Querschnitt einer Vene mit Zellwand, Flussrichtung und Venenklappe
Schema einer Vene. 1 Endothel, 2 Venenklappe, 3 Sinus valvulae.
Eine Venenklappe (lateinischValvula venosa) ist eine Faltenbildung der Innenauskleidung (Endothel) der Venen. Venenklappen bestehen aus zwei (selten einem oder drei) halbmondförmigen Segeln mit einer bindegewebigen Eigenschicht. Die Segel liegen schwalbennestartig im Lumen, ihr freier Rand ist herzwärts gerichtet. Venenklappen sind besonders in jenen Venen zahlreich, in denen das Blut entgegen der Schwerkraft transportiert werden muss (z. B. in den Beinen).[1]
Beim Zurückfließen des Blutes werden die Segel erfasst und verschließen das Lumen. Venenklappen wirken somit wie ein Rückschlagventil und sorgen dafür, dass das Blut nur in eine Richtung, nämlich herzwärts fließt (rote Pfeile). Da der Blutfluss in den Venen vorwiegend über von außen auf die Vene wirkende Kräfte (z. B. Kontraktionen der Skelettmuskulatur, Muskelpumpe; schwarzer Pfeil) erfolgt, sorgen die Venenklappen ebenfalls dafür, dass in den Ruhephasen das Blut nicht zurückfließt, sondern Schritt für Schritt in Richtung Herz transportiert wird.
Der zwischen den Klappen befindliche Abschnitt einer Vene wird als Sinus valvulae bezeichnet. Er ist dehnbarer als der Bereich des Klappenansatzes, so dass es bei Erweiterungen der Venen zu perlschnurartigen Aussackungen, den „Krampfadern“ (Varizen), kommt.
Bei der Punktion von Extremitäten-Venen wird durch den Einstich von distal nach proximal der Orientierung der Venenklappen Rechnung getragen.
Ähnliche Klappen gibt es mit den Valvulae lymphaticae im Lymphgefäßsystem. Im Gegensatz zu den Venenklappen besitzen sie jedoch keine Muskulatur, sind also passiv funktionierend. Bei Tieren gibt es „Venenklappen“ mitunter auch in Arterien, bei Fischen ähneln die Bukkalvalven, zwei Schleimhautfalten mit Ventilfunktion für die Atmung, den Venenklappen.
Uwe Gille: Herz-Kreislauf- und Abwehrsystem, Angiologia. In: Franz-Viktor Salomon, Hans Geyer, Uwe Gille (Hrsg.): Anatomie für die Tiermedizin. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Enke, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8304-1075-1, S. 404–463.
Josef Hyrtl: Lehrbuch der Anatomie des Menschen mit Rücksicht auf Physiologische Begründung und praktische Anwendung. Wilhelm Braumüller, Wien 1863, S. 136–137.
Einzelnachweise
↑Jonas Keiler, Marko Schulze, Horst Claassen, Andreas Wree: Femoral vein diameter, valve and tributary topography in humans – a post mortem analysis. In: Clinical Anatomy. Band31, 2018, S.1065–1076, doi:10.1002/ca.23224.
↑Paul Diepgen, Heinz Goerke: Aschoff/Diepgen/Goerke: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 21.
↑Wolfgang U. Eckart: Geschichte der Medizin. Springer, Berlin/Heidelberg/New York 1990; 3., überarbeitete Auflage ebenda 1998, S. 177.