Die Tabun-Höhle (deutschBackofen-Höhle) ist eine Höhle im Naturschutzgebiet Nahal Me’arot im Karmel-Gebirge (Israel), knapp 20 Kilometer südlich von Haifa. Die Höhle ist ein bedeutender Fundplatz von Knochen und Werkzeugen der Neandertaler. Die etwa 25 Meter mächtige Schichtenfolge enthält Fundschichten des Alt- und Mittelpaläolithikums, die an der Basis etwa 500.000 Jahre alt sind. Die jüngsten Schichten sind etwa 40.000 Jahre alt.[1][2] Im Jahr 2012 wurde die Höhle in das UNESCO-Welterbe aufgenommen.
Die Höhle wurde von der britischen Archäologin Dorothy Garrod entdeckt und zwischen 1929 und 1934 erstmals untersucht.[3][4] Spätere Grabungen (1967–1972) wurden unter Leitung von Arthur Jelinek in den unteren Schichten durchgeführt, die dem Acheuléen, Amudien und Jabrudien zuzuordnen sind.[5] Die unteren Schichten wurden erneut in den 1990er Jahren von Avraham Ronen (Universität Haifa) untersucht.[6]
Funde
Bedeutend in ihrer Funddichte sind besonders die Fundschichten des Moustériens. Die Bestattung eines vermutlich weiblichen Neandertalers (Tabun C1 oder Tabun 1) aus der Schicht B oder C der Höhle ist auf ein Alter von 80.000–120.000 Jahren datiert worden.[7] Sie wurde von einer örtlichen Mitarbeiterin namens Yusra entdeckt.[8] Annähernd gleich alt ist der bis auf einen linken Schneidezahn (I1) vollständig bezahnte Neandertaler-Unterkiefer Tabun 2.[9] Das Alter weiterer isolierter Zähne aus den B-Schichten wurden mittels ESR und Uran-Thorium-Datierung ermittelt. Diese bestätigten ein radiometrisches Alter von 80.000–90.000 Jahren.[10] Die Fehlerbreite der Daten aus denselben stratigraphischen Einheiten im Vergleich der radiometrischen Methoden von ESR und TL wird jedoch als erheblich eingeschätzt.[11]
In einer 16 Meter tief liegenden Fundschicht wurden verbrannte Steine gefunden, die auf ein Alter von 350.000 Jahren datiert und als Beleg von regelmäßigem Feuermachen interpretiert wurden.[12]
↑Rainer Grün, Chris Stringer: Tabun revisited: revised ESR chronology and new ESR and U-series analyses of dental material from Tabun C1. In: Journal of Human Evolution. 39, 2000, S. 601–612, doi:10.1006/jhev.2000.0443.
↑Dov Zviely, Ehud Galili, Avraham Ronen, Amos Salamon, Zvi Ben-Avraham: Reevaluating the tectonic uplift of western Mount Carmel, Israel, since the middle Pleistocene. In: Quaternary Research. 71, 2009, S. 239–245, doi:10.1016/j.yqres.2008.11.008.
↑Garrod, D.A.E., Bate, D.M.A.: The Stone Age of Mount Carmel I: Excavations at the Wadi El-Mughara. Clarendon Press, Oxford, 1937.
↑Theodore Doney McCown und Arthur Keith: The Stone Age of Mount Carmel. Vol. II: The Fossil Human Remains from the Levalloiso-Mousterian. Oxford University Press at the Clarendon Press, Oxford 1939.
↑Arthur Jelinek, William R. Farrand, Georg Haas, A. Horowitz, Paul Goldberg: New excavations at the Tabun Cave, Mount Carmel, Israel, 1967–1972. A Preliminary Report. In: Paléorient 1, 2, 1973, S. 151–183.
↑Avraham Ronen, Alexander Tsatskin: New interpretation of the oldest part of the Tabun cave sequence, Mount Carmel, Israel. In (H. Ullrich, Ed.) Man and Environment in the Paleolithic. ERAUL, Band 62, 1995, S. 265–281.
↑Henry P. Simpson, John J. Schwarcz, Christopher B. Stringer: Neanderthal skeleton from Tabun: U-series data by gamma-ray spectrometry. In: Journal of Human Evolution. 35, 1998, S. 635–645, doi:10.1006/jhev.1998.0252.
↑Tabun 1, Smithsonian National Museum of Natural History.
↑Alfredo Coppa, Rainer Grün, Chris Stringer, Stephen Eggins, Rita Vargiu: Newly recognized Pleistocene human teeth from Tabun Cave, Israel. In: Journal of Human Evolution. 49, 2005, S. 301–315, doi:10.1016/j.jhevol.2005.04.005.
↑A. R. Millard: A critique of the chronometric evidence for hominid fossils: I. Africa and the Near East 500-50 ka. In: Journal of human evolution. Band 54, Nummer 6, Juni 2008, S. 848–874, ISSN0047-2484. doi:10.1016/j.jhevol.2007.11.002. PMID 18201747.
↑Ron Shimelmitz et al.: ‘Fire at will’: The emergence of habitual fire use 350,000 years ago. In: Journal of Human Evolution. Band 77, 2014, S. 196–203, doi:10.1016/j.jhevol.2014.07.005
Stätten der menschlichen Evolution im Karmelgebirge: Höhlen von Nahal Me’arot im Wadi el-Mughara