Vogt ist wie das gesamte Umland römisch-katholisch geprägt, hat aber auch eine große, aktive evangelische Gemeinde.
Römisch-Katholisch
Die Gemeinde ist Sitz der Pfarrei St. Anna. Sie gehört zum 2007 gebildeten Dekanat Allgäu-Oberschwaben im Bistum Rottenburg. Obwohl die Gemeinde Karsee bis 1952 Ortsteil von Vogt war, gehörte Vogt kirchlich bis 1808[2] als Kaplanei (Filialpfarrei) zur Pfarrei Karsee. Die um das Jahr 1500 auf der Gemarkung des GutshofsStüber vorm Wald (die heutige, markante Allgäu-Apotheke) gebaute Kapelle wurde 1808 zur Pfarrkirche geweiht.[2] Durch den Reichsdeputationshauptschluss von 1803 wurden Kirchen und Klöster im Rahmen der Säkularisation durch den Staat enteignet. 1833 erfolgte der Abriss der nun viel zu klein gewordene Kapelle,[2] an ihrer Stelle wurde die heutige Pfarrkirche St. Anna im Finanzkammerstil[2] (also finanziert vom damaligen Königreich Württemberg) in vierjähriger Bauzeit erbaut. In der Amtszeit von Pfarrer Maximilian Hess wurde sie 1977/78 grundlegend modernisiert. Entgegen dem damaligen Trend des Zweiten Vatikanischen Konzils zur umfassenden Modernisierung wurde der Hochaltar auf Wirken der Denkmalbehörde[2] weitgehend belassen und im Wesentlichen nur nach hinten an die Wand gerückt. Der damit im Chorraum gewonnene Platz wurde für einen zusätzlichen Altartisch genutzt, ein Volksaltar moderner Bauart. Dieser Altartisch ist der modernen Liturgieregel folgend zum Hauptschiff der Kirche, somit also der Kirchengemeinde zugewandt und dem Stil der vorhandenen Altare nachempfunden. Die Kanzel wurde in Vogt, anders als in vielen Kirchen, in denen dem – damaligen Zeitgeist folgend – die Kanzeln abgebaut wurden, ebenso wie die beiden Seitenaltare belassen, sie ist aber auch aus liturgischen Gründen nicht mehr in Gebrauch. Die Liturgiereform und die Installation moderner Beschallungsanlagen machte die erhöhte Position von Kanzeln nicht mehr notwendig. Mehrere wesentliche Ziele dieser Reform wurden umgesetzt: Die Sprache wurde von Latein auf Deutsch umgestellt und der Pfarrer gestaltete den Gottesdienst nun der Gemeinde auf Augenhöhe zugewandt. Im Rückblick wird in der Gemeinde die damalige Modernisierung allgemein als „sehr gelungener Kompromiss“ aus baulichem Bestand und Forderung der modernen Liturgieordnung bezeichnet.
Die Verlegung des verkehrstechnisch ungünstigen Seiteneingangs von der Kirchstraße an die Nord-Westseite mit neuem großzügigem Eingangsbereich, Heizungsmodernisierung, Umstellung des Geläuts auf Funkuhr, ein neuer Sakristeianbau, Orgel- und Chorgestaltung erfolgten dabei ebenfalls. Die Gestaltung der Nordhofs der Kirche, eine bauliche Öffnung des Soldatendenkmals am östlichen Ende der Kirche (ein zusätzliches, zweites Kriegerdenkmal wurde Mitte der 1980er Jahre auf dem neuen Waldfriedhof geschaffen), Verkehrsberuhigung der Kirchstraße und Modernisierung sowie Umnutzung des im Jahre 1777[2] erbauten historischen Pfarrhauses waren Teil einer gesamten Dorfmodernisierung in Abstimmung mit der Gemeindeverwaltung Vogt.
Evangelisch
Die 1899 begründete evangelische Kirchengemeinde Vogt war lange eine Filialgemeinde der Kirchengemeinde Atzenweiler und ist seit 2003 selbständig. Die Diaspora-Gemeinde gehört zum Dekanat Ravensburg und hat 860 Gemeindeglieder (Stand 2005).
