbeobachtungen eines Anglisten. Alt-Tirol/England/Berlin. Berlin. Grote´sche Verlagsbuchhandlung.
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Brandl, Alois; Wolfgang Keller (Hg.). 1900. Shakespeare-Jahrbuch: der deutschen Shakespeare-Gesellschaft. 36. Jahrg. / 1900. 1. Aufl., 448 S. + 8 S. Verlagsanzeigen. Berlin: Langenscheidt.
Brandl, Alois; Max Förster (Hg.) 1914. Shakespeare-Jahrbuch: der deutschen Shakespeare-Gesellschaft. 50. Jahrg. / 1914. 1. Aufl., 298 S., m. 3 Taf. u. 3 Berlin. Georg Reimer Verlag.
Brandl, Alois; Max Förster (Hg.). 1916 Shakespeare-Jahrbuch: der deutschen Shakespeare-Gesellschaft. 52. Jahrg. / 1916. 1. Aufl., 272 S., m. 2 Taf. u. 2. Berlin. Georg Reimer Verlag.
Gedächtnisrede auf Alois Brandl. gehalten in der öffentlichen Sitzung am 27. Juni 1940 von Emil Winkler, 8 Seiten in Jahrbuch d. Preuß. Akad. d. Wissenschaften zu Berlin. 1940, de Gruyter, Berlin 1941.
Richard Utz: Chaucer and the Discourse of German Philology. A History of Reception and an Annotated Bibliography of Studies, 1793–1948, Brepols, Turnhout 2002. [insbesondere: S. 75–78; 80–81; 83; 12-124; 199-202.]
↑Nachrichten aus dem Cartell-Verbande. Vereinsberichte. In: Neuphilologische Blätter. Zeitschrift des Weimarer Cartellverbandes Philologischer Verbindungen an Deutschen Hochschulen, 26. Jg. (Juli. 1919), H. 10, S. 153.