7. Juni: In der Seeschlacht in der Solebay können die Niederlande unter Admiral Michiel de Ruyter mit einem Überraschungsangriff die Seeblockade ihrer Küste durch die englisch-französische Flotte verhindern.
Juli: Christoph Bernhard von Galen, Fürstbischof zu Münster, marschiert in den Niederlanden ein und erobert mehrere Ortschaften, darunter die Festung Coevorden. Am 21. Juli beginnt er mit der Belagerung von Groningen.
20. August: Der niederländische Politiker Johan de Witt wird zusammen mit seinem Bruder Cornelis de Witt von Anhängern des Hauses Oranien brutal ermordet. Den Brüdern wird die Verantwortung für die Kriege im Rampjaar in die Schuhe geschoben. Wilhelm III. von Oranien wird im Anschluss zum Statthalter, Generalkapitän und Admiral der Niederlande gewählt.
August: Das Osmanische Reich betritt im Osmanisch-Polnischen Krieg mit einer Streitmacht von bis zu 100.000 Mann Kampftruppen unter der Führung von Großwesir Köprülü Fâzıl Ahmed unter Sultan Mehmed IV. das Gebiet der polnischen Ukraine und erobert am 26. August die Festung Kamieniec Podolski. Aufgrund innerer Zerwürfnisse zwischen dem König Michael Wisniowiecki, der 1669 durch die Masse des Kleinadels an die Macht gekommen ist, und den Magnaten, die den König zur Abdankung zwingen wollen, ist das geschwächte Polen-Litauen für einen erneuten Krieg völlig unvorbereitet, außerdem kann der durch das Liberum Veto in der ersten Hälfte des Jahres durch die Anhänger des Königs zweimal blockierte polnische Reichstag keine höheren Steuern anordnen, um das Truppenkontingent im Angesicht der osmanischen Kriegserklärung zu erhöhen.
20. September: Das osmanische Heer beginnt mit der Belagerung von Lemberg. Die Krimtataren beginnen mit Razzien zwischen den Flüssen Wieprz, San, Bug und Wislok, in einem Gebiet, das die Städte Zamość, Lemberg, Biecz und Drohobytsch umschließt.
5. bis 14. Oktober: Jan Sobieski führt mit einer bis zu 4.000 Mann starken Privat-Kavallerie einen „Kriegszug gegen die Tataren-Razzien“ („Wyprawa Sobieskiego na czambuly tatarskie“). Er kann damit bis zu 44.000 Menschen aus der Gefangenschaft des Krimkhanats befreien, die man in die Sklaverei auf die Halbinsel Krim getrieben hat. Sein Feldzug hat allerdings keinen Einfluss auf den Ausgang der Kampagne des Jahres 1672.
18. Oktober: Der Vertrag von Buczacz spricht dem Osmanischen Reich Podolien mit der Festung Kamieniec Podolski und fast die gesamte rechtsufrige Ukraine den Doroschenko-Kosaken als Vasallen der Hohen Pforte zu. Zudem verpflichtete sich die polnische Krone dem türkischen Sultan einen jährlichen Tribut von 22.000 „Czerwony Złoty“ zu leisten.
Weitere Ereignisse in Europa
28. Februar: Herzog Christian von Liegnitz, Brieg, Ohlau und Wohlau stirbt. Sein Sohn Georg Wilhelm I. besteigt mit zwölf Jahren als letzter Herrscher der schlesischen Piasten den Thron. Noch zu seinen Lebzeiten hat Herzog Christian verfügt, wie die Regentschaft seines Landes nach seinem Tod zu regeln sei. Demnach fällt die Vormundschaft über den noch nicht mündigen Georg Wilhelm an dessen Mutter Luise sowie die drei Landeshauptleute der hinterlassenen Fürstentümer. Eine Ehrenvormundschaft wird an den brandenburgischen Kurfürsten Friedrich Wilhelm sowie den Fürsten Johann Georg II. von Anhalt übertragen. Da zu befürchten ist, dass Kaiser Leopold als böhmischer Landesherr die Obervormundschaft über den verwaisten Prinzen Georg Wilhelm an sich zieht, um ihn dann katholisch erziehen zu lassen, wird Georg Wilhelm einen Tag vor dem Tod seines Vaters in das brandenburgische Frankfurt gebracht. Aus diesem Grunde darf er auch nicht zur Beisetzung seines Vaters am 31. März nach Brieg zurückkehren. In Frankfurt wird ein Haus angemietet und Georg Wilhelm nach einem Ausbildungsprogramm seines Erziehers unterrichtet. Am 23. August stiftet er den Orden vom Goldenen Hirsch.
Maximilian Heinrich von Bayern, Erzbischof von Köln schließt mit dem Bürgermeister und Rat der Stadt Köln den Kendenicher Rezess zur Beilegung des Streits, nachdem die Stadt Köln an der Stadtmauer einen Festungsbau hochgezogen hat, der, da das Kölner Stadtgebiet exakt mit der Stadtmauer endet, in das Territorium des Erzbistums hineinragt. Die streitenden Parteien versprechen, künftig Frieden zu halten. Streitigkeiten werden ausschließlich vor dem Reichskammergericht in Speyer ausgetragen. Die Stadt Köln verpflichtet sich außerdem, die Fortifikationen abzureißen oder anderweitig Satifikation zu leisten.
Der englische Botaniker, Arzt und Physiologe Nehemiah Grew verfasst das Werk Idea of a Philosophical History of Plants und begründet damit die Phytotomie, die Wissenschaft der Gestalt von Pflanzen.
Der osmanische Beamte Hacı Ali verfasst ein Tagebuch über den Feldzug des Jahres 1672 gegen Polen-Litauen.
Religion
15. März: Der englische König Karl II. erlässt die Erklärung zur Gewährung der Gewissensfreiheit (Royal Declaration of Indulgence). Sie zielt auf Toleranz gegenüber den englischen Katholiken ab. Im Folgejahr muss sie wegen parlamentarischen Widerständen vom König zurückgenommen werden.
Geboren
Erstes Halbjahr
13. Januar: Lucia Filippini, die Gründerin der Schwesternkongregation Maestre Pie Filippini († 1732)
16. Januar: Francesco Mancini, neapolitanischer Kapellmeister und Komponist († 1737)
17. Januar: Antoine Houdar de la Motte, französischer Dramatiker, Librett und Poetiker im Zeitalter von Ludwig XIV. († 1731)