Zsigmond Móricz wurde als erstes von neun Kindern eines armen Kleinbauern und einer Pastorentochter (reformierte Kirche) geboren. Als Kind lernte er die Armut auf dem Lande kennen. Er entwickelte früh das Streben nach Kultur in sich. Sein Vater konnte ihm nur unter größten Opfern eine gute Schulbildung sichern. Er kam als Schüler in das Kollegium von Debrecen. Als Student begann er mehrere Hochschulstudien (Theologie und Rechtswissenschaft), die er nicht abschloss. Er arbeitete schließlich als Journalist in Budapest. Im Auftrage der Kisfaludy-Gesellschaft sammelte er drei Sommer hindurch Volkslieder im Komitat Szatmár und hatte dabei die Gelegenheit, die Verhältnisse auf dem ungarischen Dorfe, besonders das Leben der armen Landbevölkerung, zu studieren. Die 1908 in der Zeitschrift Nyugat abgedruckte Erzählung Sieben Kreuzer ermöglichte ihm den Eintritt in die literarische Welt seiner Zeit. Der Realismus, mit dem Móricz in dieser Erzählung das Leben der armen Landarbeiter darstellt, war etwas unerhört Neues, denn die damalige ungarische Literatur kannte nur ein idealisiertes Bild des Bauern.
Im Ersten Weltkrieg wurde er Kriegsberichterstatter. Mit zunehmend kritischer Haltung zum Krieg schrieb er Berichte über die Frontsoldaten und ihre Sehnsucht nach Frieden. In der Revolution von 1918 und der 1919 folgenden Räterepublik sah er Fortschritte und erwartete eine Bodenreform, die den armen Bauern Land geben sollte. Er schrieb Berichte über die entstehenden Produktionsgenossenschaften. Im Zuge der Konterrevolution wurde er für einige Zeit ins Gefängnis geworfen.
In den zwanziger und dreißiger Jahren veröffentlichte er als anerkannter Schriftsteller eine Reihe von Romanen und viele Erzählungen. Weiterhin bearbeitete er vergessene alte ungarische Literatur und gab sie neu heraus. Er bereiste das Land und sammelte Volkslieder. 1939 übernahm er als Herausgeber die literarische Zeitschrift Kelet Népe (Volk des Ostens) die sich besonders mit der Literatur der Bauern beschäftigte. Er starb 1942.
Werke
Gold im Kote. Ein ungarischer Bauernroman. Übers. Armin Schwartz, Berlin, Rowohlt, 1921
Hinter Gottes Rücken. Roman. Übers. Heinrich Horvat, Berlin, Rowohlt, 1922
Die Fackel. Roman. Übers. Heinrich Horvat, Berlin, Rowohlt, 1929
Löwe im Käfig. Roman. Übers. Käthe Gáspár, Berlin, Zsolnay, 1938
Einmal satt werden, Mittagessen. [Erzählungen]. Übers. Géza Ańgyal, Leipzig, Reclam, [1952] (Reclams Universal-Bibliothek, 7916)
Der Mann mit den Hahnenfedern. Erzählungen. Übers. L. Nemethy, Walther Bergsträsser u. Ernst Kallai, Berlin, Aufbau, 1954
Arme Leute, Sechs Erzählungen. Hrsg. Péter Nagy, übers. Géza Engl u. István Frommer, Corvina, Budapest, 1961
Mischi und das Kollegium. Roman. Übers. Mirza Schüching, Corvina, Budapest, 1962
Herrengelage. Drei kleine Romane. Übers. Peter Paul Schneider, Jörg Buschmann u. Christine Wolter, Berlin, Aufbau, 1965
Sieben Kreuzer. Erzählungen. Hrsg. Vera Thies, Leipzig, Insel, 1967
An einem schwülen Sommertag. Roman. Übers. Álmos Csongár, Berlin, Verlag der Nation, 1968
Der grosse Fürst. Historischer Roman. Übers. Käthe Gáspár unt. Mitarb. v. Álmos Csongár, Berlin, Verlag der Nation, 1973
Schatten der Sonne. Historischer Roman. Übers. Käthe Gáspár u. Álmos Csongár, Berlin, Verlag der Nation, 1974
Der glückliche Mensch. [Roman]. Übers. Lilian Bättig u. Ernst Kallai, Berlin und Weimar, Aufbau, 1955; Neuübers. Timea Tankó, Berlin Guggolz 2023, ISBN 978-3-945370-40-7
Zaubergarten. Historischer Roman. Übers. Käthe Gáspár unt. Mitarb. v. Álmos Csongár, Berlin, Verlag der Nation, 1977
Himmelsvogel. Erzählungen. Übers. Vera Thies, Leipzig, Reclam, 1979
Das Rindvieh mit dem Adelsbrief. Erzählungen. Übers. Almos Csongár, Berlin, Verlag der Nation, 1979
Die Pfeife des Silberkönigs, Täppischer Janko. [Ungarische Volksmärchen]. Übers. Hans Skirecki, Corvina, Budapest, 1992
Herr Bovary. [Roman]. Übers. Ruth Futaky, Corvina, Budapest, 1999
Verwandte. Roman. Übers. Bruno Heilig, Corvina, Budapest, 1999
Niemandsblume. Roman. Übers. Ruth Futaky, Corvina, Budapest, 1999
Verfilmungen
1948: Skandal um Vilma (Forró mezők) - nach dem Roman „Heiße Felder“
1950: Kurzweil der Reichen (Úri muri)
1954: Rokonok – Regie: Félix Máriássy
1960: Der Freischüler (Legy jo mindhalálig)
1965: Die Männer in der Todesschanze ; auch: Die Hoffnungslosen (Szegénylegények)
1976: Das Niemandskind (Arvácska)
1978: Ohne Musik kann ich nicht leben (Nem elhetek muzsikaszó nelkül) – Regie: Ferenc Sík