Aberzhausen

Aberzhausen
Stadt Heideck
Koordinaten: 49° 7′ N, 11° 10′ OKoordinaten: 49° 6′ 33″ N, 11° 9′ 40″ O
Höhe: 439 m ü. NHN
Einwohner: 74 (25. Mai 1987)[1]
Eingemeindung: 1. Januar 1971
Postleitzahl: 91180
Vorwahl: 09177
In Aberzhausen
In Aberzhausen

Aberzhausen ist ein Gemeindeteil der Stadt Heideck im Landkreis Roth (Mittelfranken, Bayern).[2] Die Gemarkung Aberzhausen liegt teils auf dem Gemeindegebiet von Heideck, teils auf dem Gemeindegebiet von Thalmässing. Sie hat eine Fläche von 3,886 km² und ist in 385 Flurstücke aufgeteilt, die eine durchschnittliche Flurstücksfläche von 10093,21 m² haben.[3] In ihr liegen neben dem namensgebenden Ort die Gemeindeteile Kippenwang und Kolbenhof.[4]

Lage

Das Kirchdorf liegt südöstlich von Heideck im Tal der Thalach zwischen Laibstadt und Kolbenhof bzw. Alfershausen. Durch den Ort führt die Staatsstraße 2389. Gemeindeverbindungsstraßen führen in nordwestlicher Richtung nach Rudletzholz und in südöstlicher Richtung nach Kippenwang und weiter nach Rabenreuth. 500 Meter hinter Aberzhausen zweigt die Staatsstraße 2726 in nordwestlicher Richtung von der Staatsstraße 2389 nach Selingstadt ab.[5]

Ortsnamendeutung

1489 ist der Ortsname in dem Eichstätter Register von Konrad Scherlein als „Abaranzhausn“ überliefert und bedeutet demnach Wohnstätte einer „Person vom Stamm Abar, vielleicht Abar-and.“[6]

Geschichte

Am 2. Januar 1302 gab der Eichstätter Bischof Konrad den Zehent zu Hausen bei Heideck dem Domkapitel zu Eichstätt; dieses „Hausen“ ist offensichtlich das heutige Aberzhausen.[7] Die Grundherrschaft über Aberzhausen (erstmals 1454 in der frühen Namensform mit dem Personennamen Aberand bezeugt)[8] übten die Herren von Heideck aus. 1472 verpfändeten sie Stadt und Amt Heideck und damit auch Aberzhausen an Bayern. Mit Heideck gelangte Aberzhausen nach dem Landshuter Erbfolgekrieg 1505 zum neuerrichteten Fürstentum Pfalz-Neuburg. Spätestens seit 1454 eine eigene Pfarrei mit den Patronatsherren derer von Heideck, wurde von Aberzhausen 1521 die Filiale Thalmässing abgetrennt.[9] Von 1542 bis 1585 waren Stadt und Amt Heideck an Nürnberg verpfändet und gehörten darnach wieder zu Pfalz-Neuburg.[10] Noch 1542 führte Nürnberg die Reformation ein. Zu dieser Zeit bestand das Kirchdorf aus etwa 12 Untertanenfamilien.[11] Die Wiedereinführung der katholischen Religionsausübung erfolgte mit der Rekatholisierung von Neuburg-Pfalz 1627.

Infolge des Dreißigjährigen Krieges war die Pfarrei Aberzhausen verwaist. So wurde 1651 das leerstehende Pfarrhaus dem Schullehrer als Wohnung eingeräumt. Als 1665 die katholische Pfarrei Zell wiederbesetzt wurde, gehörte ihr Aberzhausen als Filiale an.[12] Wiederholte Bemühungen um einen eigenen Pfarrer für „Obrazhausen“ (so 1761)[13] blieben ohne Erfolg. Erst 1793 erfolgte die Errichtung einer exponierten Kaplanei in Aberzhausen, wobei der Kaplan bis zur Errichtung eines Kaplanhauses zur Miete in Kippenwang wohnte.[14] Am Ende des Alten Reiches gab es in Aberzhausen zwölf Untertanen des pfalz-neuburgischen Landrichteramtes Heideck als Grundherrschaft; hoch- und niedergerichtlich unterstand das Kirchdorf dem pfalz-neuburgischen Pflegamt Heideck.[15]

Im Königreich Bayern bildete Aberzhausen mit Kippenwang und Kolbenhof eine eigene Ruralgemeinde im Steuerdistrikt Laibstadt im Gerichtsbezirk und Rentamt (später Bezirksamt und Amtsgericht) Hilpoltstein.[16] 1875 wurden im Dorf drei Pferde und 85 Stück Rindvieh gehalten; zu dieser Zeit gehörte die Gemeinde Aberzhausen dem Bezirksamt Neumarkt in der Oberpfalz an, aus dem sie 1880 zum Bezirksamt Hilpoltstein kam.[17] 1914 erfolgte ein Neubau des Expositurhauses.[18] 1937 wurde die Schule aufgehoben und das Kirchdorf nach Laibstadt eingeschult.[19]

