Die antike Straße verlief durch Illyrien, Makedonien und Thrakien, die heute auf dem Gebiet der modernen Staaten Albanien, Nordmazedonien, Griechenland, Bulgarien und Türkei liegen. Ausgangspunkt war Dyrrhachium (heute Durrës) an der Adria. Ein südlicher Zweig begann in Apollonia (beim heutigen Fier), die damals ebenfalls eine bedeutende Hafenstadt war. Im Tal des Shkumbin kamen die beiden Zweige zunächst wieder zusammen. In der Gegend des Ohridsees gab es wiederum zwei Routen, die sich unweit von Heraclea Lynchestis(heute Bitola) trafen. Dann führte der Weg nach Süden auf Thessalonike zu, von dort ging es wieder ostwärts, an der nordgriechischen Halbinsel Chalkidike vorbei, nach Byzanz.
Die rund um das Jahr 146 v. Chr. gebaute Heerstraße wurde nach Gnaeus Egnatius, Prokonsul von Makedonien, benannt. Er hatte den Bau in Auftrag gegeben. Streckenweise wurden makedonische Königsstraßen in den Bau einbezogen.
Überreste der antiken Straße sind zum Teil noch erhalten, so auf verschiedenen kurzen Strecken im Shkumbin-Tal in Albanien. Hier verlief die Straße über weite Strecken nicht im Flusstal, sondern hoch oben am südlichen Berghang. An einigen Stellen in der Nähe der albanischen Stadt Librazhd kann man den antiken Verlauf noch sehen oder erahnen. Weitere Überreste – teils in gutem Zustand – sind auch in der nordgriechischen Stadt Kavala, bei Agios Silas zu finden.[1]
In Griechenland wurde die Autobahn A2 in Anlehnung an die Via Egnatia „Egnatia Odos“ bezeichnet. Sie bindet den wichtigen Hafen von Igoumenitsa am Ionischen Meer an das Straßennetz Thrakiens an. Im Gegensatz zum antiken Vorbild weicht die westliche Streckenführung aber Richtung Süden ab und erschließt den gebirgigen Epirus.
Literatur
Michele Fasolo: La via Egnatia I. Da Apollonia e Dyrrachium ad Herakleia Lynkestidos. Hrsg.: Istituto Grafico Editoriale Romano. 2. Auflage 2005. Rom 2003 (italienisch, Digitalisat).
Angelika Gutsche: Auf den Spuren der antiken Via Egnatia – vom Weströmischen ins Oströmische Reich: Ein historischer Reiseführer durch den südlichen Balkan: Albanien – Mazedonien – Griechenland – Türkei. Wiesenburg, Schweinfurt 2010, ISBN 978-3-942063-33-3 (via-egnatia.de mit weiteren Informationen).