Der Lynx (englisch für Luchs) wurde von Westland Aircraft (heute AgustaWestland) konstruiert. Die Bauserien Mk.2 und Mk.4 für die französischen Streitkräfte wurden gemeinsam mit Aérospatiale produziert. Der Erstflug fand am 21. März 1971 statt; die ersten Maschinen wurden im Jahr 1977 bei der British Army in Dienst gestellt. Seit 1982 war er bei sämtlichen militärischen Konflikten Großbritanniens im Einsatz.
Im Laufe der Jahre wurden immer modernere Versionen des Lynx gebaut, die ihn auf den aktuellen Stand der Technik brachten. Der Versuch, den Lynx – ursprünglich geplant – auf dem zivilen Markt zu etablieren, hatte nur mäßigen Erfolg. Er wird hier als Sanitätshubschrauber und zum Personentransport benutzt.
Versionen
Näheres zu den Baureihenbezeichnungen findet sich in den Informationen über das Bezeichnungssystem britischer Luftfahrzeuge. Die folgenden Varianten waren für die Streitkräfte des Vereinigten Königreiches und die des französischen Juniorpartners des ursprünglichen Lynx-Programms vorgesehen:
WG.13
Prototyp
AH.Mk.1
Mehrzweckvariante, ursprünglich für das Army Air Corps der British Army, die für den taktischen Transport, Begleitschutz, Panzerabwehr, Aufklärungsmissionen und die Evakuierung von verletzten Soldaten verwendet wird. Je nach Einsatzart verfügt sie über unterschiedliche Bordausstattungen.
HT.Mk.1
Diese Version auf Basis der AH.1 war als Trainer für die Royal Air Force geplant, wurde aber nicht realisiert.
HAS.Mk.2
Bordhubschrauber, der ursprünglich für den Fleet Air Arm der britischen Royal Navy und die französische Marine nationale gebaut wurde. Der sogenannte Sea Lynx unterscheidet sich von der landgestützten Version äußerlich durch Räder anstelle von Kufen. Für die U-Boot-Jagd ist er mit Stingray-Torpedos und speziellen Sonargeräten ausgestattet. Für den Einsatz gegen Schiffe ist eine Ausrüstung mit Luft-Boden-Raketen vom Typ Sea Skua möglich, wie sie bei der Bekämpfung der irakischen Marine im Zweiten Golfkrieg sehr häufig zum Einsatz kam.
HAS.Mk.3
Modernisierte Version der HAS.Mk.2, in den 1990ern für die Royal Navy gebaut. Hiervon gibt es diverse Untervarianten.
Mk.4(FN)
Modernisierte Version der HAS.Mk.2 für Frankreich.
AH.Mk.5
Modernisierte Version der AH.1 mit stärkeren Triebwerken und Getriebe, von der lediglich zwei Exemplare fertiggestellt wurden (danach wurde bereits die Version AH.7 produziert)
AH.Mk.6
Diese Version mit Fahrwerk, klappbarem Heck und Fanghaken war für die Royal Marines geplant, wurde aber nicht realisiert.
AH.Mk.7
Letzte Armeeversion mit Kufen, mit einigen kleineren Verbesserungen im Bereich des Antriebes gegenüber der AH.Mk.5, 12 neu gebaut und 107 umgebaute AH.Mk.1, Außerdienststellung 2015[1]
HMA.Mk.8
Nochmals systemtechnisch und antriebsseitig deutlich leistungsfähigerer bordgestützter Kampfhubschrauber auf Basis des Super Lynx 100
AH.Mk.9
Der Battlefield Lynx ist die Version der britischen Armee des Super Lynx. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern für den Landeinsatz verfügt auch er nun über Räder anstatt Kufen (16 neu gebaut und 8 umgebaute AH.Mk.7)
AH.Mk.9A
Bis 2014 wurden alle 22 AH.9 unter anderem mit neuen Triebwerken CTS800-4N (mit 37 % mehr Leistung) und Vierblatt-Heckrotor ausgerüstet, was den Betrieb unter Hot-and-High-Bedingungen verbessert und die Nutzlastkapazität um eine Tonne erhöht. Der erste modernisierte Lynx AH Mk.9A für die britische Armee hatte am 16. September 2009 seinen Erstflug; die ersten vier Hubschrauber wurden am 19. Januar 2010 in Dienst gestellt.[2] Die Außerdienststellung erfolgte am 16. Januar 2018[3].
