Die Wuppertalbahn wurde von der Deutschen Bundesbahn zuletzt als Kursbuchstrecke 403 geführt. Auf der Wuppertalbahn ereignete sich am 27. Mai 1971 mit dem Zugunglück von Dahlerau das schwerste Eisenbahnunglück in der Geschichte der Deutschen Bundesbahn.
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden nach und nach Abschnitte der Strecke stillgelegt und überbaut. Heute ist die Wuppertalbahn nur noch auf wenigen Abschnitten befahren, die von zwei privaten Bahnunternehmen unterhalten werden. Zwischen Oberbrügge und Halver (Schleifkottenbahn) gibt es touristischen Draisinenverkehr, zwischen Wuppertal und Wilhelmsthal (Wuppertalbahn EIV) laufen Vorbereitungen für einen Museumsbahnbetrieb.
Die Wuppertalbahn wurde am 1. Februar 1886 eröffnet, als der erste Streckenabschnitt vom Eisenbahnknotenpunkt Lennep mit seinen Anschlüssen von Köln, Barmen-Elberfeld, Solingen und Gummersbach nach Krebsöge in Betrieb ging. Er wurde am 1. Dezember des gleichen Jahres bis Dahlerau verlängert. Grund für den Bau waren die gestiegenen Anforderungen an eine brauchbare Transportinfrastruktur der aufkeimenden Industrie an der Wupper (siehe Wupperortschaften). Um die drohende Standortverlagerung zu vermeiden, wurde auf Druck der ansässigen Fabrikanten und Gemeinden in Form von etlichen Eingaben von der preußischen Regierung vom 21. Mai 1883 per Gesetz der Bau dieser Eisenbahnstrecke beschlossen.
Knapp zwei Jahre später wurde die Strecke bis Barmen-Rittershausen (heute: Wuppertal-Oberbarmen) verlängert, wo nun Anschluss an die Wuppertaler Hauptstrecke der Bergisch-Märkischen Eisenbahn-Gesellschaft bestand. Ein weiteres Jahr später wurde der Streckenabschnitt Krebsöge–Radevormwald eröffnet. Damit war eine der landschaftlich reizvollsten Strecken der Region geschaffen, die von der Talsohle des Tales der Wupper bei 180 Meter auf 360 Meter in Radevormwald anstieg und mit einem Wechsel von Hanglagen, tiefen Einschnitten und Brücken auf den Reisenden einen gebirgsbahnartigen Eindruck machte.
Das Reststück bis Oberbrügge wurde am 1. Juli 1910 gleichzeitig mit der Strecke Anschlag–Wipperfürth eröffnet.[3] Weitere Bahnbaupläne wurden durch den Ersten Weltkrieg nicht mehr umgesetzt. Weit gediehen waren die Pläne, von Radevormwald über Ennepetal-Altenvoerde direkt nach Hagen zu fahren und auch von Wipperfürth Richtung Köln wurde ein Bahnbau diskutiert, der eine Eisenbahnverbindung Lüdenscheid–Anschlag–Köln ermöglicht hätte. Für den Bau der Ennepetalsperre wurde von Radevormwald eine Feldbahn eingesetzt.
Stilllegungen
Nach dem Zweiten Weltkrieg musste die Wupperbrücke in Dahlerau wieder aufgebaut werden. Als erstes wurde 1956 der Streckenabschnitt Lennep–Krebsöge (im Volksmund Krebsöger Blitz genannt) stillgelegt. Er hatte mit dem Aufkommen des Omnibus-Verkehrs an Bedeutung verloren. Eine Zugdirektverbindung erforderte ein Umsetzen in Krebsöge und war deutlich länger als die Buslinie auf der Bundesstraße 229. Hinzu kommt, dass der Krebsöger Blitz ein längeres Stück parallel zur Bundesstraße 229 verlief und so deren Ausbau behindert hätte. Der damals noch für die Industrie wichtige Güterzugverkehr konnte ohne Probleme über Wuppertal erfolgen. Wie auf vielen Nebenbahnen wurde der Zugverkehr auf der Wuppertalbahn nach deren Einführung überwiegend mit Schienenbussen durchgeführt. Schon Mitte der 1960er Jahre wurde das Mittelstück zwischen Radevormwald und Halver stillgelegt und damit die direkte Verbindung zwischen dem Bergischen Land und dem märkischen Sauerland eingestellt. Kurz vor der Stilllegung sorgte jedoch ein strenger Winter auf der Bundesstraße 229 von Radevormwald nach Halver für derartige Frostschäden, dass kurzfristig der hier schon dominierende Bahnbusverkehr (1963: 15 Buspaare, ein Zugpaar) durch Züge ersetzt werden musste.
