Die Welsartigen (Siluriformes) sind eine Ordnung der Knochenfische, die mit etwa 4020 Arten in ca. 500 Gattungen[1] und ca. 40 Familien weltweit hauptsächlich in Süßgewässern verbreitet ist. Einige wenige Arten aus den Familien der Kreuzwelse (Ariidae) und der Korallenwelse (Plotosidae) leben auch küstennah in den tropischen Meeren. Die einzige in Mitteleuropa heimische Art ist der zu den Echten Welsen gehörende Flusswels (Silurus glanis), auch Waller genannt, der bis zu drei Meter lang werden kann. Ähnlich groß wird der Mekong-Riesenwels (Pangasianodon gigas). Unter den Welsartigen gibt es Raubfische, Aufwuchsfresser, wie viele Harnischwelse (Loricariidae), Detrivoren, die sich von zersetzenden organischen Stoffen ernähren, und parasitisch lebende Arten wie der Candiru (Vandellia cirrhosa).
Ständig werden neue Arten entdeckt. Allein in den ersten sechs Jahren des 21. Jahrhunderts wurden 332 Arten, neun Gattungen und eine Familie neu beschrieben. Die Anzahl der bisher unbeschriebenen Arten wird auf bis zu 1750 geschätzt.[2]
Es gibt gepanzerte und schuppenlose Arten. Auffälligstes Merkmal der Welsartigen sind die mehr oder weniger langen Barteln, die in unterschiedlicher Anzahl auftreten können.
Welse haben eine große Bedeutung für den Menschen. Größere Arten werden als Speisefische gefangen oder gezüchtet, viele kleinere Arten sind beliebte Aquarienfische.
Die rezenten Welsartigen leben in Süß- und Küstengewässern aller Kontinente, mit Ausnahme der Antarktis.[3] Im tropischen Südamerika, in Afrika und in Asien ist ihre Diversität am höchsten.[4] Mehr als die Hälfte der Arten kommt aus Amerika. Die Welsartigen sind die einzigen Ostariophysi, die Süßwasserlebensräume in Madagaskar, Australien und Neuguinea besiedelt haben.[5] Sie bewohnen Süßgewässer aller Art, hauptsächlich aber flache Fließgewässer.[5] Unter den Fischen gehören die Welse zu den erfolgreichsten Höhlenkolonisatoren. Repräsentanten aus mindestens acht Familien sind Höhlenbewohner.[6][7] Einige Arten der Bratpfannen- und Banjowelse (Aspredinidae) und der Stachelwelse (Bagridae) leben auch im Brackwasser, zahlreiche Arten der Kreuzwelse (Ariidae) und der Korallenwelse (Plotosidae) sogar vorwiegend im küstennahen Meer.[8][9]
Merkmale
Die Haut ist schuppenlos und bei manchen Arten gepanzert. Das Maul ist von Barteln umgeben, die als Geschmacks- und Tastorgane dienen. Es ist in der Regel unterständig, das heißt die Mundöffnung ist nach unten gerichtet; diese Form des Maules eignet sich ideal zur Nahrungsaufnahme vom Boden. Viele Welse besitzen Dornen, die sich unmittelbar vor den Brustflossen und der Rückenflosse befinden. Bei diesen Dornen handelt es sich um versteifte Flossenstrahlen. Sie dienen dazu, das Verschlucken des Fisches durch ein Raubtier zu erschweren, indem sie ausgefahren werden, um den Fisch so sperriger zu machen. Welse sind eng mit den Neuwelt-Messerfischen (Gymnotiformes) verwandt.
Die meisten Welse sind an eine benthische Lebensweise angepasst. Normalerweise sind sie wegen der reduzierten Schwimmblase und des großen Kopfes schwerer als Wasser. Welse haben eine Vielzahl an Körperformen, meistens einen zylindrischen Körper mit einem flachen Kopf, um das Fressen vom Bodengrund zu ermöglichen. Das Maul ist meist sehr groß. Beute wird eher im ganzen verschluckt als zerbissen. Einige Familien, vor allem die Harnischwelse (Loricariidae) und die Astroblepidae, haben jedoch ein Saugmaul, das es ihnen sowohl ermöglicht, Aufwuchsnahrung abzuraspeln, als auch, sich in schnell fließendem Wasser an Steinen oder Holz festzuhalten. Das Maul der Welse ist nicht, wie das vieler Karpfenfische, vorstreckbar. Bei vielen Arten betreiben die Männchen Brutpflege.[5]
Zu den Welsartigen gehören 40 Familien, 490 Gattungen und 3730 Arten.[3] Welse stellen damit über zehn Prozent aller Fischarten. Im Folgenden wird ein Kladogramm sowie eine weitgehend nach diesem Kladogramm erstellte aktuelle Systematik vorgestellt:
In diesem Kladogramm fehlen sechs Familien und die Gattung Conorhynchos, die bisher keiner Familie zugeordnet wurde. Conorhynchos gehört zusammen mit den Heptapteridae und den Phreatobiidae in die Verwandtschaft der Antennenwelse (Überfamilie Pimelodoidea). Die Familie Anchariidae ist nah mit den Kreuzwelsen verwandt, die Flusswelse (Akysidae) und die Erethistidae sind Verwandte der Gebirgswelse (Überfamilie Sisoroidea) und die Lacantuniidae gehören zur Big Africa-Klade, obwohl Lacantunia enigmatica, die einzige Art der Familie, in Mittelamerika vorkommt.
↑ abFrederic D.B. Schedel, Albert Chakona, Brian L. Sidlauskas, Michael O. Popoola, Nadine Usimesa Wingi, Dirk Neumann, Emmanuel J.W.M.N. Vreven, Ulrich K. Schliewen: New phylogenetic insights into the African catfish families Mochokidae and Austroglanididae. Journal of Fish Biology, Februar 2022. doi: 10.1111/jfb.15014
↑ abJ. P. Sullivan, J. G. Lundberg, M. Hardman: A phylogenetic analysis of the major groups of catfishes (Teleostei: Siluriformes) using rag1 and rag2 nuclear gene sequences. In: Mol Phylogenet Evol. Band41, Nr.3, 2006, S.636–662, doi:10.1016/j.ympev.2006.05.044.
↑ abcJoseph S. Nelson, Terry C. Grande, Mark V. H. Wilson: Fishes of the World. John Wiley & Sons, 2016, ISBN 978-1-118-34233-6.
↑ abcMichael N. Bruton: Alternative life-history strategies of catfishes. In: Aquat. Living Resour. Band9, 1996, S.35–41, doi:10.1051/alr:1996040.
↑Thomas G. Langecker, Glenn Longley: Morphological Adaptations of the Texas Blind Catfishes Trogloglanis pattersoni and Satan eurystomus (Siluriformes: Ictaluridae) to Their Underground Environment. In: Copeia. Band1993, 1993, S.976–986, doi:10.2307/1447075.
↑Dean A. Hendrickson, Jean K. Krejca, Juan Manuel Rodríguez Martinez: Mexican blindcats genus Prietella (Siluriformes: Ictaluridae): an overview of recent explorations. In: Environmental Biology of Fishes. Band62, 2001, S.315–337, doi:10.1023/A:1011808805094.