Taterberg ist ein Horst im Drömling. Er liegt an der schmalsten Stelle dieses etwa 15 mal 20 km großen Sumpfgebietes. Auf dem Taterberg legten früher die Durchziehenden eine Rast ein, bevor sie ihren beschwerlichen Weg über den etwa 10 Kilometer langen Knüppeldamm vom südwestlichen zum nordöstlichen „Ufer“ des Drömling begannen.[5]
Geschichte
Mittelalter bis Neuzeit
In der im 19. Jahrhundert vom Dorfschulzen von Miesterhorst angefertigten Dorfchronik gibt es einen Hinweis auf eine Sumpfburg Taterberg anhand folgendes Zitates[5]:
„Auch wurden Einwohner oft von Matadören überfallen, haben sich aber immer gut verteidigt. In der Not zogen sie mit ihrem Vieh in den Sumpfwald, oder gingen in die Burgen, die genügend vorhanden waren. Bei uns war die Burg Taterberg unter Edler von Dorn, weiter Pieplockenburg oder auch rotes Schloß genannt.“
Der heutige Ort entstand als Kolonie im Jahre 1787 während der Arbeiten an der Entwässerung des Drömlings. Wilhelm Zahn schreibt: Da es für die Bauoffizianten an jedem Unterkommen fehlte und sie doch nicht mit ihren Instrumenten, Karten und Plänen immer im Freien oder Nothütten bleiben konnten, beantragte die Kommission… den Bau von zwei kleinen Häusern auf dem „Tartarberge“, es wurde genehmigt und bereits am 13. Juli ist ein Haus fertig gestellt.[6]
1789 war Tarterberg[1] das Wohnhaus des Oberbaurats Heinrich August Riedel,[7] das spätere Grabenmeisterhaus. 1804 wird das Anwesen Etablissement Taterberg oder auf dem Tatterberge genannt.[8]
Herkunft des Ortsnamens
Der Taterberg wird von W. Schmidt als ein Ort beschrieben, an dem Zigeuner lagerten.[9] Im Niederdeutschen werden Zigeuner Tatern genannt. Der Turkologe Mieste Hotopp-Riecke schreibt: „Daß man von der Existenz der Toponyme mit dem Bestandteil Tater/Tatar/Tartar in der Altmark und von altmärker Legenden auf die frühe Anwesenheit von Tataren im Sinne von »Angehörige eines Turkvolkes« in diesem Gebiet schließen kann, muß wohl verneint werden.“[10]
Archäologie
Auf Luftbildern des Ortes ist ein markantes Rechteck (etwa 300 mal 500 Meter) mit abgerundeten Ecken zu erkennen. Mitglieder des Freundeskreises für Archäologie in Niedersachsen vermuteten anfangs an der Stelle ein römisches Militärlager. Der Archäologe Peter Glüsing hält Taterberg für eine fränkisch-karolingische Befestigung der späten 8. Jahrhunderts, angelegt unter Karl dem Großen an einer etwa von Nord nach Süd verlaufenden Grenzlinie der Franken gegen die nach Westen dringenden Slawen.[11]
Eingemeindung
Taterberg war nie selbständig. Seit 1871 wird es als Wohnplatz bezeichnet, ab 1985 auch als Ortsteil der Gemeinde Miesterhorst.[1][12] Nach der Eingemeindung von Miesterhorst nach Gardelegen am 1. Januar 2011 kam Taterberg als Ortsteil zur Stadt Gardelegen zur neu entstandenen Ortschaft Miesterhorst.
Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S.2218–2219, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC614308966, S.211–212 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC1071081004, S.411, 62. Miesterhorst (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Einzelnachweise
↑ abcdPeter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S.2218–2219, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
↑ abcElke Weisbach: Die Kurve zeigt wieder nach oben. In: Gardelegener Volksstimme, Gardelegener Kreisanzeiger. 24. Januar 2022, DNB1047268027, S.13.
↑ abEckhard Heller: Alle Wege führen nach Rom – aber welcher Weg führte die Römer an die Elbe? Taterberg – ein römisches Marschlager? 7. Februar 2010 (archiviert auf archive.org (Memento vom 30. Juni 2018 im Internet Archive) [PDF]).
↑Wilhelm Zahn: Der Drömling [Reprint der Ausgabe von 1905]. Ein Beitrag zur Landeskunde und Geschichte der Altmark. 2014, ISBN 978-3-86289-072-9, S.45.
↑Magdeburger Biographisches Lexikon. 3. März 2005, Riedel, Georg August (Digitalisat [abgerufen am 1. Juli 2018]).
↑K. Lehrmann und W. Schmidt: Die Altmark und ihre Bewohner. Beiträge zur altmärkischen Volkskunde. Kommissionsverlag von Ernst Schulze, Stendal 1912, S.204.
↑ abFranz Mertens: Heimatbuch des Kreises Gardelegen und seiner näheren Umgebung. Hrsg.: Rat des Kreises Gardelegen. Gardelegen 1956, DNB1015184308, S.208.
↑Einwohnerentwicklung 2012 in den Ortsteilen. In: Volksstimme Magdeburg. 1. Mai 2013 (volksstimme.de [abgerufen am 20. Februar 2022]).
↑Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S.63 (genealogy.net [Volltext und Scan]).