Kurz vor Aufnahme der Geschäftstätigkeit des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR) am 1. Januar 1980 wurden der seit 1976 noch mit einem Zugpaar befahrene Teil der Wuppertalbahn 1979 wie auch zahlreiche andere Nebenbahnen (darunter in der Region: Wuppertal–Hattingen, Gevelsberg–Witten) stillgelegt. Die Deutsche Bundesbahn begründete das mit dem Bestandsschutz, den sie mit Aufnahme des Geschäftsbetriebes des VRR für bestehende Strecken abzugeben hatte, und trennte sich zuvor von angeblich unrentablen Verbindungen.
Ab dem Jahr 1982 wurde zwischen Krebsöge und Kräwinkel die Wuppertalsperre gebaut; die Bahnhöfe Krebsöge und Kräwinklerbrücke versanken im Wasser. Alternativstreckenführungen, wie bereits 1964 am Biggesee verwirklicht, wurden diskutiert, aber nicht umgesetzt. Als der Bau der Wuppertalsperre schon im Gange war, wurden auch die Gleise von Radevormwald nach Halver demontiert, so dass mit der Einstellung des Güterverkehrs 1980 und dem Abbau der Gleise bis Wilhelmsthal die Stadt den direkten Bahnanschluss verlor. Südlich der Rader Innenstadt wurde auf der Bahntrasse eine Umgehungsstraße gebaut.
Die DB stellte den Güterverkehr auf dem Abschnitt Oberbrügge–Halver 1995 ein.[4]
Bis Ende der 1990er Jahre wurden die Produkte der Papier- und Tapetenfabrik Erfurt zwischen Wuppertal-Laaken und Wuppertal-Beyenburg mit Güterzügen versandt. Ein Abrutschen des Bahndamms machte 1999 aber die nur wenige Jahre zuvor auch mit Hilfe von Zuschüssen komplett erneuerte Strecke unpassierbar. Obwohl der Schaden nur wenige Meter betraf, fand sich keine Finanzierung zur Reparatur, und so musste auch dieser Güterverkehr eingestellt werden.
Erhalt seit den 1990er Jahren
Rauental–Wilhelmstal
Im Radevormwalder Stadtteil Dahlhausen im Tal der Wupper wurde der Bahnhof Radevormwald-Dahlhausen zur Heimat des Förderverein Wupperschiene. Der Verein gründete sich 1989, um die Stichstrecke nach Wilhelmsthal für den Bahnverkehr zu erhalten.
Der Abschnitt zwischen Beyenburg und Wilhelmstal vor Krebsöge wurde im Sommer als Wuppertrail[8] mit Fahrraddraisinen befahren. Die Fischbauchbrücke über die Wupper in Beyenburg sowie weitere Brücken und Bauwerke wurden vom Förderverein Wupperschiene e. V. instand gesetzt. So wurde 2018 auch die abgerutschte Böschung zwischen Beyenburg und Laaken saniert.[9]
2020 wurden Ideen einer Reaktivierung der Wuppertalbahn zwischen Wuppertal und Radevormwald für den SPNV bekannt, für die Mittel der Regionale 2025, die im Bergischen Rheinland stattfindet, hätten möglicherweise genutzt werden können.[10] Eine dem entsprechende Machbarkeitsstudie für den Abschnitt von Wuppertal-Oberbarmen bis zur Wuppersperre, die im März 2023 vorgelegt wurde, kam jedoch zu einem negativen Ergebnis.[11]
Im Frühling 2023 gab es erstmals seit der Einstellung des Zugverkehrs im Jahre 1999 wieder einige Bedarfsverkehre, von denen einer bis zum Bahnhof Dahlhausen führte und als erster Praxistest der gelungenen Ertüchtigung der Strecke gewertet werden darf.[12] Im Sommer 2023 beschloss der Verein, ein eigenes Infrastrukturunternehmen zu gründen. Die Wuppertalbahn EIV gGmbH übernahm am 16. April 2024 die gesamte Strecke von der RSE. Der Verein strebt regulären touristischen Verkehr auf der gesamten Strecke an.[13]
Halver–Oberbrügge
Der Abschnitt zwischen Halver und Oberbrügge wurde durch die Schleifkottenbahn GmbH reaktiviert. Zunächst waren neue Formen des Güterverkehrs beabsichtigt. Als sich dies wegen fehlender Fördermittel zerschlug, wurde erwogen, einen Wander- und Radweg auf dem Abschnitt einzurichten,[14] seit 2015 wird stattdessen auch dort eine Draisinenbahn betrieben.[15]
Der Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe plante im Sommer 2020 eine Machbarkeitsstudie zur Reaktivierung der Bahnstrecke zwischen Halver und Oberbrügge,[16] von der allerdings danach nichts mehr gehört ward, so dass die Reaktivierungsbemühungen drei Jahre später auch hier als gescheitert betrachtet werden müssen.
