102. Infanterie-Division (Wehrmacht)

102. Infanterie-Division

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Aktiv 12. Dezember 1940 bis 5. Mai 1945
Staat Deutsches Reich NS Deutsches Reich
Streitkräfte Wehrmacht
Teilstreitkraft Heer
Truppengattung Infanterie
Typ Infanterie-Division
Gliederung Gliederung
Aufstellungsort Truppenübungsplatz Groß Born
Kommandeure
Liste der Kommandeure

Die 102. Infanterie-Division (102. ID) war ein Großverband des Heeres der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg.

Geschichte

Aufstellung

Die 102. Infanterie-Division wurde am 12. Dezember 1940 auf dem Truppenübungsplatz Groß Born als Teil der 12. Aufstellungswelle im Wehrkreis VIII (Breslau) aus Teilen der 8. Infanterie-Division und der 28. Infanterie-Division aufgestellt.

Bis zum März 1941 war die Division dem XX. Armeekorps und der 11. Armee untergeordnet, diente dann als Reserve.

Unternehmen Barbarossa

Zu Beginn des Unternehmens Barbarossa war die Division der 9. Armee, ab Ende August 1943 der 2. Armee zugeordnet.

Einsatzgebiete

  • Deutschland: Dezember 1940 bis Juni 1941
  • Ostfront, Zentralabschnitt: Juni 1941 bis Januar 1945
  • Ostpreußen: Januar bis Mai 1945

Unterstellung

  • XX. Armeekorps Dezember 1940 bis März 1941
  • Reserve April 1941
  • II. Armeekorps Mai 1941
  • XXXXII. Armeekorps Juni 1941
  • XX. Armeekorps Juni bis August 1941
  • XXIII. Armeekorps September 1941 bis Juli 1942
  • VI. Armeekorps August 1942
  • XXXIX. Panzerkorps September 1942 bis Januar 1943
  • Reserve Februar 1943
  • XXXIX. Panzerkorps März 1943
  • XX. Armeekorps April bis Juli 1943
  • XXXXVI. Panzerkorps August 1943
  • LVI. Armeekorps September 1943
  • XX. Armeekorps Oktober 1943 bis April 1944
  • XXXX. Panzerkorps Mai bis Juni 1944
  • XXIII. Armeekorps Juli 1944
  • I. Kavallerie-Korps August bis Oktober 1944
  • XXXXI. Armeekorps November bis Dezember 1944
  • XX. Armeekorps Januar bis März 1945

Während des Russlandfeldzuges stellte die Division im Juni 1941 einen Teil des äußerst linken Nordflügels der Heeresgruppe Mitte.[1] Sie war dem XXXXII. Armeekorps und der 9. Armee unterstellt. Am 28. Juni 1941 bildete sie zusammen mit anderen Verbänden den Kessel von Bialystok. Während des Unternehmens Taifun und der daraus resultierenden Doppelschlacht bei Wjasma und Briansk sicherte sie die nördliche Flanke des Heeresverbandes. Im Dezember 1941 erreichte sie die Seeliger See und stand bis kurz vor Kalinin. Im Januar 1942 befand sich die Division mit Verbänden des XXII. Armeekorps am Wolgastausee, als die sowjetischen 29. und 39. Armeen südwärts in Richtung Rschew rückten.

Rschew 1942

Während der Schlacht von Rschew hatte sie den Auftrag, den Frontbogen gegen die sowjetischen Angriffe zu halten, und war an der Linie Rschew-Sytschowka in zahlreiche erbitterte Gefechte verwickelt. Im Juli 1942 war die 102. ID im Rahmen des Unternehmens Seydlitz an der Partisanenbekämpfung beteiligt. In den Winterkämpfen der Schlacht von Rschew im Rahmen der Operation Mars stießen die deutschen Soldaten auch auf Volkswehrmilizen, die sich aus den Einwohnern der umliegenden Orte rekrutierten und zusammen mit regulären sowjetischen Streitkräften den Druck von drei Seiten auf die 9. Armee aufrechterhielten. Diese Offensive verfehlte allerdings sämtliche militärischen Ziele der sowjetischen Heeresführung und hatte große Verluste zur Folge. Am 18. Dezember 1942 hieß es im Bericht des Oberkommandos der Wehrmacht: „In wochenlangen schweren Abwehrkämpfen um Rschew hat sich die 102. (schlesische) Inf.-Div. besonders bewährt“.[2] Anfang Januar 1943 erhielt der Divisionskommandeur General Johannes Frießner das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes.

