Der Technopol Tulln ist ein Universitäts-, Forschungs-/Technologie- und Gründerzentrum (IFA-Tulln, Universitäts- und Forschungszentrum Tulln – UFT, Campus Tulln, Techno-Park Tulln, Technologie- und Forschungszentrum Tulln – TFZ) in der Stadt Tulln an der Donau, Niederösterreich. Der Fokus liegt auf dem Umgang mit natürlichen Ressourcen und biobasierten Technologien.[1]
Hier fanden Kompetenzzentren der Bundesinitiative Kplus (heute COMET Kompetenzzentren) einen Standort.
Der Campus als Herzstück des Technopols mit etwa 30 Hektar umfasst das Gebiet zwischen Konrad-Lorenz-Straße und Dr.-Karl-Landsteiner-Straße, im Westen von der Frauenhofner Straße, im Osten der Gregor-Mendel-Straße begrenzt, mit um die 7.700 m² Büro- und Laborflächen im TFZ Tulln.[2]
1986 war die Raiffeisen Bioforschung GmbH unmittelbar neben dem Gelände der Zuckerfabrik Tulln gegründet worden, mit dem Ziel die biotechnologische Nutzung von landwirtschaftlichen Rohstoffen zu erforschen. Sieben Jahre später konzentrierte Agrana, der österreichische Stärke und Zucker-Produzent (Wiener Zucker), ihre Forschungsstandorte von Gmünd (Kartoffelstärke-Fabrik) und Fuchsenbigl im Marchfeld (Zuckerforschungsinstitut) nach Tulln, vergrößerte das bestehende Forschungsgebäude erheblich und benannte das Forschungszentrum in Zuckerforschung Tulln um. 2014 wurden die Forschungsräumlichkeiten neuerlich erheblich erweitert und als Agrana Research & Innovation Center umfirmiert. Es ist mit ca. 90 Mitarbeitern das zentrale Forschungs- und Entwicklungszentrum für die Agrana-Gruppe und auch als Dienstleister in Forschung und Entwicklung in vielen Branchen tätig. Die Schwerpunkte der Tätigkeit liegen in der Bereitstellung, Verarbeitung und Anwendung landwirtschaftlicher Produkte für Lebensmittel und für nachwachsende Rohstoffe für technische Zwecke.
Seit den 2000ern wurde in Österreich eine Wissenschafts- und Technologieoffensive gestartet. Technopol – betreut von der Landes-Wirtschaftsagentur ecoplus – ist das niederösterreichische Programm für technologieorientierte Standortentwicklung, in dem Kompetenzzentren zwischen Grundlagenforschung, angewandten Wissenschaften und problemorientierter wirtschaftlicher Forschung und Entwicklung vermitteln.[5] Die am Standort Tulln geförderten Technologiefelder sind Lebensmittel- und Futtermittelsicherheit, Agro-Biotechnologie und Biobasierte Prozesstechnologie.[6] Für den Technopol Tulln wurde das Areal rund um das IFA ausgeweitet (Techno-Park Tulln mit um die 53.000 m² Grundstück).[3]
2002 startete die Fachhochschule Wiener Neustadt mit einem Lehrangebot. Bis Dezember 2005 wurde westlich des IFA das Technologiezentrum Tulln[7] errichtet, es dient als Betriebsansiedlungsgebiet für außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, Spin-offs und Start-up-Unternehmen.
2011 eröffnete östlich des IFA das neue Universitäts- und Forschungszentrum (UFT) am Technopol Tulln, mit 15.000 m² Laborflächen, Seminarräumen, Cafeteria, zwei Glashäusern, Werkstätten, einem Holz-Technikum und Parkplätzen, und weiteren 350 High-tech-Arbeitsplätzen.[8][9][10][11]
Westlich wurde 2012 ein weiteres Areal für kommunale Infrastruktur (Kindergarten, Studentenheim, Rotes Kreuz) geschaffen. 2013–14 wurde das TFZ auf 5.500 m² ausgebaut,[12] weitere Erschließungsflächen sind noch offen.
Das TFZ (Technologie- und Forschungszentrum Tulln Ges.m.b.H.)[7] gehört zu 70 % dem Land Niederösterreich (via ecoplus Beteiligungen GmbH), zu 30 % der Stadt Tulln (Tullner Liegenschaftsaufbereitung GmbH),[4] und der Techno-Park Tulln Ges.m.b.H.[3] (Raiffeisen-Holding NÖ-Wien 51 %, Land/ecoplus Beteiligungen 39 %, Stadt/Liegenschaftsaufbereitung 10 %).[3]
Am Standort sind (Stand 2024) 1200 Beschäftigte, darunter 600 Wissenschaftler tätig.[13] Finanziert wird das Projekt aus Regionalförder- und EU-Mitteln. Das Universitäts- und Forschungszentrum ist ein gemeinsames Projekt von BOKU, AIT, Stadt Tulln und Land Niederösterreich.[8]
Ansässige Institutionen und Infrastruktur
Am Technopol finden sich folgende wissenschaftliche und wirtschaftliche Institutionen (Auswahl, Stand 3/2021):[14]
Institut für Holztechnologie und Nachwachsende Rohstoffe (Department für Materialwissenschaften und Prozesstechnik)[19]
In der Zwischenzeit ausgelaufen: Christian Doppler Labor für Moderne Cellulosechemie und -analytik (des Departments für Chemie)
sowie diverse weitere Arbeitsgruppen der Departments für Chemie, für Nachhaltige Agrarsysteme, für Wald- und Bodenwissenschaften, für Nutzpflanzenwissenschaften, für Angewandte Genetik und Zellbiologie
BIOMIN Research Center (BRC, Unternehmen der Erber Gruppe) – Futtermittelzusätze und Prämixe
Romer Labs Diagnostics (Erber Gruppe, Partner des Christian Doppler-Labors für Mykotoxin-Analytik) – Analytik von Pilzgiften
Außerdem verfügt das Technopol über umfassende Gewächshäuser, Freianlagen und Stallungen.
Literatur
Angelika Möstl: Technopol Tulln – Der Technopol für Agrar- und Umweltbiotechnologie. Reihe Der Technologiestandort Niederösterreich, ecoplus. Niederösterreichs Wirtschaftsagentur, Mai 2011 (pdf, 3,6 MB; tzt-tulln.at, de/en).
Weblinks
Lageplan (pdf, www.ecoplus.at/technopol_tulln, Stand 2019)
↑das sechste der IFA als Department der BOKU zugeordnete Institut, das Institut für Tierernährung, Tierische Lebensmittel und Ernährungsphysiologie (TTE) hat den Sitz am BOKU Standort Muthgasse in Wien