Walter Lwowski

Walter Lwowski (* 14. Januar 1882 in Halle (Saale); † 29. Juli 1963 in Mülheim an der Ruhr) war ein deutscher Eisenhütten-Ingenieur.[1]

Leben

Lwowski, Sohn des Maschinenfabrikanten Victor Lwowski und Bruder Hermann Lwowskis, studierte Maschinenbau an der Technischen Hochschule Hannover und der Bergakademie Berlin und promovierte 1921 zum Dr.-Ing. Er gehörte 1910 zu den Mitbegründern des ingenieurwissenschaftlichen Nachschlagewerks „Eisenhütte. Taschenbuch für Eisenhüttenleute“[1] und war bis 1961 langjähriger Mitarbeiter des Standardwerks „Hütte – Des Ingenieurs Taschenbuch“. Von 1906 bis 1913 war er Konstrukteur und Walzwerksingenieur in verschiedenen Betrieben, anschließend Walzwerkschef der Hüstener Gewerkschaft in Hüsten.[1]

Berufliche Tätigkeit in Japan

Ab 1921 zum Aufbau eines Weißblechwalzwerkes beim Unternehmen Nitto Seiko (Nitto Steel) in Kawasaki (Präfektur Kanagawa) tätig, übernahm Lwowski ab Herbst 1922 bei den Kaiserlich Japanischen Stahlwerken in Yawata die Position des Walzwerksdirektors. In dieser Zeit fungierte er unter anderem als Experte für weitere japanische Walzwerke wie die Kawasaki-Werft in Kōbe, wo er als Gutachter für verschiedene Betriebe der Werft und als Sachverständiger für große Neubauten gefragt war.

1924/1925 erstellte Lwowski im Auftrag des japanischen Ministeriums für Landwirtschaft und Handel einen Bericht zur Lage der japanischen Industrie, insbesondere der Eisenindustrie. Als Experte für Walzanlagen hielt er Vortragsveranstaltungen unter anderem in Tokyo und an der Universität Tōhoku in Sendai.

Lwowski erwarb sich große Verdienste um die Weißblechherstellung in Japan.[1][2][3]

Tätigkeit in Europa

Nach einer Studienreise durch die nordamerikanische Eisenhüttenindustrie (1926) kehrte Lwowski nach Europa zurück und wurde Betriebsdirektor des Walzwerks der Friedrich-Alfred-Hütte (Hüttenwerk Rheinhausen).

Von 1932 bis 1946 war Lwowski Direktor der Friedrich-Alfred-Hütte und gehörte ab 1943 dem Krupp-Direktorium als stellvertretendes Mitglied an.[1] [2] [3]

Lwowski errichtete 1932 in der Friedrich-Alfred-Hütte die erste vollkontinuierliche Halbzeugstraße in Deutschland.

Nach Entlassung aus einem US-amerikanischen Internierungslager war Lwowski von 1946 bis 1961 als beratender Ingenieur für deutsche Hüttenwerke tätig.[2] [3]

Schriften

  • Untersuchungen über das Schicksal der Hüstener Gewerkschaft. Dissertation, Berlin 1921.
  • Kampf um den Fortschritt und seine Lehre. In: Stahl und Eisen 63. Jahrgang 1943, S. 451.

Literatur und Quellen

  • Geschichte der Präfektur Fukuoka – Dokumente der Neuzeit, Dokumente zum „Kaiserlich Japanischen Stahlwerk“ in Yawata. Band 1, Fukuoka 1995; Band 2, Fukuoka 1998.
  • Josef Kreiner, Regine Mathias: Deutschland – Japan in der Zwischenkriegszeit. In: Studium Universale Band 12 (Schriftenreihe Universität Bonn), Bouvier Verlag, Bonn 1990.
  • Stahl und Eisen – Zeitschrift für das Deutschen Eisenhüttenwesen, 83. Jahrgang 1963, Heft 24, S. 1604 (Nachruf).
  • Susanne Lwowski: Unsere Erinnerungen an Japan. Briefe aus den Jahren 1921–1926. Privatdruck, 1940.
  • Nippon. Zeitschrift für Japanologie. Berlin und Tokyo 1936, Heft 2.
  • Bericht der Deutschen Botschaft Tokyo an das Auswärtige Amt Berlin, 10. Juni 1926. Tokyo 1926.
  • Bericht der Deutschen Botschaft Tokyo an den Aufsichtsratsvorsitzenden von Krupp, Gustav Krupp von Bohlen und Halbach, 5. April 1926. Tokyo 1926.
  • Uwe Kessler: Zur Geschichte des Managements bei Krupp. Von den Unternehmensanfängen bis zur Auflösung der Fried. Krupp AG (1811–1943). Franz Steiner Verlag, Stuttgart 1995, ISBN 3-515-06486-9

Einzelnachweise

  1. a b c d e Deutsche Biographische Enzyklopädie - Online Edition, München und Leipzig 2008. Dok-ID: 6-6156 und 6-6159. Stand 11. März 2008.
  2. a b c Fritz Pudor, Walther Däbritz: Lebensbilder aus dem rheinisch-westfälischen Industriegebiet. Jg. 1962-1967. Baden-Baden 1977.
  3. a b c Wolfhard Weber: Rheinisch-Westfälische Wirtschaftsbiographien. Ingenieure im Ruhrgebiet. Band 17. Aschendorff Verlag, Münster 1999, ISBN 3-402-06753-6.

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