Weißenkirchen im Attergau liegt auf rund 650 m Höhe im Hausruckviertel.
Die Ausdehnung beträgt von Nord nach Süd 6,4 km, von West nach Ost 6,4 km. Die Gesamtfläche beträgt 26,7 km², 53,9 % der Fläche sind bewaldet, 41,9 % der Fläche sind landwirtschaftlich genutzt.
Gemeindegliederung
Das Gemeindegebiet umfasst folgende Ortschaften (in Klammern Einwohnerzahl Stand 1. Jänner 2024):[1]
Einziger Zählsprengel für die ganze Gemeinde ist Weißenkirchen i. Attergau.
Die Ortschaft Schwaigern (auch Teil von Pöndorf) wurde 2009 abgeschafft, und durch Vöcklatal ersetzt, Angern (vorher Teil von Giga) wurde neu eingeführt.[2]
Das Gebiet um Weißenkirchen wurde im 6. Jahrhundert von den Baiern besiedelt. Sie rodeten die Wälder und machten das Land fruchtbar.
Mehrere echte -ing-Namen (Witzmaning, Hipping) in der Gegend nördlich von Weißenkirchen belegen, dass das Gemeindegebiet schon im Frühmittelalter besiedelt wurde. Weitere Ortsnamen (Rodungsnamen: Röth, Reittern) weisen darauf hin, dass im Hochmittelalter (11./12. Jahrhundert) der Siedlungsraum durch Rodungen erweitert wurde.
Ursprünglich hieß die Ortslage St. Margarethen am Walde. Erst im 15. Jahrhundert erscheint die heutigen Ortsbezeichnung Weißenkirchen, die darauf hinweist, dass man eine frühere Holzkirche durch einen Steinbau ersetzte, und der Ort primär eine Ansiedlung um diese war.
Einer Sage nach sollte die Kirche ursprünglich auf einem anderen Platz in Tuttingen erbaut werden. Nachdem das Baumaterial aber zu wiederholtem Male auf wundersame Weise von dort auf die Bergeshöhe gebracht worden war, baute man die Kirche an der heutigen Stelle auf.
In der Barockzeit, als das Wallfahrtswesen im Zuge der Gegenreformation einen neuen Aufschwung erlebte, kam es auch in Weißenkirchen zu einer Wallfahrt zum hl. Leonhard, dem zweiten Kirchenpatron. 1711 wird zum Beispiel in einer Kirchenrechnung der Pfarre St. Georgen erwähnt, man habe zur Abwendung einer Viehseuche eine Prozession nach St. Margarethen abgehalten. Der sogenannte Leonhardi-Ritt entstand in dieser Zeit, wurde aber im Zuge des Wallfahrtsverbotes durch Joseph II. (1765–1790) eingestellt und erst 1924 wieder erneuert.
Im Jahr 1777 wurde Weißenkirchen mit der Loslösung von der Mutterpfarre St. Georgen eine eigene Pfarre. Die politische Gemeinde Weißenkirchen entstand 1851 (Schaffung der Ortsgemeinden1848/49) und bestand wie heute aus den Katastralgemeinden Weißenkirchen und Freudenthal.
Einwohnerentwicklung
1991 hatte die Gemeinde laut Volkszählung 921 Einwohner, 2001 dann 964 Einwohner.
Glashütte Freudenthal: Die Glashütte des Freudenthaler Glases befand sich von 1716 bis 1942 im waldreichen Talschluss des Sprenzlbaches. Der letzte Besitzer war Theodor Freiherr von Stimpfl-Abele. Im Laufe der Zeit wurde eine breite Palette von Produkten erzeugt, und in die meisten Länder der Donaumonarchie abgesetzt. Nach einem Brand und anschließendem Neuaufbau wurden nur noch Medizin- und Apothekengläser hergestellt. Nach Absatzschwierigkeiten in der Zeit der Weltwirtschaftskrise und dem Einsturz des Fabrikdaches im strengen Winter 1942 wurde die Produktion nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr aufgenommen. Im Sommer 1999 wurde in der Gemeinde das Museum „Freudenthaler Glas“[3] eröffnet, welches Exponate aus der ehemaligen Produktion zeigt.
