Wichdorf wurde soweit bekannt erstmals als Uuihdorpf in einer Urkunde der Reichsabtei Hersfeld erwähnt. Was in die Zeit 949–957 datiert wird. Der Ortsname, der sich seitdem nicht grundsätzlich geändert hat, erscheint in historischen Quellen in vielfach leicht wechselnden Variationen,[1] je nach Gusto des Amtsschreibers.
Nach den im Jahre 1345 ausgestorbenen „Wackermaul“ waren bis zum Jahre 1631 die mit ihnen verwandten „Heß von Wichdorf“ die dominierenden Grundbesitzer des Dorfes.
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag, dem 9. Mai 2011, in Wichdorf 1152 Einwohner. Darunter waren 18 (1,63 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 243 Einwohner unter 18 Jahren, 513 zwischen 18 und 49, 207 zwischen 50 und 64 und 192 Einwohner waren 65 und älter.[6] Die Einwohner lebten in 474 Haushalten. Davon waren 120 Singlehaushalte, 129 Paare ohne Kinder und 189 Paare mit Kindern, sowie 33 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 78 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 333 Haushaltungen lebten keine Senioren.[6]
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[1]; Stadt Gudensberg[2]; Zensus 2011[6]
Erwerbspersonen: 175 Land- und Forstwirtschaft, 127 Produzierendes Gewerbe, 21 Handel und Verkehr, 22 Dienstleistungen und Sonstiges[1]
Politik
Der Ortsbezirk Wichdorf umfasst das Gebiet der ehemaligen Gemarkung Wichdorf. Der Ortsbeirat besteht aus neun Mitgliedern.[5] Bei der Kommunalwahl 2021 betrug die Wahlbeteiligung zur Wahl des Ortsbeirats 54,94 %. Dabei wurden gewählt: drei Mitglieder der SPD, drei Mitglieder der CDU, drei der „Freien Wählergemeinschaft Niedenstein“.[7] Der Ortsbeirat wählte Andreas Hans zum Ortsvorsteher.[2]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Evangelische Dorfkirche
Die Evangelische Kirche ist ein schlichter Saalbau von 1751 bis 1754 mit eingestelltem Turm. Sie wurde 1907 erweitert und durchgreifend umgestaltet. Bemerkenswert sind das steinerne Epitaph des Rittmeisters Daniel Wilhelm Hess von Wichdorf und seiner 1584 verstorbenen Ehefrau Maria von Harenberg sowie der vom Kasseler Bildhauer Andreas Herber geschaffene Grabstein der 1576 beim Kirchgang durch Blitzschlag getöteten Maria Wolff von Gudenberg.[8]
Die heutige Kirche hatte mindestens zwei Vorgängerbauten, wobei unklar ist, was von diesen im heutigen Bau wiederverwendet wurde. Auf den frühesten Bau aus dem 13. Jahrhundert verweisen ein 1234 belegter Pleban und ein 1319 belegter Vicepleban wie auch mehrere Grabmonumente aus dem 16. Jahrhundert. Diese wurden beim zweiten Bau in den 1660er Jahren wiederverwendet, der wohl nach den für 1627 und 1631 genannten Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges errichtet wurde und eine barocke Kanzel mit Renaissanceformen sowie ein auf 1661 datiertes Gestühl enthielt. Zwei Grabdenkmale von 1576 und 1584 wurden in den Neubau übernommen; eine Grabplatte des 1571 gestorbenen und in Rüstung dargestellten Deutschordens-Ritters Ewald von Hertingshausen wurde, nachdem man zuvor die erhabenen Teile der Darstellung abgearbeitet hatte, als Altarplatte weiterverwendet. Weitere Grabmonumente wurden zerschlagen und als Bodenbelag genutzt. In den heutigen, dritten Bau wurde der Turm des Vorgängergebäudes übernommen wie auch drei Bauinschriften und die beiden erstgenannten Grabmonumente aus dem 16. Jahrhundert. Der Altar mit der Grabplatte von 1571 wurde 1907 beim Umbau der Kirche entfernt, und der Verbleib des Grabsteins ist unbekannt.[9] Ebenso wenig auffindbar sind heute das Gestühl, die Kanzel und eine (vermutlich U-förmig umlaufende) Empore, die auf einem vor dem Umbau von 1907 entstandenen Foto dokumentiert sind.
Heimatmuseum
Das im Juni 2007 eröffnete und vom Geschichts- und Heimatverein Wichdorf betriebene „Wichdorfer Heimatmuseum“ im Obergeschoss des Bürgerhauses zeigt auf etwa 150 m² Ausstellungsfläche eine Wohnung mit alten Möbeln und Gebrauchsgegenständen, eine komplette Schusterwerkstatt sowie Exponate aus den Handwerksberufen Bäcker, Schreiner und Metzger sowie aus der Haus- und Landwirtschaft. Ebenfalls ausgestellt sind ein hölzernes Rohr der ersten Trinkwasserleitung, der Türbalken des ersten Schulhauses, die alte Kirchturmspitze, die Wetterfahne des alten Burggebäudes, sowie alte Gebietskarten, Schriftstücke und Fotos von Einwohnern, Häusern und Ereignissen aus dem Dorf. Das Museum ist jeden ersten Sonntag im Quartal von 14.00 bis 16.00 Uhr geöffnet; Sonderführungen sind auf Anfrage möglich.[10]
Vereine
In Wichdorf sind folgende Vereine und Gemeinschaften aktiv:
↑Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen in Hessen vom 14. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr.01, S.5, Punkt 8; Abs. 60. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,9MB]).
↑Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S.392.
↑ abHauptsatzung. (PDF; 129 kB) § 5. In: Webauftritt. Stadt Fritzlar, abgerufen im August 2023.