William Ralph Inge besuchte von 1884 bis 1888 das Eton College und studierte von 1886 bis 1888 am King’s College der Universität Cambridge.[2] Ab 1888 wirkte er als Tutor für Latein und Griechisch am Hertford College der Universität Oxford.[2] In diesem Jahr wurde er zum Diakon der Church of England geweiht. Die einzige Pfarrstelle hatte er von 1905 bis 1907 in All Saints, Knightsbridge in London inne.[5] Von 1907 bis 1911 wirkte er als Lady Margaret professor of divinity (Professor für christliche Studien) in Cambridge.[2] 1911 wurde er Dekan der St Paul’s Cathedral in London.[2] 1934 zog er sich aus dem beruflichen Kirchendienst zurück, um freier an eigenen Buchprojekten arbeiten zu können.[2][3]
William Inge trat als hochproduktiver Autor in Erscheinung.[2] Werke wie Christian Mysticism (1899), Truth and Falsehood in Religion (1906) und Faith (1909) wurden theologische Klassiker.[2] Sein bedeutendstes Werk ist wohl The Philosophy of Plotinus (1918), eine Sammlung seiner Vorlesungen.[2] Lesenswert sind auch die Outspoken Essays, 2 Bände (1919 und 1922) und Lay Thoughts of a Dean, 2 Bände (1926 und 1931), in denen er sich auch mit politischen und Kulturthemen auseinandersetzte.[2] Diese beiden Werke brachten ihm den Ruf eines führenden Essayisten in Großbritannien ein.[2] Er wirkte bis 1946 als Kolumnist für den Evening Standard. Er wurde vor allen Dingen als Plotin- und generell als Fachmann für die Neuplatonische Philosophie bekannt.[4] Darüber hinaus forschte er intensiv im Bereich der Christlichen Mystik.
William Inge wurde als Kulturkritiker und Kritiker eines naiven Fortschrittsglaubens bekannt.[4] Diese Ansichten vertrat er unter anderem in seiner Romanes-Vorlesung 1920[6] sowie in den Kolumnen des Evening Standard.[3] Er wurde deswegen von der Presse als The Gloomy Dean (Der düstere Dekan) qualifiziert.[7] Er äußerte sich an den genannten Stellen dahingehend, dass die wunderbaren Entdeckungen der modernen Welt zwar von großem technischen Wert seien, aber keinen wirklichen Fortschritt für die menschliche Natur darstellten.[4] Nach Timothy Austen in den Gifford Lectures vertrat William Inge nicht nur elitäre Ansichten.[3] Er kritisierte die Demokratie zugunsten der Herrschaft einer gebildeten Elite.[3] Er stand sozialstaatlichen Maßnahmen kritisch gegenüber.[3] Er neigte zu eugenischen Positionen, die er für sich erst im Angesicht des diesbezüglichen Unrechtes des Nationalsozialistischen Staates teilweise relativierte.[3] In Bezug auf die Freikörperkultur vertrat er für die Zeit sehr fortschrittliche Meinungen. Er unterstützte die Veröffentlichung des Buches The New Gymnosophy: Nudity and the Modern Life von Maurice Parmelee[8] und kritisierte diejenigen Lokalpolitiker, die für ihre Strandbesucher das Tragen von Vollkörperbadeanzügen forderten.[9][10]
Ehrungen und Auszeichnungen
William Inge wurde 1918 zum Commander des Royal Victorian Order (CVO) ernannt und 1930 zum Knight Commander desselben Ordens (KCVO) erhoben.[5] Er erhielt theologische Ehrendoktorwürden der Universitäten von Oxford und Aberdeen, Literatur-Ehrendoktorwürden der Universitäten Durham und Sheffield und Rechts-Ehrendoktorwürden der Universitäten Edinburgh und St. Andrews.[5] Außerdem war er Fellow des King’s und des Jesus College in Cambridge sowie des Hertford College in Oxford.[5] 1921 wurde er zum Fellow der British Academy gewählt.[5] William Inge war dreimal für den Literaturnobelpreis nominiert worden.[11]
Literatur
William Ralph Inge. In: Der Neue Herder: Der Neue Herder (Erster Halbband: A bis L). Herder Verlag, Freiburg im Breisgau 1949, OCLC180627861, S.1845.
William Ralph Inge. In: britannica.com. Britannica, abgerufen am 17. September 2021 (englisch).
Timothy Austen: William Ralph Inge. In: Gifford Lectures (Lectures on Natural Theology). Abgerufen am 18. September 2021 (englisch).