Mit der Gebietsreform in Bayern wurde die Gemeinde Aberzhausen am 1. Januar 1971 aufgelöst. Aberzhausen und Kippenwang wurden Gemeindeteile von Heideck im Landkreis Roth, Kolbenhof kam zur Gemeinde Thalmässing.[20]

Einwohnerentwicklung

  • 1818: 61 (15 Familien, 16 Feuerstellen)[21]
  • 1861: 70[22]
  • 1871: 68 (33 Gebäude)[23]
  • 1900: 59 (14 Wohngebäude)[24]
  • 1937: 67[25]
  • 1961: 94 (18 Wohngebäude)[26]
  • 1970: 82[27]
  • 1987: 74 (20 Gebäude mit Wohnraum; 22 Wohnungen)[1]

Katholische Filial- und Expositurkirche St. Martin

Die Kirche, eine Filiale von Zell, ist eine gotische Chorturmanlage, die 1743/44 barockisiert und 1922/23 nach Westen erweitert wurde. Der Hochaltar stammt vom Ende, die Seitenaltäre von der Mitte des 17. Jahrhunderts. Älter ist die Kanzel (um 1650).[28] Das Schiff misst 14 mal 5,7 Meter. 1890 kamen neue Glocken in den Spitzturm, die 1922 ersetzt wurden. 1911 erhielt die Kirche eine neue 5-Register-Orgel des Eichstätter Orgelbauers Bittner.[29] Die Friedhofsummauerung besteht aus Sandsteinquadern.

Sehenswürdigkeiten

Außer der Kirche St. Martin gelten die aus dem 19. Jahrhundert stammenden Türgewände der Häuser Nr. 3 und 9 als Denkmäler.[30]

Literatur

  • Franz Xaver Buchner: Das Bistum Eichstätt. I. Band: Eichstätt 1937, II. Band: Eichstätt 1938
  • Norbert Herler: Halt’s Maul, sonst kommst’ nach Dachau: vom Tod des Eiatsbauern aus Aberzhausen im Konzentrationslager Dachau. 2003. Selbstverlag
  • Felix Mader: Bezirksamt Hilpoltstein (= Die Kunstdenkmäler von Bayern. Mittelfranken 3). R. Oldenbourg, München 1929, DNB 831022647, S. 9–10.
  • Wolfgang Wiessner: Hilpoltstein (= Kommission für Bayerische Landesgeschichte [Hrsg.]: Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 24). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1978, ISBN 3-7696-9908-4 (Digitalisat).
Commons: Aberzhausen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. a b Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 348 (Digitalisat).
  2. Gemeinde Heideck, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 12. Oktober 2024.
  3. Gemarkung Aberzhausen (093803). In: geoindex.io. Geoindex Aktiengesellschaft, abgerufen am 12. Oktober 2024.
  4. Webkarte. ALKIS®-Verwaltungsgrenzen – Gemarkungen. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 12. Oktober 2024.
  5. Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 12. Oktober 2024 (Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
  6. Sammelblatt des Histor. Vereins Eichstätt, 45. Jg. (1930), S. 105
  7. Buchner II, S. 813
  8. Histor. Atlas, S. 13
  9. Histor. Atlas, S. 160, 175
  10. Buchner I, S. 467; Histor. Atlas, S. 177
  11. Histor. Atlas, S. 26
  12. Buchner II, S. 814
  13. Sammelblatt des Histor. Verein Eichstätt, 11. Jg. (1893), S. 102
  14. Buchner II, S. 815
  15. Histor. Atlas, S. 202, 204
  16. Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise … enthaltenen Ortschaften, Ansbach 1818, S. 3; Histor. Atlas, S. 249
  17. Kgl. Statistisches Bureau in München (Bearb.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Koenigreichs Bayern, München 1876, Spalte 887
  18. Buchner II, S. 817, 820
  19. Buchner II, S. 820
  20. Histor. Atlas, S. 249
  21. Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise … enthaltenen Ortschaften, Ansbach 1818, S. 3
  22. Johann Georg Neder: Bavaria. Ein umfassenden Orts- und Gemeinden-Verzeichniß des Königreichs…, Würzburg 1861, S. 14
  23. Kgl. Statistisches Bureau in München (Bearb.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Koenigreichs Bayern, München 1876, Spalte 887
  24. Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern mit alphabetischem Ortsregister, München 1904, Spalte Sp. 1217
  25. Buchner II, S. 818
  26. Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961, München 1964, Spalte 793
  27. Histor. Atlas, S. 262
  28. Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Bayern I: Franken. 2., durchgesehene und ergänzte Auflage, München: Deutscher Kunstverlag 1999, S. 3
  29. Buchner II, S. 817, 819
  30. Hans Wolfram Lübbeke und Otto Braasch: Denkmäler in Bayern. Mittelfranken: Ensembles, Baudenkmäler, archäologische Geländedenkmäler, München 1986, S. 462

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