Thompson ist eine kroatischeRockband, die nach dem Spitznamen ihres Gründers und Frontmannes Marko Perković (* 1966) benannt ist. Der in Kroatien erfolgreichen Band wird eine Verherrlichung des kroatischen Faschismus vorgeworfen.
Den Spitznamen Thompson, der gleichzeitig der Name seiner Band ist, erhielt Sänger Perković als Anspielung auf die im Kroatienkrieg von ihm benutzte Maschinenpistole der Marke Thompson. Perković gehörte dem Bataillon Čavoglave (Bojna Čavoglave) an, der Einheit seines Heimatortes. Bei der Verteilung der Waffen kam Perković spät. Daraufhin erhielt er eine alte Thompson, die noch verfügbar war. Von da an zogen ihn seine Kameraden wegen dieser Waffe auf und gaben ihm seinen Spitznamen.
Konzerte und Auftritte
Eine Welttournee begann im September 2002 vor 40.000 Besuchern in Split. Die Tournee, während der die Band auch ihr bestbesuchtes Konzert in Deutschland in Frankfurt am Main vor 13.000 Besuchern gab, endete im Mai 2005 in Sydney, Australien. Im November 2007 begann eine Konzerttournee durch Nordamerika.
Laut der New York Sun wurde ein im November 2007 geplantes Konzert in Toronto zunächst abgesagt, nachdem die kanadische „Task Force Against Hate“ dagegen protestiert hatte.[1] Das Konzert fand dann auf einem Privatgrundstück statt, auf das die Veranstalter 5000 Fans per Mail und SMS gelotst hatten.[2] Der Ticketverkauf für das Konzert in Manhattan wurde unter anderem durch die örtliche kroatische Kirchengemeinde abgewickelt.[3] Gegenüber dem Simon Wiesenthal Center erklärte der kroatische Botschafter, dass man sich von dem Auftritt distanziere. Auch liege keine Einladung der Band durch ein Mitglied des kroatischen diplomatischen Corps vor.[4]
Bei Konzerten der Band wurde auch das faschistischeUstascha-Lied Jasenovac i Gradiška Stara gespielt, das die Tötung von Juden und Serben in den Konzentrationslagern Jasenovac und Stara Gradiška verherrlicht.[5][6] Perković bestritt zunächst, dieses Lied gesungen zu haben, und gab es erst zu, nachdem ein entsprechender Mitschnitt eines Konzerts auftauchte.[7] Perković äußerte, er distanziere sich vom Rechtsradikalismus bzw. der Ustascha-Ideologie. Er sehe sich selbst als „Patriot“. Beobachter ordnen ihn jedoch als nationalistisch ein.
Im Mai 2007 wurde ein in Sarajevo anlässlich des 10. Jahrestages des Besuchs von Papst Johannes Paul II. geplantes Benefizkonzert zugunsten kroatischer Studenten abgesagt. Die als Organisator auftretende „Kroatische Katholische Wohlfahrt“ (HKKD) hatte diese Entscheidung getroffen, nachdem mehrere Mitglieder anonyme Drohungen erhalten hatten.[8]
Nach der Ankündigung eines Konzerts im luzernischen Kriens im September 2009 demonstrierten die Schweizer Jungsozialisten gegen Perkovićs Auftreten. Die Luzerner Regierung wandte sich an das Bundesamt für Polizei, das am 29. September 2009 mit Verweis auf die Rassismus-Strafnorm ein Einreiseverbot gegen Perković verhängte. Das Bundesamt berief sich auf die Ergebnisse des Dienstes für Analyse und Prävention, das eine Verherrlichung der kroatischen Faschisten in den hetzerischen Texten der Band festgestellt hatte.[9][10] Das kroatische Außenministerium wandte sich daraufhin in einer diplomatischen Note an die Schweizer Botschaft und bestellte den Schweizer Botschafter ins kroatische Außenministerium. Der kroatische Staatspräsident Stjepan Mesić kritisierte darauf das Außenministerium und verteidigte die Schweiz bezüglich des Einreiseverbots.[11] Auch in der Gespanschaft Istrien und den Niederlanden wurden Auftritte Perkovićs verboten.[12]
Nach sechsjährigem Auftrittsverbot in der Schweiz fand am 5. Dezember 2015 ein Konzert in Freiburg im Üechtland statt, bei dem es Auflagen zu den gesungenen Stücken gab.[7] Dagegen wurde ein geplantes Konzert im österreichischen Kremsmünster durch den Bürgermeister abgesagt. Im Zuge der Absage hatte der österreichische Verfassungsschutz ein Gefahrenpotential gesehen.[13]