Der Leonhardiritt wird einmal jährlich in Weißenkirchen im Attergau durchgeführt. Vereine und Privatpersonen nehmen mit geschmückten Pferdekutschen und Pferden teil. Anschließend zur Feldmesse und Pferdesegnung finden Reiterspiele wie das Kranzlstechen, Kutschenvorführungen und Fasslschlagen statt.[4]
Wirtschaft und Infrastruktur
Im Jahr 2010 bewirtschafteten 79 landwirtschaftliche Betriebe eine Fläche von 1700 Hektar. Im Produktionssektor waren 86 Erwerbstätige beschäftigt, 85 davon arbeiteten im Bereich Herstellung von Waren. Im schwach ausgeprägten Dienstleistungssektor waren 20 der 45 Erwerbstätigen im Bereich soziale und öffentliche Diente beschäftigt.[5]
Von den 480 Erwerbstätigen, die 2011 in Weißenkirchen lebten, arbeiteten 158 in der Gemeinde, drei Viertel pendelten aus.[6]
Fremdenverkehr
Weißenkirchen gehört zum Regionalverband Ferienregion Attergau als Teil des Salzkammerguts. Dem Tourismusverband Attergau (St. Georgen/Straß/Berg)[7] ist Weißenkirchen mit einem eigenen Verband assoziiert. In den Jahren 2012 bis 2021 lag die Anzahl der jährlichen Übernachtungen zwischen 300 und 1800.[8]
Verkehr
Eisenbahn: Die Westbahn verläuft nördlich des Gemeindegebietes. Der nächste Bahnhof befindet sich in Frankenmarkt.
Straße: Die einzige Straßenverbindung ist die Landesstraße L1283. Diese verbindet die Gemeinde mit Frankenmarkt im Norden und St. Georgen im Attergau im Osten.
seit 2024 Josef Rauchenzauner (ÖVP; führte als Vizebürgermeister bereits ab September 2023 interimistisch die Amtsgeschäfte)[12]
Wappen
Blasonierung: „Durch eine silberne Wellenleiste, darin eine schwarze Glasmacherpfeife, schräglinks geteilt; oben in Grün eine silberne Margeritenblüte mit goldenem Butzen, unten in Rot ein silbernes, schräglinks gelegtes Hufeisen.“
Die Gemeindefarben sind Grün-Weiß-Grün.
Das Gemeindewappen wurde 1979 von der oberösterreichischen Landesregierung verliehen. Die Margerite bezieht sich auf die Pfarrpatronin, die hl. Margaretha, das Glasbläserwerkzeug auf die Glashütte Freudenthal. Das Hufeisen steht für den traditionellen Leonhardiritt, die Wellenleiste symbolisiert die durch das Gemeindegebiet fließende Freudenthaler Ache.[13]
Persönlichkeiten
Josef Lohninger (1866–1926): Von großer Bedeutung für die Erforschung der Geschichte des Attergaues ist der in Weißenkirchen geborene Prälat. Unter dem Pseudonym Dr. J. L. Atergovius veröffentlichte er 1913 Die Pfarrkirche St. Georgen im Attergau. Blätter zur Geschichte des Atergaues. Nach einer Tätigkeit als Seelsorger in Unterach wurde er 1902 zum Rektor des Deutschen Nationalinstitutes Santa Maria dell’Anima in Rom ernannt. Seinen Lebensabend verbrachte er wiederum in Weißenkirchen, wo er sich in der Nähe seines Geburtshauses ein Landhaus nach dem Muster einer römischen Landvilla errichten ließ (Atriumshaus).
Literatur
Naturraumkartierung Oberösterreich. Landschaftserhebung Gemeinde Weißenkirchen im Attergau. Endbericht. Gutachten Naturschutzabteilung Oberösterreich. 2005, S. 1–83 (zobodat.at [PDF]).
↑Per 1. Januar 2009, mit Statistik Austria: Ortsliste. Ausgegeben 19. Dezember 2008; Angabe nach Umweltbundesamt: Änderungsverzeichnis – 2162: Österreichische Ortschaften. 12.