Vasodilatation (von lateinischvas ‚Gefäß‘ und dilatatio ‚Erweiterung‘, dilatare ‚breiter machen‘) bezeichnet die Erweiterung der Blutgefäße. Das Gegenteil von Vasodilatation ist die Vasokonstriktion.
Vasodilatationen können sowohl aktiv herbeigeführt werden, zum Beispiel bei Erschlaffung der Gefäßmuskulatur, als auch passiv, zum Beispiel durch erhöhtes Blutvolumen. Das Zusammenspiel von Nerven und Muskeln bei der aktiven Vasodilatation und bei der Vasokonstriktion wird als Vasomotorik bezeichnet. Bei Störungen des um 1911 von Richard Cassirer herausgestellten[1] Systems von Vasodilation und Vasokonstriktion spricht man von vasomotorischen Krankheitsbildern.
Vasodilatationen erfolgen hauptsächlich als Antwort auf Änderungen in der Stickstoffmonoxid-Konzentration. Die Ausschüttung von Histamin, zum Beispiel im Rahmen einer allergischen Reaktion, erweitert die peripheren Blutgefäße, erkennbar an einer Rötung der Haut.
Die meisten Entspannungsverfahren (zum Beispiel autogenes Training) versuchen eine Vasodilatation aktiv hervorzurufen. Diese ist hauptsächlich verantwortlich für den Entspannungseffekt.
Als Vasodilatans (Plural: Vasodilatantia,[2]Vasodilatantien oder Vasodilatanzien) bezeichnet man in der Pharmakologie[3] jedes gefäßerweiternde Medikament zur Behandlung funktioneller und organischer Krankheiten. Die Weiterstellung erfolgt peripher (direkt) oder zentral (indirekt).[4] Man unterscheidet die überwiegend venös wirksamen von den überwiegend arteriell wirksamen Dilatatoren. Die meisten Gefäßerweiterer haben jedoch gleichzeitig sowohl eine venöse als auch eine arterielle Vasoaktivität, verkleinern also Vorlast und Nachlast.[5] Sie senken den peripheren Widerstand durch eine Erschlaffung der glatten Gefäßmuskulatur.[6]
Das Herzzeitvolumen ist der Quotient aus Blutdruck und peripherem Widerstand. Weil dieser periphere Widerstand im Nenner steht, vergrößern Vasodilatantien das Herzzeitvolumen,[7][8] verbessern also die Ventrikelfunktion[9] und damit die Herzinsuffizienz. Nur wenn eine gleichzeitig erfolgende Blutdrucksenkung überkompensatorisch stärker ausfällt als die beabsichtigte Widerstandssenkung, verringert sich auch das Herzzeitvolumen.[10] So werden zum Beispiel ACE-Hemmer zur Kardioprotektion eingesetzt.[11] Man spricht hier von der entlastenden Therapie mit Vasodilatanzien.[12] Sogar bei der Aortenklappeninsuffizienz können Vasodilatantien verordnet werden.[13]
↑Paul Diepgen, Heinz Goerke: Aschoff/Diepgen/Goerke: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 59.
↑Walter Siegenthaler et al. (Hrsg.): Lehrbuch der inneren Medizin. 3. Auflage. Georg Thieme Verlag, Stuttgart / New York 1992, ISBN 3-13-624303-X, S. 94.
↑Horst Rieger (Hrsg.): Praxis der Allgemeinmedizin, Band 20. Urban & Schwarzenberg, München/Wien/Baltimore 1993, ISBN 3-541-13171-3, S. 77.
↑Roche Lexikon Medizin. 5. Auflage. Urban & Fischer, München/Jena 2003, ISBN 3-437-15156-8, S. 1917.