Șor-Partei

Șor-Partei
Partei­vorsitzender Ilan Șor
General­sekretärin Maria Albot
Gründung 13. Juni 1998 (als gesellschaftspolitische Bewegung „Gleichheit“)
3. Oktober 2016 (als Șor-Partei)
Hauptsitz Vasile Lupu 36, Orhei
Farbe(n) Grün
Sitze Parlament
0 / 101 (0 %)
Mitglieder­zahl 52.464 (Stand:2019)

Die Șor-Partei (rumänisch Partidul „ȘOR; russisch Политическая партия «Шор») ist eine moldauische politische Partei. An ihrer Spitze stand Ilan Șor, der von 2015 bis 2019 Bürgermeister der mittelmoldauischen Stadt Orhei war.

Die Partei wurde am 19. Juni 2023 vom moldauischen Verfassungsgericht verboten.[1] Das Verbot wurde im März 2024 aufgehoben.[2]

Geschichte

1998 gründete die damalige Führungsspitze des Kongresses der Russischen Gemeinden der Republik Moldau, darunter Valerii Klimenco, die Sozio-politische Bewegung „Gleichheit“ (rumänisch Mișcarea social-politică „Ravnopravie bzw. russisch Общественно-политическое движение «Равноправие»).[3] Im Oktober 2016 nannte sich die Partei in Șor-Partei um.

Nach einer anderen Darstellung wurde die Partei von Ilan Șor gegründet. Șor lebt derzeit in Israel. Die moldauische Justiz ermittelt wegen diverser Finanzdelikte gegen ihn.[4]

Bei der Bürgermeisterwahl der Stadt Bălți 2021 gelangte die Parlamentsabgeordnete der Șor-Partei, Marina Tauber, in die Stichwahl, wurde danach jedoch von der Wahl ausgeschlossen.[5]

Programmatik

Die Partei galt als pro-russisch.[6] Abgesehen davon ist die Einschätzung der Parteipolitik schwierig. Die Partei wurde sowohl als Mitte-links-Partei[7] als auch als konservativ[8] beschrieben. Die Partei setzte sich für eine aktive Sozialpolitik ein. Die Șor-Partei zielte einerseits auf die Teile des Elektorats, welche an der Neutralität festhält, und andererseits auf den Teil des Wählerspektrums, der sich für einen Beitritt zur Eurasischen Wirtschaftsunion und zur OVKS einsetzt.[9]

Aktuelles

Im Oktober 2022 stand die Partei im Verdacht, Demonstranten zu bezahlen, die gegen den proeuropäischen Kurs der Regierung und der Staatspräsidentin Maia Sandu protestierten.[10] Die Namenslisten zur Bezahlung der Demonstranten führte Evghenia Guțul.[11] Ende desselben Jahres gab es Korruptionsermittlungen gegen die Partei.[12] Seit Januar 2022 führte die moldauische Opposition aus PSRM, PCRM und Șor-Partei einige Umfragen an und kam vereinzelt sogar auf 60 % der Stimmen.[13]

Am 19. Juni 2023 erklärte das moldauische Verfassungsgericht die Șor-Partei aufgrund krimineller Aktivitäten und Versuchen der Unterminierung der moldauischen Souveränität für verfassungswidrig. Die Parlamentsabgeordneten der Partei behalten ihre Sitze, dürfen sich aber keiner neuen politischen Formierung anschließen.[1] Vertreter der Șor-Partei kündigten an, das Urteil beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte anzufechten.

Wahlergebnisse

Ergebnisse bei den Präsidentschaftswahlen
Jahr Kandidat Stimmenanzahl Stimmenanteil Platz
2020 Violeta Ivanov 87.542 6,49 % 4.
Ergebnisse bei den Parlamentswahlen
Jahr Stimmenanzahl Stimmenanteil Sitze Platz Spitzenkandidat
2001 7.023 0,44 %
0/101
16. Valerii Klimenco
2005 44.129 2,83 %
0/101
6. Valerii Klimenco
April 2009 nicht angetreten
Juli 2009 nicht angetreten
2010 1.781 0,10 %
0/101
17. Valerii Klimenco
2014 nicht angetreten
2019 117.779 8,32 %
7/101
4. Ilan Șor
2021 84.185 5,75 %
6/101
4. Ilan Șor

Einzelnachweise

  1. a b Moldova bans pro-Russian Shor party after months of protests, Reuters, 19. Juni 2023, abgerufen am 19. Juni 2023.
  2. Ilan Șor against everybody – what do the judges say? In: Centrul de Resurse Juridice din Moldova. Abgerufen am 7. Juli 2024 (englisch).
  3. Rosanna Dom: Die russische Elite in der Republik Moldau: Populismus und Euroskeptizismus?, in: Südosteuropa – Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, Jg. 60 (2012), Nr. 2, S. 264–285 (hier: S. 267).
  4. Reinhard Lauterbach: Streit um die Beute, in: junge Welt, 17. März 2023.
  5. Opposition member of Parliament arrested the day after elections, eureporter.co 10. Mai 2023.
  6. Raphael Minder/Roman Olearchyk: Pro-Russia party holds protest in Moldova amid coup fears, ft.com 19. Februar 2023.
  7. Alla Rosca: Public Opinion, Mass Media, and Foreign Policy of the Republic of Moldova: Between the Two Realms, in: Romanian Studies, Jg. 3 (2021), Nr. 2, S. 39–62 (hier: S. 47).
  8. Brent Hierman: Russia and Eurasia 2019–2020, Blue Ridge Summit (PA): Rowman & Littlefield 2019, S. 209.
  9. Vladimir Socor: Moldova Outlaws Shor’s Russophile Party, but the Threat Persists (Part One), jamestown.org 21. Juni 2023.
  10. Isolde Ruhdorfer: 20 Euro Demogeld, taz.de 25. Oktober 2022.
  11. Yelizaveta Landenberger: Bald lebt hier jeder wie in Monaco. Freigiebige Ganoven: Die EU investiert in Gagausien, einer der ärmsten Regionen von Moldau. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26. Juni 2024, S. 14.
  12. Mila Corlateanu: Moldau: Druck von pro-russischen Kräften steigt, mdr.de 10. Dezember 2022.
  13. „Das Ringen um Moldau“, german-foreign-policy.com 22. März 2023.

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