Der sozialdemokratisch orientierte Jurist Zhang Junmai (chinesisch張君勱 / 张君劢, PinyinZhāng Jūnmài, auch „Carsun Chang“, 1887–1969) galt als eine der profiliertesten politischen Persönlichkeiten der Republik China.
Nach der japanischen Invasion der Mandschurei 1931 rief Zhang die Gesellschaft der Wiedergeburt (Zaishengshe 再生社) ins Leben, aus der 1932 die Nationale Sozialistische Partei Chinas (中國國家社會黨) entstand, deren Vorsitz er übernahm. Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte Zhang Junmai zu den Vätern der Verfassung der Republik China von 1946. Seine Nationale Sozialistische Partei Chinas änderte in dieser Zeit ihren Namen in Sozialdemokratische Partei Chinas, da die Mitglieder angesichts der Erfahrungen mit der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei die Begriffe „guojia“ (national, staatsbildend) und „shehui“ (sozialistisch) nicht gemeinsam im Parteinamen führen wollten. Zeitgleich verließen linksorientierte Mitglieder die Partei, verblieben aber im Parteibündnis Demokratische Liga Chinas, dem die Nationale Sozialistische Partei Chinas zuvor angehört hatte und das wegen der Nähe zur Kommunistischen Partei Chinas verboten wurde. Zhangs neue Partei beteiligte sich mit eigenen Kandidaten zur Wahl der Nationalversammlung und des Legislativhofes, hatte aber nur mäßigen Erfolg. Während der Konstituierung der Nationalversammlung 1948, herrschte bereits Bürgerkrieg zwischen den Armeen der Kommunistischen Partei Chinas und der Republik China. Aus diesem Grund stimmte Zhang und seine Sozialdemokratische Partei Chinas den Sondergesetzen zur „Bekämpfung der kommunistischen Rebellion“ zu, welche Bürgerrechte einschränkten und die Mandate beider Parlamente bis zur Beendigung des Spannungszustandes einfrieren sollten. Mit der Ausrufung der Volksrepublik China und dem Rückzug der Staatsorgane nach Taiwan, verlegte auch die Sozialdemokratische Partei Chinas ihren Sitz auf die Insel. Zhang blieb dort nur kurz Parteivorsitzender. Da er mit der repressiven Politik Chiang Kai-sheks nicht einverstanden war, verließ er Taiwan und hielt sich fortan in den USA auf. Nur für einen kurzen Aufenthalt kehrte er 1962 zurück.[1]
Familie
Zhang Junmais Bruder war der Bankier und Politiker Zhang Jia´ao. Seine Schwester Zhang Youyi war Erzieherin und Bankierin sowie die Ehefrau des Literaten Xu Zhimo.
Publikationen
Chang, Carsun. The Third Force in China. New York: Bookman Associates, 1952.
Chang, Carsun. The Development of Neo-Confucian Thought. 2 vols. New York: Bookman Associates, 1957–1962.
Chang, Carsun, and Rudolf Eucken. Das Lebensproblem in China und in Europa. Leipzig: Quelle & Meyer, 1922.
Chang, Carsun, and Kalidas Nag. China and Gandhian India. Calcutta: The Book Company, 1956.
Zhang, Junmai et al. (1958). A Manifesto on the Reappraisal of Chinese Culture; Our Joint Understanding of the Sinological Study Relating to World Cultural Outlook.
Zhang, Junmai. Guoxian yi (1921). In Xian Zheng zhi dao (Beijing: Qinghua daxue chubanshe, 2006a).
Carsun Chang: Geschichte der neukonfuzianischen Philosophie. Vom 10. Jahrhundert bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Herausgegeben von Heiner Roetz und Joseph Ciaudo. Vittorio Klostermann, Frankfurt 2016, ISBN 978-3-465-03881-8.
Edmund S.K. Fung: In Search of Chinese Democracy: Civil Opposition in Nationalist China, 1929–1949. Cambridge University Press, Cambridge/UK 2000, ISBN 0-521-77124-2.
Roger B. Jeans: Chinese Democratic Socialist Party. In: Fukui, Political Parties of Asia and the Pacific. Bd. 1, S. 212 ff.
Roger B. Jeans: Democracy and Socialism: The Politics of Zhang Junmai (Carsun Chang), 1906–1941. Rowman & Littlefield, Lanham/ Boulder/ New York/ Oxford 1997, ISBN 0-8476-8707-4.
Eric Nelson: Chinese and Buddhist Philosophy in Early Twentieth-Century German Thought. Bloomsbury Academic, 2017, ISBN 978-1-350-00255-5. Bloomsbury Academic
Eric Nelson: Zhang Junmai’s Early Political Philosophy and the Paradoxes of Chinese Modernity. In: Asian Studies. Band 8, Nr. 1, 2000, S. 183–208, https://revije.ff.uni-lj.si/as/article/view/8609
↑Fung, In Search of Chinese Democracy, S. 54; Weyrauch, Chinas demokratische Traditionen, S. 143, 152 f.; Weyrauch, Die Parteienlandschaft Ostasiens, S. 149, 150 f., 157 f.; Weyrauch, Politisches Lexikon Ostasien, S. 255, 263; Jeans, Democracy and Socialism, S. 41, 46 f., 57 ff.