Die Exportversionen begannen ab der Baureihennummer 21; in der Regel erhielt jeder Kunde eine neue Versionsnummer. Im Folgenden ist hier nur die Baureihe für die Deutsche Marine aufgeführt:
Mk.88/Mk.88A
Die heute noch 22 deutschen Luftfahrzeuge, stationiert auf dem Fliegerhorst Nordholz, bestehen aus auf Mk.88A-Standard gebrachten Mk.88 (83+03 bis 83+19). Ursprünglich gab es 19 Mk.88, dazu kamen in einem vierten Los sieben Exemplare neu gebauter Mk.88A (83+20 bis 83+26). Die Mk.88 entsprach im Wesentlichen der HAS.Mk.2. Bis Anfang 2009 wurden die Maschinen mit neuen 12,7-mm-Maschinengewehren vom Typ M3M der belgischen Firma FN Herstal ausgerüstet, die speziell für Hubschrauber entwickelt wurden und sich durch eine große Dauerfeuerspanne von bis zu 600 Schuss auszeichnen. Im September 2014 erklärte die deutsche Marine aufgrund technischer Probleme (Risse am Heck) alle ihre 22 Mk.88 für „nicht flugklar“.[4] Seit Januar 2015 durften die Hubschrauber im eingeschränkten, seit Januar 2017 im voll umfänglichen Flugbetrieb wieder starten.[5]
Die bisher letzte Weiterentwicklung ist der vormalige „Future Lynx“, der inzwischen als AW159 „Wildcat“ bezeichnet wird. Diese nochmalige Weiterentwicklung des Hubschraubers mit vielen Änderungen – unter anderem Rolls-Royce-CTS800-4N-Triebwerke – wird als neuer Typ klassifiziert, wobei die Versionen wieder mit der Baureihe (Mark) 1 beginnen (in diesem Fall AH Mk.1).
Aufgrund der Einsatzvielfalt des Lynx sowie seiner hohen Zuverlässigkeit und Leistungsfähigkeit war er bei den Streitkräften von 14 Staaten im Einsatz.
Mit rund 180 Exemplaren war das Vereinigte Königreich der größte Nutzer des Lynx in verschiedenen Varianten. Bis 2013 waren auch an verschiedenen Stützpunkten der British Forces Germany (früher British Army of the Rhine) Lynx stationiert. Auch der britische Special Air Service nutzte die Lynx der Army für offene Einsätze als Einsatzhubschrauber neben ihrem Eurocopter Dauphin. Die letzten britischen Lynx wurden 2018 außer Dienst gestellt.
Im Jahr 1972 stellte Roy Maxam in einem Lynx WG.13 mit 331,74 km/h den Geschwindigkeits-Weltrekord über 15 und 25 km auf.
Am 11. August 1986 stellte Trevor Egginton in einem Lynx AH MK.1 der British Army mit 400,87 km/h über eine Strecke von 15 km und 25 km einen neuen Geschwindigkeits-Weltrekord für Hubschrauber auf.[8] Allerdings war der G-LYNX mit Komponenten eines Westland 'Modell 30' modifiziert. Das teilweise restaurierte Fluggerät kann im Museum of Army Flying (Middle Wallop, Hampshire) besichtigt werden.
Am 15. September 2010 wurde der Rekord durch den FlugschrauberSikorsky X2 zumindest inoffiziell[9] eingestellt. Dabei wurde eine Geschwindigkeit von 463 km/h erreicht.[10]
Am 7. Juni 2013 stellte der Eurocopter X3 (Airbus) mit einer Geschwindigkeit von 255 Knoten (472 km/h) im stabilen Horizontalflug in 10.000 Fuß (3048 m) Höhe über der südfranzösischen Stadt Istres einen neuen Rekord auf.
↑Christoph Hickmann: Marine-Hubschrauber müssen am Boden bleiben. In: Süddeutsche Zeitung. 22. September 2014, abgerufen am 22. September 2014: „Von allen 22 Bordhubschraubern des Typs Sea Lynx Mk.88A der Marine ist derzeit kein einziger „flugklar“. Das geht aus einem Dokument aus dem Verteidigungsministerium hervor, das der Süddeutschen Zeitung vorliegt. Der Ausfall beeinträchtigt auch die Beteiligung an der EU-Mission „Atalanta“ am Horn von Afrika.“