Das Typ 92 7-cm-Infanteriegeschütz (japanisch九二式歩兵砲Kyūni-shiki Hoheihō, deutsch ‚Typ 92 Bataillonsgeschütz‘) war ein leichtes Infanteriegeschütz im Kaliber 70 mm, das von 1932 (Kōki 2592, daher die Typbezeichnung) bis 1945 vom Kaiserlich Japanischen Heer eingesetzt wurde.
Normalerweise wurden Waffen mit Schraubenverschluss, sprich Geschütze, beim Kaiserlich Japanischen Heer nicht auf Bataillonsebene zugeteilt, doch bildete das Typ 92 Bataillonsgeschütz die Ausnahme. Den meisten Divisionen wurden jeweils zwei Typ 92 der Feuerunterstützungskompanie in einem Bataillon zugewiesen.[1] Manche Bataillone erhielten sogar vier Typ 92 pro Feuerunterstützungskompanie. Dabei spielte das relativ geringe Gewicht der Waffe, seine Kompaktheit und seine Zerlegbarkeit eine entscheidende Rolle. Das Geschütz konnte, in sechs Teile zerlegt, von Soldaten oder Packtieren transportiert werden.[2] Auf eine maximale Reichweite von 2800 Metern konnten Spreng-, Hohlladungs-, Rauch- und Beleuchtungs-Granaten verschossen werden. Die Ziele konnten entweder direkt, mit niedriger Rohrausrichtung, oder indirekt, mit erhöhter Rohrausrichtung im Steilfeuer, wie bei Haubitzen üblich, bekämpft werden.[3]
Das Typ 92 Bataillonsgeschütz war bei der Truppe wegen seiner Zuverlässigkeit und Robustheit sehr beliebt und blieb bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges im Einsatz.
Für die Luftlandetruppen wurde ab 1942 eine spezielle, leichtere Version unter der Bezeichnung Raku-Go 7-cm-Batallionsgeschütz entwickelt. Diese nutzte weitestgehend die Baugruppen des Typ 92 Geschützes, konnte jedoch in mehrere Abwurfbehälter verladen werden. Dazu wurden an die Holme Scharniere montiert, um diese zusammenklappen zu können. Zudem verwendete man die speziellen, zerlegbaren Räder der Raku-Go 37-mm-Kanone. Zu einer Einführung kam es aber nicht mehr.[4]
Herstellungszahlen des Typ 92 7-cm-Infanteriegeschütz[6]
Jahr
1932
1933
1934
1935
1936
1937
1938
1939
1940
1941
1942
1943
1944
1945
Insgesamt
Stückzahl
171
384
04
–
037
096
248
363
624
259
250
236
087
017
2.776
Ein Typ 92 beim direkten Bekämpfen von Zielen.
Ein Typ 92 wird von seiner Geschützbedienung in eine neue Feuerstellung gezogen, Bataan, 1942.
Ein Typ 92, eingesetzt durch amerikanische Marineinfanteristen während der Schlacht um Saipan.
Internationaler Vergleich
Dem Typ 92 vergleichbare Waffen wurden auch in zahlreichen anderen Staaten erprobt.
Zur Einführung gelangte in Deutschland das 7,5-cm-leichtes Infanteriegeschütz 18, von dem jedes Infanterieregiment sechs Stück erhielt.
Auch in der Sowjetunion entwickelte man die vergleichbare 76mm Feldkanone 27 (76-мм полковая пушка обр. 1927 год), die indessen mit 6,7 km erheblich weiter schoss, aber mit ca. 600 kg Gewicht in Feuerstellung auch erheblich schwerer war. Alle anderen Staaten führten vergleichbare Waffen nicht ein, sondern stattdessen Granatwerfer mit Kalibern zwischen 50 und 160 mm.
Literatur
Christopher F. Foss: Towed Artillery. Jane's Pocket Book 18. 1. Auflage. Mac Donald and Janes' Publishers Ltd, London 1977, S.22.
David Miller: Fighting Men of World War II, Axis Forces. Uniforms, Equipment & Weapons of Axis Forces. 1. Auflage. Stackpole Books, 2007, ISBN 978-0-8117-0277-5, Japan, S.296.
Leland S. Ness: Rikugun: Guide to Japanese Ground Forces 1937–1945 - Volume 2: Weapons of the Imperial Japanese Army & Navy Ground Forces. Helion & Company, Solihull 2015, ISBN 978-1-909982-75-8 (englisch).
Sayama Jirō: Artillerie, Infanteriegeschütze, Panzerabwehrgeschütze und so weiter der japanischen Armee: Eine tiefergehende Studie japanischer Waffen (= Kojinsha NF Bunko). 1. Auflage. Kojinsha, Tokyo 2011, OCLC763073645 (japanisch: 日本陸軍の火砲步兵砲対戦車砲他 : 日本の陸戦兵器徹底研究.).
↑Rottman: Japanese Army in World War II 1941–42. S. 48.
↑Rottman: Japanese Army in World War II 1941–42. S. 47.
↑Sayama Jirō: Artillerie, Infanteriegeschütze, Panzerabwehrgeschütze und so weiter der japanischen Armee: Eine tiefergehende Studie japanischer Waffen. S.158–162.
↑Leland Ness: Rikugun: Guide to Japanese Ground Forces 1937–1945. S. 113.
↑Leland Ness: Rikugun: Guide to Japanese Ground Forces 1937–1945. S. 110.