Theodor Meron kam als Sohn einer jüdisch-polnischen Familie der Mittelklasse in der zentralpolnischen Kleinstadt Kalisz zur Welt, deren jüdische Gemeinde auf das zwölfte Jahrhundert zurückgehende Wurzeln hatte. Als einer von wenigen der rund 20.000 jüdischen Bewohner überlebte er den Holocaust, im Gegensatz zu seiner Mutter und zahlreichen Verwandten. 1945 kam er als Flüchtling nach Palästina.[1] Er studierte an der Hebräischen Universität von Jerusalem, an der Harvard University und an der Universität Cambridge.
1978 wanderte er von Israel in die USA aus und erwarb später die US-amerikanische Staatsangehörigkeit. Seit 1977 war er als Professor für Völkerrecht tätig und war von 1994 bis zu seiner Emeritierung 2006 Lehrstuhlinhaber an der juristischen Fakultät der New York University.[4] 2000–2001 war er als völkerrechtlicher Berater des US-Außenministeriums tätig.[5]
Er war von März 2003 bis November 2005 sowie von November 2011 bis November 2015 Präsident des Internationalen Strafgerichtshofes für das ehemalige Jugoslawien. Im Dezember 2011 erfolgte außerdem seine Wahl zum Richter des Internationalen Residualmechanismus für die Ad-hoc-Strafgerichtshöfe (MICT), der ab Juli 2012 als Nachfolgeinstitution der Ad-hoc-Strafgerichtshöfe für das ehemalige Jugoslawien und für Ruanda fungiert. Darüber hinaus wurde er 2012 zum ersten Präsidenten des MICT ernannt. Im März 2016 wurde er in der Funktion für weitere zwei Jahre (bis Juni 2018) bestätigt.[6]
Meron war durch sein Gerichtspräsidentenamt der Mächtigste unter den 18 Richtern des UN-Tribunals in Den Haag. Sein dänischer Richterkollege Frederik Harhoff warf ihm im Juni 2013 vor, hinter einer Serie von überraschenden Freisprüchen für mutmaßliche Balkan-Kriegsverbrecher steckten mächtige politische Interessen und machte dafür Gerichtspräsident Meron verantwortlich. Der hatte in der Richterschaft eine juristische Kurskorrektur durchgesetzt, hin zu mehr Vorsicht im Umgang mit lückenhaften Beweisketten. Meron verhindere Urteile gegen mutmaßliche Kriegsverbrecher wie den kroatischen General Ante Gotovina; Offizielle aus den USA und Israel hätten Druck ausgeübt.[9]
↑Theodor Meron: A Life of Learning. (PDF), Charles Homer Haskins Prize Lecture for 2008, S. vi, Webseite des American Council of Learned Societies, abgerufen am 21. März 2018 (englisch)
↑Anna Reimann: (S+) Experte über möglichen Haftbefehl für Israels Premier Netanyahu – »Die einzige Lösung wäre, Netanyahu nicht einzuladen«. In: Der Spiegel. 21. Mai 2024, ISSN2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 21. Mai 2024]).