Alexis Freiherr von Roenne arbeitete im Zweiten Weltkrieg in der Abteilung Fremde Heere West im Oberkommando des Heeres, welche für die militärische Aufklärung der Westfront und später der Atlantikfront zuständig war. Im März 1943 wurde er als Oberst der Leiter der Abteilung. Von Roenne wurde ein guter Blick für politische und militärische Zusammenhänge bescheinigt. So schrieb sein Vorgänger als Chef der Abteilung Fremde Heere West Ulrich Liß in seinen 1959 erschienenen Erinnerungen, von Roenne hätte bereits im September 1939 nach dem Einmarsch der sowjetischen Armee in Polen gesagt: „Also haben wir binnen fünf Jahren Krieg mit Rußland. Und dann hat der Westen die Hände frei, führt sein Luftrüstungsprogramm durch und schmeißt uns kaputt.“[1]
Von Roenne sah durch den Nationalsozialismus christliche Werte bedroht. Ebenso wie Wilhelm Canaris und der Kreisauer Kreis war er überzeugt, der infolge des Kriegsverlaufs bereits absehbare Untergang Deutschlands könne nur noch durch ein Attentat auf Hitler abgewendet werden.
Widerstand
Alexis von Roenne hat sich zwar am Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 aufgrund christlicher Gewissensbedenken nicht beteiligt, hatte aber Kenntnis davon durch die freundschaftlichen Verbindungen, die ihn mit den Führern des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus verbanden. Er wurde unmittelbar nach dem 20. Juli festgenommen, dann zunächst wieder freigelassen. Zwei Wochen später wurde Alexis von Roenne endgültig verhaftet.
In seinen Vernehmungen durch die Gestapo gab er an, dass insbesondere die Rassenpolitik des NS-Staates mit seinen christlichen Wertvorstellungen unvereinbar sei. Er wurde am 5. Oktober 1944 vom Volksgerichtshof zum Tod verurteilt und am 12. Oktober 1944 in Berlin-Plötzensee gehängt.
Familie
Von Roenne war mit Ursula von Bülow (1907–1994) aus dem Hause Dieskau bei Halle (Saale) verheiratet, die er am 16. September 1935 auf dem Bülow’schen Gut Rogeez geheiratet hatte.[2] Er hinterließ seine Frau und die beiden sieben- und anderthalbjährigen Töchter Adelheid Barbara und Almuth.[3][4]
Hans-Adolf Jacobsen (Hrsg.): Spiegelbild einer Verschwörung. Die Opposition gegen Hitler und der Staatsstreich vom 20. Juli 1944 in der SD-Berichterstattung. Geheime Dokumente aus dem ehemaligen Reichssicherheitshauptamt. 2 Bände, Seewald Verlag, Stuttgart 1984. ISBN 3-512-00657-4.
Jost Müller-Bohn (Hrsg.): Siehe, ich sehe den Himmel offen. Briefe und Berichte christlicher Märtyrer 1933–1945. Hänssler, Holzgerlingen 2000, ISBN 3-7751-3518-9.
Johannes Zechner: Wege in den Widerstand. Der 20. Juli 1944 in Mecklenburg-Vorpommern. In: Mecklenburgia Sacra. Jg. 7, Redaria, Wismar 2004, S. 119–133. ISBN 3-933771-10-2. ISSN1436-7041
↑Ulrich Liss: Westfront 1939/40. Erinnerungen des Feindbearbeiters im O.K.H. (= Die Wehrmacht im Kampf Bd. 23, Vowinckel-Verlag, Neckargemünd 1959, S. 29. ISSN0511-4233)
↑20. Juli 1944, geänderte und vervollständigte Bearbeitung der Sonderausgabe der Wochenzeitung Das Parlament, bearbeitet von Hans Royce, hrsg. von der Bundeszentrale für Heimatdienst. Ohne Jahr, um 1950. Seite 90.