Unternehmen Zitadelle

Nach dem „Unternehmen Büffelbewegung“ im März 1943 war die Division an der Schlacht bei Kursk beteiligt und im Herbst des Jahres auf die Stärke einer Kampfgruppe reduziert.

Eingliederung der Reste der 216. ID

Im Frühjahr 1944 nahm die Division die Überlebenden der 216. Infanterie-Division auf und integrierte sie innerhalb ihres Verbandes.

Zerschlagung der Heeresgruppe Mitte 1944

Die Division hatte zu Beginn der Operation Bagration noch eine Grabenstärke von 1.180 und eine Infanteriestärke von 4.703 Mann. Im Sommer 1944 gelang es ihr, der Vernichtung der gesamten Heeresgruppe Mitte durch die Rote Armee in Weißrussland zu entkommen, und geriet in Ostpreußen in einen Kessel. Teile der Division brachen 1945 nach Vorpommern durch.

Kapitulation

Als Divisionsgruppe 102 kämpften die Reste der Division, bis sie am 5. Mai 1945 vor den Alliierten kapitulierten.

Gliederung

Gefechtsordnung im Dezember 1940

  • Infanterie-Regiment 232
  • Infanterie-Regiment 233
  • Infanterie-Regiment 235
  • Artillerie-Regiment 104
  • Aufklärungs-Abteilung 102
  • Panzerjäger-Abteilung 102
  • Pionier-Bataillon 102
  • Nachrichten-Abteilung 102
  • Nachschubtruppen

Gefechtsordnung im Januar 1944

  • Grenadier-Regiment 84
  • Grenadier-Regiment 232
  • Grenadier-Regiment 216
  • Füsilier-Bataillon 102
  • Artillerie-Regiment 104
  • Pionier-Bataillon 102
  • Panzerjäger-Abteilung 102
  • Nachschubtruppen

Personen

Kommandeure

Dienstgrad Name Dienstzeit
Generalmajor John Ansat 10. Dezember 1940 bis 9. Dezember 1941
Generalmajor Horst Großmann 10. Dezember 1941 bis 21. Januar 1942
Generalmajor Albrecht Baier 01. Februar bis 10. März 1942
Generalmajor Werner von Räsfeld 10. März bis 30. April 1942
Generalmajor/Generalleutnant Johannes Frießner 01. Mai 1942 bis 19. Januar 1943
Oberst Otto Hitzfeld 20. Januar bis 31. März 1943 (mit der Führung beauftragt)
Generalmajor Otto Hitzfeld 01. April bis 4. November 1943
Oberst Werner von Bercken 10. November 1943 bis 31. Januar 1944 (mit der Führung beauftragt)
Generalmajor/Generalleutnant Werner von Bercken 01. Februar 1944 bis 4. April 1945
Oberst Ludwig April 1945

Generalstabsoffiziere (Ia)

Dienstgrad Name Dienstzeit
Oberstleutnant Alfred Tschirdewahn Dezember 1940 bis 1941
Major Oskar Berger 10. Oktober 1941 bis 8. August 1942
Oberstleutnant Werner Müller 08. August 1942 bis 14. April 1943
Oberstleutnant Wolf von Frankenberg und Ludwigsdorf 15. April 1943 bis 30. November 1944
Oberstleutnant Kurt Schuster 15. Dezember 1943 bis 15. Februar 1944
Oberstleutnant Fritz Frenzel 30. November 1944 bis 5. April 1945

Sonstige Personen

  • Erich Mende (1916–1998), Vorsitzender der FDP 1960/68, Stellvertreter des Bundeskanzlers 1963/66
  • Franz Meyers (1908–2002), Politiker (CDU) und 1958/66 Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen

Auszeichnungen

Insgesamt wurden 21 Divisionsangehörige mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet und 112 mit dem Deutschen Kreuz in Gold.

