Prinzessin Alice lebte mit ihrer Familie zunächst in Athen, später auf Korfu, bevor Kriege und Revolutionen ihr Leben entscheidend veränderten.
Jahrzehnte des Exils
Im Jahre 1922 wurde Prinz Andreas des Landes verwiesen, nachdem das griechische Heer durch die Türken unter Kemal Atatürk besiegt worden war. Die nun verarmte Familie ging nach Paris und Prinzessin Alice eröffnete ein Kunstgeschäft, in dem sie Handstickereien, Spitzen und Bilder verkaufte. 1930 wurde bei ihr durch Sigmund Freud und Ernst Simmel eine „paranoide Schizophrenie, mitverursacht durch sexuelle Frustration aufgrund einer nicht ausgelebten Leidenschaft“[3] diagnostiziert. Es folgte eine mehrjährige und zunächst erfolglose Behandlung, zunächst in Berlin[4] und dann im Sanatorium Bellevue (Kreuzlingen am Bodensee, Schweiz), in das sie gegen ihren Willen gebracht und eingesperrt wurde.[5]
Zweieinhalb Jahre verbrachte sie in der Klinik am Bodensee. Dort lebte sie dauerhaft getrennt von ihrem Ehemann, der als Privatier in Monaco lebte, wo er 1944 verstarb. Sie unternahm einen Fluchtversuch und hielt sich für die Frau Buddhas oder Jesu Christi. Danach zog sie von Hotel zu Hotel. Ihre Mutter war oft die Einzige, die wusste, wo sich Alice befand.[6]
Im Jahre 1937 verunglückte ihre Tochter Cäcilie zusammen mit ihrem Schwiegersohn Georg Donatus von Hessen-Darmstadt und zwei Enkelsöhnen bei einem Flugzeugabsturz in der Nähe von Ostende. Bei der Trauerfeier traf die zerrüttete Familie aufeinander, was Alice von Battenberg Mut machte. Sie beschloss, nach Athen zu ziehen,[7] wo 1935 die elf Jahre zuvor abgeschaffte Monarchie wieder hergestellt worden war.[5]
Während des Zweiten Weltkrieges wohnte Prinzessin Alice in der griechischen Hauptstadt. Ihr Sohn Philip diente in der britischen Royal Navy, und jede Kommunikation mit seiner Mutter wurde durch den Umstand erschwert, dass Nazi-Deutschland Griechenland besetzt hatte und seine vier Schwestern Deutsche geheiratet hatten.[8] Sie hingegen kümmerte sich um Suppenküchen und Waisenhäuser, arbeitete beim Roten Kreuz und versteckte eine jüdische Familie (Cohen) vor dem Holocaust in Griechenland.
1949 gründete Prinzessin Alice einen Orden nach dem Vorbild ihrer Tante, der in Sowjetrussland ermordeten Elisabeth von Hessen-Darmstadt (1864–1918), behielt aber ihren Titel. Ihren Habit gestaltete sie selbst, trug diesen aber bereits nach ihrem Aufenthalt in den Sanatorien. Der Orden scheiterte schließlich, weil Alice oft abwesend war, um ihre Verwandten, besonders in England, zu besuchen. Ihre Mitschwestern entfernten sich dann ebenfalls, sodass die Verwaltung des Ordens gelähmt war.
1967 musste Alice von Battenberg infolge des griechischen Militärputsches das Land verlassen und zog zu ihrem Sohn in den Buckingham-Palast in London, wo sie am 5. Dezember 1969 starb. Zuerst wurde sie in der königlichen Gruft der St. George’s Chapel von Windsor Castle beigesetzt, am 3. August 1988 aber, ihrem Wunsch entsprechend, zur Maria-Magdalena-Kirche auf dem Ölberg in Jerusalem überführt.[9]
Postume Ehrung
Am 31. Oktober 1994 nahmen die überlebenden Kinder an einer Zeremonie in Yad Vashem, Israel, teil, bei der Prinzessin Alice für die Hilfe, die sie der Familie Cohen im Zweiten Weltkrieg in Athen geleistet hatte, als eine Gerechte unter den Völkern mit einer Baumpflanzung geehrt wurde.[10]
Karin Feuerstein-Praßer: Alice von Battenberg. Die Schwiegermutter der Queen. Piper Verlag. München 2021. ISBN 978-3-492-31545-6
Alice in: Internationales Biographisches Archiv 41/1953 vom 28. September 1953, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
Hugo Vickers: Alice. Princess Andrew of Greece, Hamish Hamilton, London 2000, ISBN 0-241-13686-5.
Eckhart G. Franz (Hrsg.): Haus Hessen. Biografisches Lexikon. (= Arbeiten der Hessischen Historischen Kommission N.F., Bd. 34) Hessische Historische Kommission, Darmstadt 2012, ISBN 978-3-88443-411-6, Nr. HK 94, S. 380–382 (Eckhart G. Franz).
Silke Ellenbeck: In der Stille die Freiheit. Band 1: Das bewegte Leben der Prinzessin Alice von Griechenland, Prinzessin von Battenberg, Mutter von Prinz Philip, Duke […] Kindheit, Jugend und die Jahre bis 1922. Verlag DeBehr, Radeberg 2019, ISBN 978-3-95753-714-0 und In der Stille die Freiheit. Band 2: Das bewegte Leben der Prinzessin Alice von Griechenland, Prinzessin von Battenberg, Mutter von Prinz Philip, Duke of Edinburgh, 1885–1969. Die Jahre 1923 bis 1969. Verlag DeBehr, Radeberg 2019, ISBN 978-3-95753-715-7.
Martin Trageser: Die Mountbattens. Eine Familie im Zentrum europäischer Geschichte, Würzburg 2021, S. 127–156
↑Silke Ellenbeck: In der Stille die Freiheit Band 1 – Das bewegte Leben der Prinzessin Alice von Griechenland, Prinzessin von Battenberg, Mutter von Prinz Philip, Duke ...Band 1 und Band 2. Verlag DeBehr, Radeberg 2019, ISBN 978-3-95753-714-0.