Der Gemeinderat setzt sich zusammen aus dem Bürgermeister, der den Vorsitz führt, und 14 in der Kommunalwahl vom 9. Juni 2024 gewählten ehrenamtlichen Bürgern. Bei den 3691 Wahlberechtigten lag die Wahlbeteiligung bei 64,6 %. Die Sitze wurden wie folgt verteilt[3]:
Bis 2002 war Gernold Wassmer Bürgermeister in Vogt. Für seine Nachfolge bewarben sich acht Personen, bemerkenswert deshalb, weil in vielen Gemeinden geeignete Bewerber fehlen. Peter Smigoc wurde im zweiten Wahlgang für seine erste achtjährige Amtszeit gewählt. Im Oktober 2010 wurde er mit 98,2 % der gültigen Stimmen für weitere acht Jahre bestätigt, 2018 zum dritten Mal.
Wappen
Blasonierung: „In Schwarz ein steigendes goldenes (gelbes) Ross mit rotem Zaumzeug, auf dem ein bärtiger Mann mit goldenem (gelbem) Gewand und Hut sowie roten Stulpenstiefeln (Vogt) reitet.“[4]
Wappenbegründung: Nach dem Zweiten Weltkrieg verwendete das Bürgermeisteramt Vogt einen Farbdruckstempel, dessen nicht heraldisch aufgefasstes Bild Jesus Christus als den Guten Hirten zeigte. Seit 1949 bemühte sich die Gemeinde um die Gestaltung eines Wappens. Dabei wählte sie als Wappenfigur den reitenden Vogt aus, der als „redender Hinweis“ auf den Gemeindenamen verstanden wird und zugleich daran erinnern soll, dass die Oberhoheit über das Gemeindegebiet früher vorwiegend der Landvogtei Schwaben zukam. Am 22. Februar 1951 hat das Innenministerium Württemberg-Hohenzollern dieses Wappen verliehen.
Bei einer Verwaltungsreform des Landes wurden die Polizeistationen Waldburg, Wolfegg und Kißlegg in Vogt zusammengezogen. Der 2004 geschaffene Polizeiposten Vogt ist für sieben Gemeinden mit rund 30.000 Einwohnern zuständig, 2007 erfolgte der Umzug in den Neubau in der Wolfegger Straße[5].
Bildung
Vogt verfügt über drei Kindergärten und einen Waldkindergarten, eine Grundschule und eine Niederlassung der Gemeinschaftsschule Waldburg-Vogt. Die Volkshochschule Vogt (VHS) hat ihren organisatorischen Sitz im Rathaus, ist als „Außenstelle Vogt“ Teil der VHS Ravensburg e. V.[6] und nutzt die Räume der öffentlichen Schulen in Vogt.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
Das Rittergut Mosisgreut ist ein Jagdschloss mit mittelalterlichem Vorgängerbau aus dem 16. Jahrhundert und liegt in einem Landschaftsschutzgebiet. Eine originalgetreue Restaurierung erfolgte zwischen 2005 und 2008. Das Jagdschloss ist umgeben von einem historischen Gebäudeensemble: Innenhof mit neugotischem Ostflügel, ehemaliges Ziegelei-, Käsereigebäude, zweigeschossiges Ökonomiegebäude aus Granitsteinblöcken, Burggraben mit Natursteinbrücke sowie eine gotische Kapelle. Zu deren originärer Ausstattung zählt ein Altar, den Theodor Schnell der Ältere geschaffen hat. Im Jahr 2012 wurde den Eigentümern für die denkmalgerechte Sanierung des Hauptgebäudes der Denkmalschutzpreis Baden-Württemberg zuerkannt.
Vogt. Das Tor zum Allgäu. Bilder aus alten Tagen. Geiger, Horb am Neckar 1984
Svenja Hecklau, Gemeinde Vogt, Kath. Kirchengemeinde, Ev. Kirchengemeinde (Hrsg.): Heimatbuch Vogt. Geschichte und Geschichten. Gemeinde, Vogt 2008, ISBN 978-3-00-025080-4 (umfangreiches Buch zu Geschichte, Besiedlung, Landwirtschaft und Industrie, Kirchen-, Schul-, Sozial- und Vereinswesen)
Vogt. In: Johann Daniel Georg von Memminger (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Ravensburg (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band12). Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart / Tübingen 1836, S.227–232 (Volltext [Wikisource]).
Weblinks
Commons: Vogt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien