Vincent Royer (* 22. Januar1961 in Straßburg) ist ein französischer Bratschist und Komponist.
Er konzertiert weltweit als Solist und Kammermusiker. Er gibt Meisterkurse, ist Mitglied diverser Ensembles und lehrt als Professor für Kammermusik am „Conservatoire Royal de Liège“.
Royer lernte zunächst Klavier bei der Konzertpianistin und Schumann-Interpretin Hélène Boschi. Im Alter von 13 Jahren wechselte er zur Viola und erhielt Unterricht von Claude Ducroqc.[1]
Als Stipendiat des Ministère de la Culture Paris absolvierte er 1987 die staatliche Musiklehrer-Prüfung und erhielt den Hochschul-Abschluss im Hauptfach Viola an der Hochschule für Musik Freiburg. Sein Diplom erwarb er im Jahr 1989 an der Hochschule für Musik und Tanz Köln, ebenfalls im Hauptfach Viola. Er studierte bei Ulrich Koch in Freiburg, Rainer Moog in Köln und Serges Collot in Paris.[2]
Nach dem Studium gründete er zusammen mit dem brasilianischen Pianisten Paulo Álvares, die Gruppe ALEA – ein Ensemble für kollektive Komposition und Improvisation.
1991 erhielt er den Prix Xenakis de Paris im Rahmen des Lucero Festivals.[2]
1995 erhielt er ein Stipendium des französischen Kulturministeriums als Artist in Residence in der Bourse Lavoisier Künstlerresidenz am Banff Center for the Arts in Kanada.[2]
Von 1995 bis in das Jahr 2009 gab Royer Meisterklassen an der Académie d’été de Jeunesses Musicales de Croatie in Grožnjan.[3]
2003 bis 2009 lehrte er am Conservatoire royal de Mons und am Conservatoire royal de Liège.[1]
2006 spielte Royer die Erstaufnahme von Horațiu Rădulescus Gesamtwerk für Viola ein. Von der Fachzeitschrift „Crescendo“ wurde die Aufnahme mit der Höchstwertung ausgezeichnet.[4]
2007 bis 2009 unterrichtete Vincent Royer in Workshops an Universitäten in Chicago, Los Angeles (California Institut of the Arts und University of California, Santa Barbara) und Brüssel.[2]
2008 gewann Vincent Royer den Coup de Cœur de l’Académie Charles Cros. Der Preis wird von der Akademie Charles Cros vergeben. Sie gilt als das französische Äquivalent zur US-amerikanischen NARAS, die jährlich die Grammy Awards vergibt. Ausgezeichnet wurden gleich zwei Aufnahmen, die 2007 erschienene CD-Aufnahme „Didascalies“ mit Werken des Komponisten Luc Ferrari und die 2008 veröffentlichte CD „Lignes“ mit Kammermusikwerken von Jean-Luc Fafchamps.
„Didascalies“, die zusammen mit dem belgischen Pianisten Jean-Philippe Collard-Neven entstand, gilt in Fachkreisen als Referenz für die Musik von Ferrari. Auch in der Fachpresse erhielten die Aufnahmen hohe Anerkennung. So vergab das französische Musikmagazin Le Monde de la musique für „Lignes“ die Höchstnote.[4]
Drei Jahre später erhielt er den Coup de Cœur erneut. Diesmal für das Album „Giacinto Scelsi Volume 9: The Works for Viola“, das Werke für Viola und Gesang des italienischen Komponisten und Dichters Giacinto Scelsi aus den Jahren 1955 bis 1964 umfasst.
2010 gab er zusammen mit Alex Waterman im International House Philadelphia einen Meisterkurs für die American Federation of Composers.[5]
Seit 2010 ist Vincent Royer zudem Professor für Kammermusik am „Conservatoire Royal de Liège“ in Belgien.[6]
In seinen Kompositionen[11] spielt das Moment der Klangforschung eine zentrale Rolle. „Traverse“ ist im Jahr 2000 von der „International Computer Music Conference“ in Berlin gewürdigt worden, und am „Centre Henri Pousseur“ in Liège, mit dem Royer seit 2001 verbunden ist, entstand 2003 „Lumen“ (2003) für Viola und Elektronik.[1]
Zusammen mit dem Informatiker und Komponisten Gerhard Eckel entwickelte er in Banff und im ZKM (Karlsruhe) Improvisationen für Viola mit Elektronik und einen Viola-Soundkatalog.[12]
Werke
Catalogue des sons, Chinook (1995), uraufgeführt
Chinook II für Streicher und Band (1996), uraufgeführt
la rivière du silence (2001), uraufgeführt
Lumen für Alto & Electronics (2003), uraufgeführt
Dix ailes für Cello, Harfe, Schlagzeug (2004), uraufgeführt
l’Amour fou für Ensemble und Tonband (2009), uraufgeführt
Préludes à l'Amour fou für Mezzo, Viola und Klavier (2011), uraufgeführt
Akasha für Bratschenensemble (2014), uraufgeführt
Kammermusik
Er war von 2011 bis 2014 Mitglied des Scott Fields String Feartet.
Seine aktuellen Formationen auf dem Feld der Improvisation sind das Quatuor Brac[13], das Duo Gratkowski-Royer[14] und ein Duo mit dem Architekten und Videokünstler Matthias Siegert.[15]
Ensembles
Vincent Royer war 1989 Mitgründer Ensembles ALEA und von 1989 bis 1992 Solo-Bratschist im Ensemble Köln. Seit 1990 ist er Mitglied des Gürzenich-Orchester Köln und seit 1991 Mitglied des European Lucero Ensemble.[1]
Zudem ist er regelmäßiger Gast beim Ensemble Modern, dem Ensemble Musikfabrik und dem Ensemble Noamnesia Chicago.[16]