In der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts wurde durch die Ottonen in Zeitz eine Königspfalz angelegt, zu der auch die Kirche gehörte, aus der der heutige Dom hervorging. Mit der Gründung des Bistums im Jahr 968 durch das Kaiserpaar Adelheid und Otto I. wurde mit dem Bau der ersten Domkirche begonnen. Grabungen erbrachten den vagen Nachweis dieser Kirche unter der heutigen Anlage.
Nach 1028 erfolgte ein Neubau, der um 1100 zum Abschluss kam. Große Teile dieses baugeschichtlich wichtigen Baus sind bis heute erhalten.
Die dreischiffige Hallenkrypta mit Koncha befindet sich unter dem Chorquadrat und reicht mit ihrer Westwand bis ins Vierungsquadrat hinein. Nach den jüngsten Bauforschungen ist die Krypta gleichzeitig mit der Kirche des mittleren 11. Jahrhunderts entstanden. An den noch heute erkennbaren Vermauerungen besaß sie vier Rundbogenfenster und zwei Eingänge. Die heutigen Fenster wurden später eingefügt. Von den acht das Gewölbe tragenden Säulen sind die Kapitelle der beiden westlichen mit Voluten verziert. Bisher gibt es keine gesicherten Hinweise darauf, dass die unterschiedlich profilierten Kapitelle der Säulen aus verschiedenen Bauphasen stammen, abgesehen von gotischen Veränderungen an der westlichen Stützenreihe. Möglicherweise stammen die sechs östlichen, schmucklosen Säulen der Krypta noch aus dem ottonischen Vorgänger.
Nachdem Zeitz 1656 Residenz von Sachsen-Zeitz wurde, ließ Herzog Moritz von Sachsen-Zeitz den Dom zur Schlosskapelle der Moritzburg umbauen und die Krypta als fürstliche Grablege herrichten. Dabei wurden die Türme des Doms abgetragen und im Innenraum eine Fürstenloge eingebaut.
Im 19. Jahrhundert verlor die Kirche ihre einstige Bedeutung und wurde zeitweise profan, unter anderem als Lazarett und Pferdestall,[1] genutzt. Am 1. Januar 1946 wurde sie von der Stadtverwaltung an die durch Vertriebene stark gewachsene katholische Gemeinde verpachtet, da deren bisherige, 1894 erbaute Pfarrkirche im Brückenweg nun zu klein geworden war.[2]
Der bauliche Zustand des Doms verschlechterte sich in der Folgezeit. In der Nacht vom 10. zum 11. Juni 1982 stürzte der südwestliche Vierungspfeiler ein, was am gotischen Gewölbe der Kirche erhebliche Schäden anrichtete. Erst nach der Deutschen Wiedervereinigung wurde die Sanierung des Doms vorangetrieben. Mit der am 13. Dezember 1998 erfolgten Altarweihe, die BischofLeo Nowak vornahm, nahm die katholische Gemeinde sie wieder als Pfarrkirche in Gebrauch.[3] Zur Landesgartenschau 2004 wurde die Sanierung abgeschlossen.
Fürstengruft
In der Hallenkrypta des Zeitzer Doms ist seit 1666 das Erbbegräbnis der wettinischen SekundogeniturSachsen-Zeitz untergebracht, die den Dom als Hofkirche nutzte. Die Fürstengruft ist ein bedeutendes Denkmal barockerBestattungskultur in Mitteldeutschland. Die Fürstengruft birgt 13 Särge, davon 8 Kindersärge, die aus Holz bzw. Blei-Zinn-Legierungen bestehen und deren Wappen, Inschriften und Bandelwerk erhalten sind. Folgende Mitglieder der herzoglichen Familie wurden hier bestattet:
Johann Georg (1665–1666), Sohn von Moritz, Herzog von Sachsen-Zeitz
Maria Sophia (1670–1671), Tochter von Moritz, Herzog von Sachsen-Zeitz
Magdalena Sybilla (*/† 1672), Tochter von Moritz, Herzog von Sachsen-Zeitz
Die große Altarschauwand aus Holz stammt von 1671 und ist ein Werk von Johann Caspar Sandmann. Das Altarblatt zeigt eine Kreuzigung von Christian Schäfer, über dem sich ein Jesusmonogramm in geschnitztem Wolkenrahmen befindet. Seitlich sind die Initialen von Herzog Moritz und seiner zweiten Frau als Stifter des Werks zu sehen.[4]
Kanzel
Die prächtige barocke Kanzel mit Aufgang von 1674 ist mit einer üppigen Akanthusschnitzerei und Engelsflüchten an dem wuchtigen Schalldeckel, der von einem Engel bekrönt ist, versehen.
