Dieser Artikel behandelt den Begriff Virtuose. Zur 1865 erschienenen Bildergeschichte von Wilhelm Busch siehe Der Virtuos.
Ein Virtuose ist ein Musiker, der seine Musikalität und sein besonderes Talent durch meisterhaftes technisches Können bis zur Perfektion entwickelt hat.
Das Wort, das heute in erster Linie für Instrumental- oder Gesangsolisten, die über eine außerordentliche technische Meisterschaft verfügen, verwendet wird, gelangte vom Lateinischen (virtus = Tugend, Tüchtigkeit) über das Italienische (virtuoso = fähig) ins Deutsche. Es bezeichnet allgemein das besonders geschickte oder meisterliche Ausführen bestimmter Tätigkeiten, das jedoch meist mit einem gewissen Wagnis verbunden ist und damit die Bewunderung der Zuschauer hervorruft. Der Musikwissenschaftler Günter Oesterle beschreibt Virtuosität als „permanente Überbietung“ des durch Nachahmung Erlernten.[1]Musik wird zumeist als virtuos bezeichnet, wenn sie hohe Anforderungen an die technischen Fähigkeiten des Spielers stellt, z. B. hohes Spieltempo, schwierige Akkorde, große Sprünge, volles Ausnutzen des Tonumfanges.
In der jüngeren Sprachentwicklung wurde die Bezeichnung von der Musik auf vielfältige andere Lebens- und Arbeitsbereiche übertragen: Man kann von „virtuosen Köchen“ ebenso sprechen wie von „Virtuosen an der Computertastatur“. Ein Virtuose hat seine Fähigkeiten bis zur Meisterschaft entwickelt.
Das Adjektiv „virtuos“ wird je nach Zusammenhang auch abwertend verwendet, um eine musikalische Aufführungspraxis zu beschreiben, bei der vor allem die technischen Fähigkeiten des Spielers zur Schau gestellt werden, die musikalische Qualität jedoch nur eine untergeordnete Rolle spielt.
Hans-Georg von Arburg (Hrsg.): Virtuosität. Kult und Krise der Artistik in Literatur und Kunst der Moderne. Wallstein, Göttingen 2006, ISBN 3-89244-863-9.
↑Günter Oesterle: Imitation und Überbietung. Drei Versuche zum Verhältnis von Virtuosentum und Kunst. In: Hans-Georg von Arburg (Hrsg.): Virtuosität. Kult und Krise der Artistik in Literatur und Kunst der Moderne. Wallstein, Göttingen 2006, S. 47.