Großes Geschick zeigte Bernau bei der Entdeckung wichtiger Gegenwartsstücke, wobei ihm die Lockerung der Zensur zugutekam. Schnitzlers Professor Bernhardi wurde 1918 nach einem Verbot des Stückes erstmals dem Wiener Publikum präsentiert, Bernau selbst spielte die Titelrolle, 1919 folgte Felix SaltensDer Gemeine. Man spielte Walter Hasenclever, Fritz von Unruh, Ernst Toller. Besonderes Engagement zeigte Bernau für Dramen von G. B. Shaw, Ibsen (Peer Gynt und Die Kronprätendenten mit einer Spieldauer von 6 Stunden) und Strindberg, dessen Rausch 1918 mit Raoul Aslan als Maurice zur Aufführung kam. Zahlreiche Stücke spiegelten eine pazifistische Geisteshaltung wider, so HasencleversAntigone, RollandsDie Zeit wird kommen und Hans Kaltnekers Mysterium Die Opferung. Karl Schönherrs Abtreibungsdrama Es gelangte mit Anton Edthofer und Lucie Höflich zur Uraufführung.
Veritable Theaterskandale erzeugten Hermann BahrsDie Stimme (1918), Hans Müllers Dirnendrama Die Flamme mit Ida Roland und vor allem Arthur Schnitzlers Reigen in den dem Volkstheater angeschlossenen Kammerspielen am 1. Februar 1921, das den so genannten „Reigen-Prozess“ zur Folge hatte.
Wichtiger Partner Bernaus war der Bühnenbildner Oskar Strnad, der das Haus auch mit einer Drehbühne ausstattete. In Inszenierungen mit expressionistischer Massenchoreographie und in zahlreichen Klassikerinszenierungen, deren Höhepunkte GoethesFaust. Eine Tragödie. und Stella sowie 1921 BüchnersDantons Tod waren, konnten die beiden aber nicht immer Publikum und Kritik überzeugen.
Im Zuge der Inflation geriet das Volkstheater in finanzielle Nöte, Direktor Bernau wurde unbedankt entlassen.
Städtische Bühnen Münster
Adolf Bernau leitete von 1929 bis 1932 die Städtischen Bühnen Münster. Im Stadtführer hieß es 1930: „Die Theater der Stadt Münster sehen ihre vornehmste Aufgabe darin, Stätten wahrer, veredelter Kunst zu sein, klassische Werke und Werke moderner Autoren in Wort und Klang vorzuführen und damit als kulturelle Erziehungsfaktoren zu wirken. Neben Schauspiel und Oper darf und soll aber auch die leichte Muse zur Geltung kommen. Die moderne Operette und die Werke der Komponisten um die Jahrhundertwende sorgen für vergnügliche Stunden, ebenso vereinzelte Schwänke und Possen. Über allem weht ein Geist vornehmsten Künstlertums, reifsten, eifrigsten Schaffens im Dienste Thaliens. Eine Tanzgruppe bietet auch auf diesem Gebiet Abwechslung in dem Repertoire der beiden Bühnen Münsters.“
Berlin
Im Juli 1933 gründete er die „Berliner Schauspiel-Betriebs GmbH“.[1] Er war Mitglied in der Reichskulturkammer.[2]