Orgel
Die Geschichte der Orgeln im Zeitzer Dom lässt sich bis in das 15. Jahrhundert zurückverfolgen. Bereits bei dem Dombrand von 1429 scheint ein Instrument existiert zu haben. Urkundlich belegt ist eine Orgel, die in den Jahren 1583 bis 1584 von dem Orgelbauer Georg Koch (Glauchau) umgebaut und erweitert wurde, und vermutlich bereits Mitte des 15. Jahrhunderts gebaut worden war. Anhand eines „Musters“ und Vertragsunterlagen lassen sich bestimmte Rückschlüsse auf die Gestaltung und das Werk ziehen. In die Amtszeit von Heinrich Schütz als Kapellmeister in Zeitz fällt der Bau von zwei kleinen Emporen an den Vierungspfeilern, auf denen jeweils ein neues Orgelgehäuse aufgestellt wurde. Eines blieb leer, in das andere wurde das Orgelwerk der vorhandenen Orgel eingebaut. 1849 bis 1850 baute die Orgelbaufirma Böhme & Winter (Zeitz) eine neue Orgel, in der einiges an Pfeifenmaterial der vorhandenen Orgel wiederverwendet wurde. 1934 erbaute die Harmoniumfabrik Liebig (Zeitz) in dem leeren Orgelgehäuse ein zweimanualiges „Zungenwerk“ ein. 1961 baute der Orgelbauer Lothar Heinze (Stadtilm) in die beiden Orgelgehäuse ein neues, dreimanualiges Instrument, das jedoch bereits nach kurzer Zeit durch Wassereinbrüche im Dach beschädigt und im Juni 1982 durch den Einsturz eines Pfeilers weitgehend zerstört wurde. Das Instrument wurde in den Jahren 1999 bis 2001 vom Hermann Eule Orgelbau Bautzen durch einen zweimanualigen Neubau in Anlehnung an das frühbarocke Werk ersetzt.[5][6]
I Hauptwerk C–g3
01.
Bordun
16′
02.
Principal
08′
03.
Gemshorn
08′
04.
Gambe
08′
05.
Oktave
04′
06.
Rohrflöte
04′
07.
Quinte
03′
08.
Octave
02′
09.
Cornett III 0
22⁄3′
10.
Mixtur IV
11⁄3′
11.
Cymbel III
01′
12.
Trompete
08′
II Unterwerk C–g3
13.
Lieblich Gedackt
8′
14.
Viol di Gamba
08′
15.
Principal
04′
16.
Salicional
04′
17.
Flaut douce
04′
18.
Gemshorn
02′
19.
Mixtur III
02′
20.
Vox humana
08′
Tremulant
Pedalwerk C–f1
21.
Violonbaß
16′
22.
Subbaß
16′
23.
Octavbaß
08′
24.
Gedecktbaß
08′
25.
Quintbaß
51⁄3′
26.
Posaunenbaß 0
16′
27.