Dienstgrad Name Einheit Verleihungsdatum
Major Artur Schulz Bataillonskommandeur I.Btl./IR 233 7. August 1942
Oberst Konrad Barde Regimentskommandeur AR 104 5. Januar 1943
Major Hans Drexler Kommandeur III. Btl./GR 232 14. August 1943
Hauptmann Erwin Kunsch Bataillonskommandeur II.Btl./GR 232 24. November 1943
Hauptmann Alfred Pandel Bataillonskommandeur I.Btl./GR 84 19. Dezember 1943
Major Wolfgang Lampp Kommandeur Feldersatz-Bataillon 104 19. Dezember 1943
Leutnant Leo Cygan Zugführer 1.Kp./PiBtl. 102 5. Januar 1944
Waffenoberfeldwebel Karl Wolf GR. 84 Ritterkreuz und Kriegsverdienstorden 21. Februar 1944
Oberfeldwebel Alfred Peters Zugführer 14.Kp./GR [Grp.] 348 3. August 1944
Unteroffizier Erich Matuschewitz 2.Kp./GR 232 30. September 1944
Oberfeldwebel Walter Näfe Zugführer 5. Kp./GR 232 4. Oktober 1944
Gefreiter Erhard Bauer Truppführer 1.Kp./PiBtl. 102 4. Oktober 1944
Oberleutnant Ernst Neumüller Führer 14.Panzerjäger-Kp./Div.Grp. 216 5. Oktober 1944
Generalleutnant Werner von Bercken Divisionskommandeur 102. ID 23. Oktober 1944
Fahnenjunker-Wachtmeister Johann Maas VB 12.Bttr./AR 104 25. Oktober 1944
Major Wilhelm Kilian Bataillonskommandeur Divisions-Füsilier-Btl. 102 8. Februar 1945
Oberst Fritz Klasing Regimentskommandeur GR 232 RK mit Eichenlaub 19. Februar 1945
Major Erich Mende Regimentskommandeur GR 216 28. Februar 1945
Leutnant Eberhard Schmalz[3] Zugführer Panzerjäger-Kp. 1102 11. März 1945
Oberfeldwebel Richard Isczinski Zugführer 3.Kp./Divisions-Füsilier-Btl. 102 17. März 1945
Oberfeldwebel Hermann Poppe Zugführer 13.Kp./GR 216 23. März 1945
Oberleutnant Manfred Heidrich Kompaniechef 2.Kp./GR 232 5. April 1945

Literatur

  • David M. Glantz: Counterpoint to Stalingrad. Operation Mars (November-December 1942): Marshal Zhukov's Greatest Defeat. June 1997 (online auf mr-home.staff.shef.ac.uk)
  • Horst Großmann: Rshew. Eckpfeiler der Ostfront, Friedberg: Podzun-Pallas 1962.
  • David Kahn: An Intelligence Case History: The Defense of Osuga, 1942, in: Aerospace Historian, Vol. 28, No. 4 (Winter/December 1981), 242–252.
  • Erich Mende: Das verdammte Gewissen. München: Herbig 4. Aufl. 1999, S. 271–350.
  • Franz Meyers: Tapfere Schlesier: Mit der 102. Infanterie Division in Rußland. Ministerpräsident a. D. Franz Meyers, Selbstverlag, 1983.
  • Robert Schumacher: So war es wirklich. Ein Zeitzeuge berichtet. Niebüll: Videel 2002.
  • Georg Tessin: Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. Band 6: Die Landstreitkräfte. Nr. 71–130. 2. Auflage. Biblio Verlag, Osnabrück 1979. VI, ISBN 3-7648-1172-2.

Einzelnachweise

  1. Werner Haupt: Moskau, Rshew, Orel, Minsk. Bildbericht der Heeresgruppe Mitte 1941–1944. 1. Auflage. Podzun-Pallas-Verlag GmbH, Dorheim (Friedberg) 1978, ISBN 3-7909-0066-4, S. 8.
  2. Franz Meyers: Tapfere Schlesier … S. 78; vgl. dazu David M. Glantz: Counterpoint to Stalingrad. Operation Mars (November-December 1942): Marshal Zhukov's Greatest Defeat. June 1997, S. 7 f. (online auf mr-home.staff.shef.ac.uk) (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/mr-home.staff.shef.ac.uk
  3. Änderte nach dem Krieg seinen Namen in Carl Hardy Svenson um.

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