Nach der in den Jahren 2008–2009 errichteten Ortsumgehung des Kernorts Vechelde, liegt Wahle unmittelbar an der Bundesstraße 1 und dem Vechelder Gewerbegebiet Nord und schließt damit direkt an den Kernort an. Die nächste Bahnstation befindet sich in Vechelde an der Strecke Hannover–Braunschweig–Magdeburg–Berlin.
Die erste urkundliche Erwähnung des Dorfes Wahle erfolgte im Jahr 1141 als „Walede“[2], später erschien es als „Welethe“ (1181)[3], „Maior Woeledhe“ (1258) und „Wolde“ (1369). Neben Wahle ist auch ein Dorf „Walethe Minor“ (1226) oder „Lutteken Wolde“ (1344; beide Namen bedeuten „Klein Wahle“) belegt.[4] Als Klein Wahle in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts aufgegeben wurde und „wüst“ fiel, ließen sich die Einwohner in Wahle nieder und bewirtschafteten ihre Fluren von dort aus weiter. Es ist möglich, dass Wahle um 1400 weitere Bauern aus Vechelde aufnahm, nachdem Burg und Dorf Vechelde im Jahr 1392 an die Stadt Braunschweig verpfändet worden waren.[5]
Das Patronatsrecht der Dorfkirche St. Martini unterstand zunächst dem Braunschweiger Cyriakusstift. Anfang des 14. Jahrhunderts wurde das Dorf dem ArchidiakonatSchmedenstedt angeschlossen. Die Pfarre vergab weiterhin der Dekan des Cyriakusstifts.[6]
Im Jahr 1618 wurde nordöstlich des Dorfes eine Mineralquelle entdeckt, die für kurze Zeit als Gesundbrunnen erschlossen und betrieben wurde. Die Quelle verlandete bereits wieder während des Verlaufs des Dreißigjährigen Krieges. In den 1720er Jahren untersuchte der Braunschweiger Stadtphysikus Rudolph August Behrens, Leibarzt des Herzogs August Wilhelm von Braunschweig-Wolfenbüttel, die Heilwirkung der Mineralquelle. Die Quelle blieb jedoch ungenutzt.[7][8][9]
Wahles Zuordnung zum Landkreis Braunschweig endete im Jahr 1974 im Zuge der Gebietsreform Niedersachsens. Am 1. März 1974 wurde Wahle in die Gemeinde Vechelde eingegliedert.[11] In den vergangenen Jahrzehnten hat der Ort begonnen, sich durch Eigenheime und Siedlungshäuser, nach Süden auch durch Gewerbegebiete zu erweitern.
Blasonierung: „In Gold eine gestürzte blaue Wellenspitze, darin ein goldener Mühlstein.“[14]
Wappenbegründung: Wahle ist einst ein Kurort gewesen. 1618 ereignete sich ein Erdfall, aus dem kaltes, aber heilkräftiges Wasser emporstieg, das im Wappen durch die Wellenspitze nach oben sprudelt. Die Heilquelle versiegte leider wieder im 17. Jahrhundert. Der Mühlstein erinnert an den ersten urkundlich nachweisbaren Einwohner Wahles, an den Müller Johann. Er wurde 1313 vom Braunschweiger Johanniterorden mit einer Wasser- und einer Windmühle belehnt. Erstere arbeitete bis ins 16. Jahrhundert, letztere war noch 1783 in Betrieb. Der Ort gehörte seit 1203 ständig zum Kerngebiet des Landes Braunschweig und war bis 1974 eine selbständige Gemeinde im Landkreis Braunschweig, was die blau-goldenen Farben bekräftigen.
Das Wappen wurde vom HeraldikerArnold Rabbow gestaltet und am 3. Dezember 1981 vom Ortsrat einstimmig angenommen.
Die St.-Martini-Kirche wurde im Jahre 1494 im romanisch-gotischen Stil errichtet.
Ortsblick
Altes Gasthaus
St.-Martini-Kirche
Kriegerdenkmal
Persönlichkeiten
Christian Oberhey (1818–1905), evangelisch-lutherischer Theologe und Hymnologe
Alfred Treptow (1902–1962), evangelisch-lutherischer Pfarrer und Schriftsteller
Max Witte (1909–1955), evangelisch-lutherischer Theologe
Literatur
Wilhelm Bornstedt: Der 1618 entstandene Braunschweiger Gesundbrunnen zu Wahle und die Wahler Kirche. In: Denkmalpflege und Kreisgeschichte. Band 4, Verlag Landkreis Braunschweig, Braunschweig 1966.
Hermann Adolf Lüntzel: Die ältere Diöcese Hildesheim. Gerstenberg, Hildesheim 1837 (Digitalisat).
↑Einwohnerzahlen. In: Internetseite der Gemeinde Vechelde. 31. Januar 2024, abgerufen am 27. Februar 2024.
↑Richard Andrée: Braunschweiger Volkskunde. Zweite Auflage, Verlag Friedrich Vieweg und Sohn, Braunschweig 1901.
↑Reinhold Möller: Dentalsuffixe in niedersächsischen Siedlungs- und Flurnamen in Zeugnissen vor dem Jahre 1200. In: Beiträge zur Namenforschung. Band 43, Verlag Winter, Heidelberg 1992, ISBN 3-533-04577-3.
↑Hans Friedrich Sudendorf: Urkundenbuch zur Geschichte der Herzöge von Braunschweig und Lüneburg und ihrer Lande. Band 2, Verlag Carl Rümpler, Hannover 1860.
↑C. Venturini: Das Herzogthum Braunschweig in seiner vormaligen und gegenwar̈tigen Beschaffenheit. Verlag C. G. Fleckeisen, Helmstedt 1847, S. 186.
↑Rudolph August Behrens: Examen aquarum mineralium Fürstenauiens et Vechteldensium. Helmstedt 1724.
↑Rudolph August Behrens: Untersuchung der Mineralischen Wasser zu Fürstenau und Vechtelde. Braunschweig 1725.
↑C. Venturini: Das Herzogthum Braunschweig in seiner vormaligen und gegenwar̈tigen Beschaffenheit. Verlag C. G. Fleckeisen, Helmstedt 1847, S. 189.
↑Georg Hassel: Geographisch-statistische Beschreibung der Fürstenthümer Wolfenbüttel und Blankenburg. Friedrich Bernhard Culemann, Braunschweig 1802 (Digitalisat).
↑Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S.268.
↑Arnold Rabbow: Neues Braunschweigisches Wappenbuch. Die Wappen der Gemeinden und Ortsteile in den Stadt- und Landkreisen Braunschweig, Gifhorn, Goslar, Helmstedt, Peine, Salzgitter, Wolfenbüttel, Wolfsburg. Hrsg.: Braunschweiger Zeitung, Salzgitter Zeitung und Wolfsburger Nachrichten. Joh. Heinr. Meyer Verlag, Braunschweig 2003, S.154.