Fußball-WM 2018: Thompson und die kroatische Nationalmannschaft
An Merchandising-Ständen gab es neben schwarzen T-Shirts mit ihrem Markenzeichen, einem Schwert, auch Sliwowitz-Flaschen zu kaufen, auf denen das Konterfei des HVO-Generals Ante Gotovina prangte. Auch sammelte Perković Geld für die Verteidigung von Gotovina, der in Den Haag wegen Kriegsverbrechen angeklagt war und freigesprochen wurde.[23]
Fans der Band treten bei Konzerten teilweise in schwarzer Kleidung und Symbolen der Ustascha-Bewegung auf oder tragen Symbole der „Schwarzen Legion“ (Crna legija). So wurden bspw. bei einem Konzert im Mai 2009 mit 20.000 Besuchern in Zagreb drei Personen wegen Tragens von Ustascha-Symbolen festgenommen.[24] Der Gruß „Za Dom Spremni!“ (Für die Heimat bereit) der Ustascha-Bewegung wird häufig skandiert. Bei einzelnen Konzerten wurde der Hitlergruß gezeigt.[25] Perković distanzierte sich in einem Interview vor einem Konzert in Vukovar am 13. April 2007 von Fans, die mit Ustascha-Symbolen auf ihrer Kleidung zum Konzert kämen. Seine Band könne den Fans keine Kleidervorschriften machen, aber sie sollten lieber Symbole des kroatischen Unabhängigkeitskrieges tragen als Ustascha-Symbole.[26]
Rezeption
Die Presse sieht die Band in der Regel kritisch. Die häufigsten Vorwürfe beziehen sich dabei auf eine Verherrlichung des kroatischen Faschismus im Zweiten Weltkrieg. Thompson würde einen Nationalismus bedienen, der in der kroatischen Gesellschaft tief verwurzelt ist und über den rechten Rand hinausgeht. Hierbei wird gerne auf verschiedene Stimmen der kroatischen Politik verwiesen, die sich von Thompson distanzieren. Die kroatische Staatsanwaltschaft ermittelte im Jahr 2003 wegen des Verdachts der Volksverhetzung, jedoch wurde keine Anklage erhoben. Ein weiterer Vorwurf bezieht sich auf die Unterstützung der vom internationalen Kriegsverbrechertribunal ICTY angeklagten kroatischen Generäle.[27]
Als Indiz für die Kritik wird häufig das Verbot eines Auftritts in Umag im Jahr 2008 angeführt, das in Kroatien zu heftigen Diskussionen führte. Hunderte Politiker, Intellektuelle und Bischöfe unterzeichneten eine Petition gegen das Verbot. Ebenso äußerte sich der Leiter des „Kroatischen Helsinki-Komitees“ für Menschenrechte (HHO), Ivo Banac, kritisch zum Verbot angesichts der Tatsache, dass weder sicherheitsrelevante noch rechtliche Gründe angeführt wurden, die ein Verbot des Auftritts rechtfertigten. Der Lokalpolitiker der regionalen, linksliberalen Partei IDS, Damir Kajin, hatte das Verbot mit Unterstützung des damaligen kroatischen Staatspräsidenten Stipe Mesić durchgesetzt.[28]
Bernd Robionek: Musik als Transportmittel für Ideologie: Das Beispiel des kroatischen Sängers Marko Perković „Thompson“. In: Kemal Bozay, Dierk Borstel (Hrsg.): Ungleichwertigkeitsideologien in der Einwanderungsgesellschaft: Ursachen, Hintergründe und Ideen für die pädagogische und politische Praxis (= Edition Centaurus – Jugend, Migration und Diversity). Springer VS, Wiesbaden 2016, ISBN 978-3-658-12978-1, S. 223 ff.
Alojz Ivanišević: Glaube – Liebe – Heimat: Das Phänomen Thompson als Spiegelbild der kroatischen Nachkriegsgesellschaft. In: Stefan Michael Newerkla u. a. (Hrsg.): Das politische Lied in Ost- und Südosteuropa (= Europa Orientalis. Band11). LIT Verlag Münster, 2011, ISBN 978-3-643-50255-1, S.213ff.
Catherine Baker: Sounds of the Borderland: Popular Music, War and Nationalism in Croatia since 1991. Ashgate, Farnham 2010, ISBN 978-1-4094-0337-1.
Catherine Baker: Myth, war memory, and popular music in Croatia: The case of Marko Perković Thompson. In: Slovo : An Inter-Disciplinary Journal of Russian, East-Central European and Eurasian Affairs. Band17, Nr.1, 2005, S.19–32.
↑Catherine Baker: Sounds of the Borderland: Popular Music, War and Nationalism in Croatia since 1991. Routledge, 2016, ISBN 978-1-317-05241-8 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).