Der Ust-Lenski-Sapowednik (russischУсть-Ленский государственный природный заповедник) ist ein Naturreservat im Bulunski ulus der Republik Sacha in Russland. Seine Gründung erfolgte auf Beschluss des Ministerrats der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik vom 18. Dezember 1985. Das Naturreservat umfasst zwei getrennte Teilgebiete im Lenadelta. Vorrangiges Schutzziel ist der Erhalt und die Erforschung des Ökosystems.
Das Lenadelta ist mit einer Fläche von rund 32.000 km² das größte Flussdelta der Arktis. Es besteht aus Tausenden von Inseln, Seen und Flussarmen. Der Permafrost reicht hier bis in eine Tiefe von 500 bis 600 m. Der Auftauboden hat während des kurzen Sommers eine Dicke von 30 bis 50 cm. In dieser Zeit verwandelt sich die gefrorene Tundra in ein fruchtbares Feuchtgebiet, das vor allem Wasservögeln gute Brutbedingungen bietet.
Der Sapowednik besteht aus zwei separaten Gebieten, die sich deutlich voneinander unterscheiden. Der größere Teil, mit der Bezeichnung „Delta“ und einer Fläche von 13.300 km², ist der Nordteil des Lenadeltas inklusive des Dunai-Archipels in der Laptewsee. Der mit 1330 km² kleinere Teil „Sokol“ (deutsch: Falke) umfasst die bis zu 560 m hohen nördlichen Ausläufer des Werchojansker Gebirges, die im Westen von der Lena, im Norden und Osten von deren Mündungsarm Bykowskaja Protoka umflossen werden. Das Reservat ist umgeben von einer 10.500 km² großen Pufferzone.
Der Ust-Lenski-Sapowednik ist Teil des regionalen Lenadeltareservats, das den Status eines Ressourcenschutzgebiets (ресурсный резерват) besitzt und neben dem gesamten Lenadelta auch die Neusibirischen und weitere Inseln umfasst.
Flora
Der dominierende Vegetationstyp im Sapowednik ist die Tundra, die häufig von Eiskeilpolygonen geprägt ist, die ein netzartiges Muster bilden. Regelmäßig geformte Teiche, in denen Hydrophyten wie verschiedene Seggenarten und Moose gedeihen, werden von erhöhten Rändern gegeneinander abgegrenzt, die mit Zwergsträuchern und Moosen bedeckt sind. Etwa 42 % der Fläche des Reservats werden von Süßwasserhabitaten eingenommen, weitere 12 % von Sümpfen, und 5 % sind vegetationslos.
Im Reservat mischen sich zirkumpolare mit ostsibirischen Arten. Insgesamt kommen 402 Arten von Bedecktsamern, 237 Flechtenarten, 115 Moosarten, eine Art der Bärlapppflanzen und vier Arten von Farnen vor. An Nacktsamern ist nur die Lärche präsent, die im Süden des „Sokol“ kleinere Wälder bildet. 24 Pflanzenarten gelten als gefährdet. Darunter sind das BerufkrautErigeron komarovii, der LöwenzahnTaraxacum lenaense, der MohnPapaver czekanowskii, das FingerkrautPotentilla pulchella und der Rosenwurz (Rhodiola rosea). Das RispengrasPoa trautvetteri ist endemisch im Gebiet.