Verwaltungsgebäude des Gottes-Segen-Schachts in Lugau, Wohnhaus von Adolf Hennecke nach dem Zweiten WeltkriegGrab von Adolf und Helene Hennecke auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Berlin
Der jüngere Bergmann Franz Franik lehnte die Durchführung einer Hochleistungsschicht ab, da er die Reaktionen seiner Kollegen auf die „von oben“ angeordnete Sonderschicht fürchtete.[3] Danach wurde Adolf Hennecke vom Revierdirektor ausgewählt, um nach dem Vorbild des sowjetischen Bergmanns Alexei Stachanow eine Aktivistenbewegung in der Sowjetischen Besatzungszone (später DDR) zu initiieren. Hennecke war 43 Jahre alt, SED-Mitglied und hatte eine Parteischule besucht. Anfangs weigerte er sich, da er befürchtete, dass ihm die Arbeitskollegen diese Aktion übelnehmen könnten (was dann auch in Form des Rufes Normbrecher geschah). Aber später erklärte er sich bereit, seine Hochleistungsschicht zu fahren.
Hennecke fuhr in den Karl-Liebknecht-Schacht des Lugau-Oelsnitzer Steinkohlenreviers ein und förderte am 13. Oktober 1948 statt der üblichen 6,3 Kubikmeter (Hauer-Norm) in einer gut vorbereiteten Schicht 24,4 Kubikmeter Kohle. Die Abbaustelle hatte er sich am Tag zuvor ausgesucht. Damit erfüllte er die Arbeitsnorm mit 387 Prozent.[4][5][6] Für diese Leistung erhielt Hennecke 1,5 Kilogramm Fettzulage, drei Schachteln Zigaretten, eine Flasche Branntwein, 50 Mark Geldprämie sowie einen Blumenstrauß des Kollektivs. Diese Normübererfüllung wurde zum Auslöser der sogenannten Hennecke-Bewegung.
Rainer Menschik (* 1943): Aktivist Adolf Hennecke (Druckgrafik, um 1988)
Hennecke-Aktivisten
Propagandaplakat der Bewegung (Fotomontage mit einmontierten Arbeitern)
Der 13. Oktober wurde in der SED-Geschichtsschreibung zum Jahrestag der bahnbrechenden Tat Adolf Henneckes[13] und in der DDR als Tag der Aktivisten gefeiert.
Die erste Hennecke-Aktivisten-Konferenz des FDGB fand am 4. und 5. Februar 1949 in Ost-Berlin[14] in der Deutschen Staatsoper (später Metropol-Theater im Admiralspalast) statt. Zum Themenkreis der 1200 Hennecke-Aktivisten aus der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands und aus Berlin gehörten u. a. Fragen des Leistungslohns und die Entwicklung der Aktivistenbewegung zu einer Massenbewegung.
Ähnliche Rekorde
Die Weberin Frida Hockauf erreichte eine entsprechende Planübererfüllung in der Weberei Zittau.
Schriften
mit Boleslaw Zagala, Gertrud Tzschoppe: Der Steiger führt. Kinderbuchverlag, Berlin 1952 (Vorwort).
mit Herbert Deeg: Aktivisten zeigen den Weg… Die Wirtschaft, Berlin 1948.
Horst Barthel: Adolf Hennecke. Beispiel und Vorbild. (Illustrierte historische Hefte: Heft 16), Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1979.
Hannelore Graff-Hennecke, Helma Nehrlich: Ich bin Bergmann, wer ist mehr? Das Leben des Adolf Hennecke. Edition Ost, Berlin 2011. ISBN 978-3-360-01824-3
Anne Hartmann, Wolfram Eggeling: Sowjetische Präsenz im kulturellen Leben der SBZ und frühen DDR 1945–1953, Akademie Verlag, Berlin 1998, S. 111–138, ISBN 3-05-003089-5.
Silke Satjukow: Hennecke. Ikone der Aufbaugeneration und des „neuen“ Menschen in SBZ und DDR, in: Gerhard Paul: Das Jahrhundert der Bilder. Bildatlas. Band 1. 1900 bis 1949. V&R, Göttingen 2009, S. 768–775
↑Institut für Marxismus-Leninismus beim Zentralkomitee der SED: Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, Band 6, Von 1945 bis 1949. Autorenkollektiv: Walter Ulbricht u. a., Dokument Nr. 58, Appell der Hennecke-Aktivisten-Konferenz des FDGB, Seite 507 ff, Dietz Verlag, Berlin 1966