Eisenbahnbrücken werden in Deutschland als Talbrücken bezeichnet, wenn die Brückenfahrbahn mehr als 14 Meter über dem Gelände liegt.[1]
Geschichte
Im mittelalterlichen Brückenbau wurden meist Gewässer, also niedrige Hindernisse wie ein Bach, Fluss oder eine enge Schlucht überwunden. Beispiele dafür sind die Teufelsbrücke oder die alte Lorzentobelbrücke in der Schweiz. Befand sich so eine Brücke in einem Tal, musste zur Überquerung des Tals der Höhenunterschied zweimal überwunden werden. Eine Talbrücke unterscheidet sich von einer Flussbrücke dahingehend, dass sie mehrere Hindernisse überspannt.[2]
Für die historischen Pferdefuhrwerke war der Abstieg zum Fluss noch möglich. Mit der Industrialisierung und der Erschließung durch die Eisenbahn änderten sich aber auch die Ansprüche an eine Brücke. Die Eisenbahn kann im Regelfall lediglich Steigungen von bis zu 30 Promille überwinden (Näheres hier). Zwar können Straßenfahrzeuge Steigungen bis zu 20 Prozent bewältigen, doch ist es aus Gründen der geradlinigeren Streckenführung und der höheren Fahrgeschwindigkeit sinnvoller, dass Autobahnen und Schnellstraßen Täler auf Brücken überqueren. Diese Entwicklung des Brückenbaus lässt sich verschiedentlich an der historischen Entwicklung veranschaulichen, zum Beispiel an den drei Lorzentobelbrücken im Kanton Zug (Schweiz). Das Lorzentobel wird überspannt von einer alten Holzbrücke aus dem Jahr 1759, einem Bogenviadukt aus dem Jahr 1910, welcher auch für den Straßenbahnbetrieb geeignet war, und einer modernen Spannbetonbrücke von 1985.
Brücken, die ein ganzes Tal überspannen, waren beim Autobahnbau gefragt und wurden mit verschiedenen Bautechniken verwirklicht. In der Schweiz wurde dabei der Begriff Talbrücke[3] synonym mit Viadukt verwendet. Der Begriff Talbrücke wurde im Bauwesen auch für Viadukte entlang eines Hanges verwendet,[4][5] also nicht nur bei der Querung eines Tales.
↑Rolf H. Pfeifer, Tristan M. Mölter: Handbuch Eisenbahnbrücken. DVV Media Group, Hamburg 2008, ISBN 978-3-7771-0378-5, S. 60
↑Ammann, Walter / Bachmann, Hugo: Erdbebenbeanspruchung von Hochbauten nach verschiedenen Normen und Berechnungsverfahren, Schweizer Ingenieur und Architekt, Verlags-AG der akademischen technischen Vereine, Band: 99 (1981), Heft: 6, doi:10.5169/seals-74425
↑Dauner, Hans-Gerhard: Entwicklungen im Verbundbrückenbau, Schweizer Ingenieur und Architekt, Verlags-AG der akademischen technischen Vereine, Band: 114 (1996), Heft: 42, doi:10.5169/seals-79062
↑Lebel, Hans / Dietrich, Martin: Talübergang im Bereich eines grossräumigen Kriechhanges: die neue Lombachbrücke Habkern. Schweizer Ingenieur und Architekt, Verlags-AG der akademischen technischen Vereine, Band: 101 (1983), Heft: 16, doi:10.5169/seals-75120
↑Boon, A. / Bernoux, P.: Die Autobahnbrücke über die Baye de Montreux, Schweizerische Bauzeitung, Verlags-AG der akademischen technischen Vereine, Band: 87 (1969), Heft: 18: Generalversammlung SIA Montreux 9.-11.5.1969, doi:10.5169/seals-70666