Trompeta
08′
Neben der Pfeifenorgel befindet sich auf der gegenüberliegenden Empore, in dem stillgelegten Orgelgehäuse, dessen Werk bei dem Pfeilereinsturz beschädigt wurde, eine elektronische Orgel der Fa. Rodgers mit 16-Kanal Klangabstrahlung.[7] Das Instrument war für die Zeit der Restaurierung der Pfeifenorgel angeschafft worden, wird aber weiterhin genutzt. Es hat 43 Register auf drei Manualen und Pedal.[8]
I Hauptwerk C–c4
Violone
16′
Principal
08′
Rohrflöte
08′
Prestant
04′
Spitzflöte
04′
Super Octave 0
02′
Fourniture IV
Trompete
08′
Tremulant
II Schwellwerk C–c4
Bourdon Doux
16′
Geigen Principal 0
08′
Bourdon
08′
Viole Celeste II 0
08′
Octave
04′
Flauto Traverso
04′
Nazard
22⁄3′
Flûte à Bec
02′
Tierce
13⁄5′
Plein Jeu IV
Contre Basson
16′
Trompette
08′
Hautbois
08′
Clairon
04′
Tremulant
III Chorwerk C–c4
Spitzgeigen
08′
Gedackt Pommer
08′
Erzähler Celeste II
08′
Prinzipal
04′
Copula
04′
Octav
02′
Quintflöte
11⁄3′
Mixture IV
Cromorne
08′
Tremulant
Pedalwerk C–g1
Contre Bourdon 0
32′
Principal
16′
Subbass
16′
Bourdon Doux
16′
Octave
08′k
Gedackt
08′
Choralbass
04′
Mixture IV
Bombarde
16′
Basson
16′
Trompette
08′
Clairon
04′
Grabmale
Erhalten ist ein Fragment des Grabsteins des ersten Zeitzer Bischofs Hugo sowie Bronzegrabplatten für Bischof Johann II. von Schleinitz und Georg von Haugwitz. Nur noch die Inschriftrahmen der Grabmale sind für den Probst Reinhold von Weißenbach und den Kanzler Heinrich von Schmidburg überliefert. U.a. für den letzten Naumburger Bischof Julius von Pflug ist ein Epitaph aufgestellt[9]. Schließlich ruht in der Kirche der Vater der Mineralogie und bedeutende sächsische Wissenschaftler Georgius Agricola.
Glocken-Ritzzeichnungen
Die 1439 und 1466 gegossenen Glocken haben seltene, kunsthistorisch bedeutsame Glockenritzzeichnungen, die in einem Werk der Kunsthistorikerin Ingrid Schulze von 2006 gewürdigt werden[10].
Literatur
Reinhard Schmitt: Beiträge zur Baugeschichte von Dom St. Peter und Paul, Schloß Moritzburg und Kloster Posa in Zeitz (Schriften des Museums Schloß Moritzburg Zeitz). Mitteldeutscher Verlag, Halle 2008.
Annett Laube-Rosenpflanzer und Lutz Rosenpflanzer: Kirchen, Klöster, Königshöfe: vorromanische Architektur zwischen Weser und Elbe. Mitteldeutscher Verlag, Halle 2007, S. 105 ff.
Varia
Am 19. April 2020 übertrug das Kultur-Hörfunkprogramm des Mitteldeutschen Rundfunks, MDR Kultur, den katholischen Gottesdienst aus dem Zeitzer Dom per Radioverbreitung und per Internet-Stream als Direktübertragung.[11]
↑Oliver Gierens: Ein bewegtes Jahrtausend. In: Tag des Herrn, Ausgabe 13/2024 vom 31. März 2024, S. 38.
↑Ausstellung stellt Geschichte vor Augen. In: Tag des Herrn, Ausgabe 26/2013 vom 30. Juni 2013, S. 13.
↑Zeitzer Katholiken sollen würdige Erben sein. In: Tag des Herrn, Ausgabe 51/1998 vom 20. Dezember 1998, S. 17.
↑Eine Übersicht über die Gesamtheit der Ausstattungsstücke des Doms gibt Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Der Bezirk Halle. Bearbeitet von der Abteilung Forschung des Instituts für Denkmalpflege. Akademie Verlag, Berlin 1976, S. 530 f.
↑Ausführliche Informationen zur Geschichte der Orgeln auf der Website der Domgemeinde
↑Ingrid Schulze: Ritzzeichnungen von Laienhand – Zeichnungen mittelalterlicher Bildhauer und Maler? Figürliche Glockenritz-Zeichnungen vom späten 13.Jahrhundert bis zur Zeit um 1500 in Mittel- und Norddeutschland. Leipzig 2006, ISBN 978-3-939404-95-8.