Heutige Situation
Weite Teile der Strecke sind heute entwidmet und teilweise überbaut. Von der ehemaligen Haltestelle „Am Kreuz“ in Radevormwald verläuft heute bis hinab zur Wuppertalsperre bei Kräwinkel ein Radweg auf der sogenannten Bergerhofer Bahntrasse.
In Betrieb sind die verbliebenen Stichstrecken Halver–Oberbrügge und Rauenthal–Wilhelmsthal der privaten EisenbahninfrastrukturunternehmenSchleifkottenbahn und Wuppertalbahn. Auf der Schleifkottenbahn findet Draisinenverkehr statt, auf der Wuppertalbahn gibt es keinen regulären Verkehr. Der Draisinenverkehr ist dort seit 2023 eingeschränkt.[17]
Zeitspiegel
Eröffnungen
Am 1. Februar 1886 erfolgte die Eröffnung des Streckenabschnitts Lennep – Krebsöge, am 1. Dezember 1886 die Eröffnung des Streckenabschnitts Krebsöge – Dahlerau und am 1. November 1888 die Eröffnung des Abschnitts Dahlerau – Beyenburg. Genau ein Jahr später folgte die Eröffnung des Abschnitts Dahlerau – Radevormwald, am 3. Februar 1890 die Eröffnung des Abschnitts Beyenburg – Oberbarmen (Rittershausen). Der für längere Zeit letzte Anlass zum Feiern war am 1. Juli 1910 die Eröffnung des Abschnitts Oberbrügge – Anschlag – Wipperfürth sowie der in Anschlag abzweigenden Strecke nach Radevormwald.[3]
Ende 2000 kam es zur Genehmigung des Landes NRW für den Betrieb des Eisenbahnverkehrsunternehmens Schleifkottenbahn GmbH und den Ankauf des Streckenabschnitts Halver – Oberbrügge durch das Unternehmen. 2009 nahm die RSE den Betrieb zwischen Krebsöge und Beyenburg formal wieder auf.
Stilllegungen
Datum
Stilllegung
21. November 1956
Einstellung des Personen- und Güterverkehrs zwischen Lennep und Krebsöge
29. Juni 1960
Einstellung des Personen- und Güterverkehrs zwischen Wipperfürth und Anschlag
30. Mai 1964
Einstellung des Personenverkehrs zwischen Radevormwald und Anschlag
29. September 1968
Einstellung des Güterverkehrs zwischen Radevormwald und Halver
28. Mai 1976
Einstellung des Personenverkehrs zwischen Krebsöge und Radevormwald
28. Dezember 1979
Einstellung des Personenverkehrs zwischen Wuppertal-Oberbarmen und Krebsöge
1980
Einstellung des Güterverkehrs von Dahlhausen nach Radevormwald
1982
Demontage der Gleise von Radevormwald bis Wilhelmsthal
1989
Einstellung des Güterverkehrs zwischen Wilhelmstal und Remlingrade
1993
Einstellung des Güterverkehrs zwischen Remlingrade und Beyenburg
31. Juli 1995
Einstellung des Güterverkehrs zwischen Halver und Oberbrügge
4. Januar 1999
Einstellung des Güterverkehrs zwischen Wuppertal-Beyenburg und Wuppertal-Langerfeld
Bildergalerie
Wuppertal-Rauenthal
Bahnhof Wuppertal-Beyenburg
Bahnhof Dahlhausen (Wupper), Radevormwald
Haltepunkt Wilhelmstal, Radevormwald
Bahnhof Bergerhof, Radevormwald, im Jahr 2011, noch zu erkennen sind die ehemalige Bahnsteigkante und der Streckenverlauf
Der Bahnhof Oberbrügge vor der Reaktivierung als Haltepunkt an der Volmetalbahn
Viadukt in Dahlhausen, Radevormwald
Restaurierte „Fischbauchbrücke“ über die Wupper in Wuppertal-Beyenburg
Sascha Koch, Horst Kowalski u. a.: Eisenbahnen im Oberbergischen und die Geschichte des Bahnbetriebswerkes Dieringhausen. Galunder Verlag, Nümbrecht 2005, ISBN 3-89909-050-0.
Bernd Franco Hoffmann: Stillgelegte Bahnstrecken im Bergischen Land. Sutton-Verlag, Erfurt 2013, ISBN 978-3-95400-147-7.